GPT: Auf ins Große Predigt Turnier
Die Seligpreisungen sind für Prediger so etwas wie ein katechetischer Elfer ohne Torwart. Eine homiletische Fingerübung. „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.“ Ein paar historisch-kritische Anmerkungen, ein bisserl Persönlich-Anekdotisches, eine moralinsaure Pointe, fertig. „Geben ist seliger denn Nehmen. Probieren wir es, seien wir großzügig!“, heißt es entsprechend im Vorschlag des „Predigtforums“, des „Gault-Millau“ unter den digitalen Predigt-Handbüchern.
Der Pfarrer von Brunn am Gebirge hat dies zum Anlass für einen interessanten Wettbewerb genommen: Mensch gegen Maschine. Künstliche gegen priesterliche Intelligenz, Tom Kruczynski gegen GPT-3, den Chatbot, der aktuell in aller Munde ist. Wer hält die bessere Predigt über die Seligpreisungen? Ausgetragen via Youtube. Der Chatbot geht souverän vor, variiert die Inhalte des Evangeliums sprachlich, stellt sie zueinander ins Verhältnis und kommt zur Conclusio: „Das ist der Kern der Seligpreisungen: die Liebe zu Gott und Liebe zu den Mitmenschen. Lassen wir uns inspirieren, sanftmütig, barmherzig und reinen Herzens zu sein und uns für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen.“ Schon tausendmal gehört. Aber immerhin: nicht falsch.
Dann der Priester. Er wählt gleich den persönlichen Weg, spricht von eigener Unzulänglichkeit, vom Ringen um richtig und falsch, von einem „Resonanzraum“, den die Seligpreisungen öffnen. Die Kommentare unter dem Video sprechen ihm den Sieg zu. „Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Maschine kann nicht von eigenen Erfahrungen berichten.“ Ich zweifle. Denn der Priester formuliert Sätze wie: „Es werden diejenigen seliggepriesen, die bei uns oft am Rande der Gesellschaft stehen, die wir vielleicht für anstrebenswert halten, aber wo es dann bei uns doch in der Umsetzung an ganz rationalen Überlegungen scheitert.“ Ah. Verstehe ich nicht. Einer AI wäre so was wohl nicht über die digitalen Lippen gekommen.
Dafür aber gibt sie tatsächlich brauchbare Predigttipps, die ich unseren Predigern gerne weitergebe: „1. Fokussiere dich auf ein biblisches Konzept oder eine Geschichte und zeige, wie es auf das tägliche Leben angewendet werden kann. 2. Stelle eine Verbindung zu Ereignissen her, die die Gläubigen betreffen, und zeige, wie die Bibel Lösungen oder Trost bieten kann. 3. Ermutige die Gläubigen dazu, ihre eigene Beziehung zu Gott zu stärken, indem du Tipps für spirituelles Wachstum gibst, z. B. regelmäßiges Bibellesen, Gebet oder Gemeinschaft mit anderen Gläubigen.“ Der Punkt zumindest geht an die Maschine.