Glauben ohne Sonntagsmesse
Ist das möglich?Eine interessante Frage. Bleiben wir zunächst beim Wortlaut: „Mein Glaube zeigt sich ja nicht darin, ob ich die Messe besuche.“ Ja und nein: Der Glaube zeigt sich in der Lebensführung. Sie besteht vor allem im Verhalten im Alltag, aber zur Lebensführung gehört auch die explizite religiöse Praxis.
Die Mitfeier der Sonntagsmesse reicht bei weitem nicht aus, um ein christliches Leben zu führen, aber ohne sie geht es auch nicht. Denn zum Glauben gehören laut Jesu Hauptgebot notwendigerweise Gottesliebe und Nächstenliebe.
Nun könnte man einwenden, die Gottesliebe könne sich auch anders zeigen als durch die Mitfeier des Sonntagsgottesdienstes. Stimmt, das ist bei Nichtchristen der Fall: Ihr Glaube an Gott zeigt sich nicht im sonntäglichen Gebet. Für Christen hingegen ist der Gottesdienst am Sonntag konstitutiv, für Katholiken in der Form der Sonntagsmesse.
Katholiken, die meinen, sie könnten gläubig sein, ohne die Sonntagsmesse mitzufeiern, haben sich meistens die tiefe Bedeutung von „Kirche“ nicht zu eigen gemacht. Worin besteht sie? Jesus hätte leicht als solistischer Wunderheiler wirken können, tat er aber nicht. Sondern er sammelte und sandte die zwölf Apostel sowie weitere Männer und Frauen in seinem Namen. Er beauftragte sie und übertrug ihnen das Wirken in seinem Namen. Warum? Weil seine zentrale Botschaft darin besteht, dass Gott durch Menschen zu Menschen kommt, in erster Linie durch den Menschen Jesus von Nazaret. Das steht in der Mitte der sonntäglichen Versammlung: dass Jesus nicht nur in exklusiven Herzensbeziehungen (die auch nötig sind) erreichbar ist, sondern mir sakramental vermittelt durch die Kirche begegnet.
Einen Hinweis gibt das letzte Wort in der gestellten Frage: „Mein Glaube zeigt sich ja nicht darin, ob ich die Messe besuche.“ Tatsächlich: Wenn man die Messe nur besucht wie eine Veranstaltung, zeigt sich darin kein Glaube, weil man ein distanzierter Beobachter bleibt. Wenn ich sie allerdings mitfeiere, dann drückt sich darin mein Glaube aus, der gegebenenfalls auch bereit ist, für diese Mitfeier ein Opfer zu bringen.
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