Gottloser Lieferkettenengpass
Ehe-Gespräche drehen sich häufig um alltägliche Dinge wie Kleidungsfragen. Vor wichtigen Ereignissen – Taufe, Begräbnis – fällt nicht selten die Frage: „Schatz, was soll ich anziehen?“ Erfahrene Geehelichte wissen: Jetzt bloß nichts Falsches sagen – denn das kann teuer werden. Folgt dann der appellative Zusatz „Ich hab ja nichts!“, darf man gewiss sein: Es wird teuer. Gänzlich neu ist mir, dass solcherlei Problem(chen) auch in zölibatär abgeschirmten Kirchenkreisen bestehen. Der edle römische Priesterausstatter Barbiconi hat nun gemeldet, dass die rote Seide knapp wird. Ein gänzlich gottloser Lieferkettenengpass. Priesterliche Kniestrümpfe, Polohemden mit römischem Kragen in flottem Stein-, Maus- oder Zementgrau und handgeklöppelte Bischofsstäbe um 5.000 Euro sind verfügbar und per Klick über den Webshop des „Clerical Catalogue“ zu haben. Knapp hingegen sind Soutanen in Kardinalsrot.
Ein Randgruppenproblem? Mitnichten! Denn an diesem Samstag sollen 21 Kirchenmänner von Papst Franziskus neu ins Kardinalskollegium aufgenommen werden. Und die müssen rot gewandet vor den Papst treten. Soutane, Chorhemd, Schärpe, Scheitelkäppchen und Birett – alles aus roter Moire-Seide. Bei aktuell bis zu vier Monaten Lieferzeit wird das knapp. Rund 2.000 Euro pro Person kostet das Ganze die neuen Kardinäle. Oder sollte man sagen: den Kirchenbeitragszahler? Übrigens gibt es auch in Österreich solche Priesterausstatter – inklusive perfekter Webshops, wo man sich mit ein paar Klicks z. B. in der Rubrik „Günstiges Eck“ eine rote Priesterstola um 150 statt 210 Euro sichern kann oder ein Weihwassersprühfläschchen zu 1,70 Euro. Aber eine Alternative für die 21 „Neuen“ sind die Shops leider nicht – denn die nötige Ware wird zwar in Weiß und Schwarz, nicht aber in Rot angeboten. Die Ausstattung von Kardinälen scheint in Österreich kein lohnender Geschäftsbereich zu sein.
In Ehen endet die kleine Kleidungssentenz häufig mit hilflosen Sätzen wie: „Dann zieh doch einfach das Schwarze an …“ Ich persönlich fände es eine durchaus ins Kirchenbild des Franziskus passende Form des Ungehorsams, wenn der ein oder andere Neo-Kardinal – vom „anderen Ende der Welt“ kommend – dies auch symbolisch deutlich machte, indem er in schlichtes Weiß oder Schwarz gewandet erscheint. Als einfacher Pilger und Diener. Bei Kardinälen geht das nicht, lese ich, da die Farbe Rot für die „Treue bis zum Blutvergießen“ steht. Arme Zölibatäre. Nicht einmal dieses Joch bleibt ihnen erspart.