Glaube als Stütze in Krisenzeiten
GlaubenszeugnisDie Sozialpädagogin Martina Völkerer-Tiefengraber fand durch priesterliche Begleitung in einer Krise neuen Boden unter den Füßen. Seit Jahrzehnten ist sie in ihrer Pfarre Sankt Valentin-Landschach im Bezirk Neunkirchen engagiert. Priester haben ihr im Leben schon oft wichtige Impulse gegeben.
Ein schwerer Neubeginn
Frau Völkerer-Tiefengraber, Sie sind durch eine Krise, so sagen Sie, zum ‚Herzensglauben‘ gekommen. Das war vor 25 Jahren. Was ist passiert?
Als mein drittes Kind fünf Jahre alt war, haben mein damaliger Mann und ich uns scheiden lassen. Das war für mich eine sehr harte Zeit. Der Zisterzienserpater Franz Edlinger hat mir damals sehr geholfen, gemeinsam beteten wir immer wieder: ‚Herr, dein Wille geschehe.‘ Durch viele Gespräche mit Pater Franz konnte ich das, was mir passiert war, loslassen. Ich war im Frieden – auch wenn die erste Zeit allein mit den Kindern natürlich sehr schwierig war.
Schon davor als junge Frau habe ich durch den Salesianerpater Rudi Osanger den Glauben auf eine ganz neue Art erfahren. Ich habe Pater Rudi bei einem Praktikum im Rahmen der Ausbildung zur Sozialpä- dagogin kennengelernt. Bei einer Woche für Ehepaare war ich Kinderbetreuerin und erlebte als 17-Jährige mit, wie Pater Rudi diese Ehepaare begleitet hat. Dass man über den Glauben auch über Probleme und Herausforderungen in der Beziehung reden kann, war für mich damals etwas ganz Neues. Das hat mich sehr begeistert. Mit Pater Rudi ist daraufhin eine Freundschaft entstanden. Er ist mir ein großes Glaubensvorbild, hat drei meiner vier Kinder getauft, und wir sind bis heute in Kontakt.
Neues Glück und Engagement in der Pfarre
Sie haben sich dann wieder verliebt.
Meinen zweiten Mann habe ich in der Pfarre Sankt Valentin-Landschach kennengelernt. Er ist der Bruder meiner besten Freundin. Mit ihm habe ich noch eine Tochter bekommen. Wir haben damals begonnen, die Kindermette zu gestalten und bei Familienmessen mitgewirkt. Seitdem bin ich in der Pfarre engagiert. Auch meine Töchter haben ministriert. Ich habe immer versucht, meinen Kindern Glauben vorzuleben. Jetzt sind sie erwachsen, gehen eher nur zu den großen Festen in die Kirche. Sie leben den Glauben nicht so intensiv, wie ich das vorgelebt habe.
Herausforderung und Frieden mit den eigenen Kindern
Wie geht es Ihnen damit?
Ich habe schon damit gehadert und mich gefragt, ob ich alles richtig gemacht habe. Eine Zeitlang war das für mich nicht so einfach, aber jetzt habe ich meinen Frieden damit gefunden. Jedenfalls haben wir stets eine gute Gesprächsbasis, das ist mir sehr wichtig und ich weiß, dass Gott trotzdem in ihrem Leben präsent ist. Ich schreibe meinem Mann und meinen Töchtern zum Beispiel jedes Jahr zu Weihnachten einen Brief, in dem ich ihnen für das vergangene Jahr Danke sage.
Wichtige Begleiter auf dem Glaubensweg
Neben den beiden Priestern Pater Rudi Osanger und Pater Franz Edlinger ist Ihnen auch Pater Philemon Dollinger, der Pfarrer von Sankt Valentin-Landschach, ein wichtiger Begleiter.
Ich bin sehr dankbar, dass Pater Philemon in unsere Pfarre gekommen ist. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit bei uns habe ich ihm in einem seelsorglichen Gespräch mein Herz ausgeschüttet, ihm von meiner gescheiterten Ehe, von meinem Mann und meinen Töchtern erzählt. Ich habe Gott alles hingegeben. Dieses Gespräch hat mich sehr berührt und meinem Leben und meiner Beziehung eine neue Richtung verliehen. Seitdem spüre ich eine tiefe Zufriedenheit in mir, mit meinem Leben, mit meinem Mann. Mein Eindruck ist, dass sich meine Gottesbeziehung in den vergangenen Jahren noch einmal erneuert hat.
„Ich habe schon damit gehadert und mich gefragt, ob ich alles richtig gemacht habe.“
Ein spiritueller Start in den Tag
Sie stehen jeden Tag um fünf Uhr früh auf. Starten Sie mit einem Gebet?
Fünf Uhr früh ist meine Zeit, und es ist die Zeit für mein Gebet. Ich stehe auf, trinke in Ruhe einen Kaffee, lese in einem spirituellen Buch, höre Podcasts zu Glaubensthemen und bete. Besonders wertvoll ist mir das Vaterunser, es ist für mich ein Gebet, bei dem ich mich Gott sehr nahe fühle.
Martina Völkerer-Tiefengraber
- Alter: 52
- Wohnort: St. Valentin-Landschach
- Lebensmotto: Es ist ein Geschenk Gottes, dass ich jeden Tag neu beginnen kann.
- Gott ist für mich: Liebe und Wärme. Der, zu dem ich mit Vertrauen immer kommen kann
- Sonntag bedeutet für mich: mit Gott zur Ruhe kommen und inne halten.