Gott bezeugen

7. Sonntag der Osterzeit
Ausgabe Nr. 19
  • Sonntag
Nahaufnahme zweier Hände, die eine Hostie in die Höhe halten.
Eucharistie ist Gegenwart Gottes. ©iStock.com/faabi

Gedanken zur 1. Lesung von Sr. M. Anna Pointinger

7. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B – 12. Mai

Die Frage, wer den Auferstandenen bezeugen kann, wird zunächst eng mit dem irdischen Leben Jesu und der jüdischen Mutterreligion verbunden. Das zeigen der Bezug zur Erfüllung der Schrift und die Zahlensymbolik: So steht zwölf in Bezug zu den zwölf Stämmen Israels, 120 ist das Zehnfache von zwölf ...

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Wie würden die Kriterien für Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung Jesu heute aussehen? Historisch betrachtet könnte sie niemand erfüllen. Mit seiner Auferstehung hat uns Jesus seine von Zeit und Ort unabhängige, bleibende Gegenwart und Nähe zugesagt, die es zu bezeugen gilt. Er „geht ein und aus“ – er ist zu Hause in unserem Leben, wenn wir die Sakramente empfangen.

Allen voran ist die Eucharistie das Sakrament seiner Gegenwart. Teresa von Ávila bringt es auf den Punkt, wenn sie vom „Gefährten im allerheiligsten Sakrament“ spricht, in dessen Macht es anscheinend nicht lag, sich auch nur einen Augenblick von uns zu entfernen. Das Mitfeiern der Feste des Kirchenjahres bildet die „ganze Zeit“ ab, von der die Rede ist, angefangen bei der Taufe durch Johannes bis zur Himmelfahrt Jesu und zu weiteren Festen, und befähigt uns zu Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung.

Die Wahl des Matthias zum Apostel zeigt das Vertrauen in Gottes Hilfe bei Entscheidungen auf und macht nachdenklich. Welches „Los“ fällt mir zu? Zu welchem Dienst im Reich Gottes bin ich erwählt? Dieser Dienst kann und wird mich erfüllen, wenn ich ihn leidenschaftlich erfülle! Sei es nun die Entscheidung, sei es der eingeschlagene Weg, ich darf vertrauen, dass Gottes liebende Gegenwart mit mir ist.

 

1. Lesung Apostelgeschichte 1,15–17.20a.c–26

Wer kann die Auferstehung Jesu bezeugen?

In jenen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder – etwa hundertzwanzig waren zusammengekommen – und sagte: Brüder! Es musste sich das Schriftwort erfüllen, das der Heilige Geist durch den Mund Davids im Voraus über Judas gesprochen hat. Judas wurde zum Anführer derer, die Jesus gefangen nahmen. Er wurde zu uns gezählt und hatte Anteil am gleichen Dienst. Es steht im Buch der Psalmen: Sein Amt soll ein anderer erhalten! Es ist also nötig, dass einer von den Männern, die mit uns die ganze Zeit zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde – einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein. Und sie stellten zwei Männer auf: Josef, genannt Bar­sabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Dann beteten sie: Du, Herr, kennst die Herzen aller; zeige, wen von diesen beiden du erwählt hast, diesen Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen! Denn Judas hat es verlassen und ist an den Ort gegangen, der ihm bestimmt war. Sie warfen das Los über sie; das Los fiel auf Matthias und er wurde den elf Aposteln zugezählt.

2. Lesung 1 Johannes 4,11–16

In der Liebe erkennen wir Gott.

Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet. Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt: Er hat uns von seinem Geist gegeben. Wir haben geschaut und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott. Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

Evangelium Johannes 17,6a.11b–19

Jesus kam in eine Welt, die anders als er ist.

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir! Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllte. Aber jetzt komme ich zu dir und rede dies noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich ­heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit ­geheiligt sind.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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