Gimme some Futter in Fischöl!
Essen ist bekanntlich Beten mit dem Magen. Und so bemühe ich mich seit geraumer Zeit um eine Intensivierung meines Gebetslebens. Yuna und Lisa empfehlen dazu, Trockenfutter mit Knochensuppe, püriertem Obst, Eigelb und einem Schuss Fischöl aufzupeppen. 403.000 Aufrufe verzeichnet ihr Video. Willkommen bei TikTok, dem sinnbefreiten Spielplatz für alle, die ihren Schulabschluss im Fach Handywischen gemacht haben. Influencer und Influenza liegen hier nah beieinander.
Und auf ebendieser Plattform tummeln sich inzwischen auch kirchliche Einrichtungen und Personen. So wie seit Neuestem die Diözese Graz-Seckau. Sie lässt ihren Bischof verschmitzt in die Kamera lächeln, einen 92-jährigen Priester unbeholfene Tanzschritte vollführen und einen ganzen Saal Begeisterter bunte Tücher schwenken, hinterlegt mit dem Abba-Song „Gimme! Gimme! Gimme!“ Klar, Social Media geht nicht ohne Augenzwinkern. Aber wenn Ordensfrauen zur Textzeile „Gimme! Gimme! Gimme a man after midnight …“ abzappeln, liegt mir das fast schwerer im Magen als Trockenfutter mit Fischöl. Ich kenne ja die Argumente, die dafür sprechen, als Kirche dort präsent zu sein, wo sich junge Menschen heute so rumtreiben. Aber ich frage mich, was bei solchen Kurzvideos bei den Jugendlichen hängen bleibt. „Hey, Kirche, leiwand! Da zahl ich gern den Beitrag!“? Wäre Jesus heute tatsächlich auf TikTok, wie Bischof Krautwaschl mutmaßt? Oder würde er manchmal vielleicht eher still mit dem Finger in den Sand malen und hoffen, dass der digitale Smartphone-Kelch an ihm vorübergehen möge?
Ich bin wahrlich kein medialer Kostverächter und ja, ich verstehe, wenn Kirche sich bemüht, eine zeitgemäße Sprache zu finden. Aber Form und Inhalt sollten halt einander entsprechen und nicht so weit auseinanderfallen, dass am Ende nur mehr (Fremd-)Scham bleibt.
Vielleicht sollten wir eine Alternative zu TikTok entwickeln. Ich schlage – in Anlehnung an den Josefstag, den wir an diesem Wochenende feiern – das Netzwerk „TekTon“ vor. So wurde Josef im Matthäusevangelium bezeichnet. Es bedeutet so viel wie Bauhandwerker. Baumeister wäre zu viel, Hilfstschackl zu wenig. Ein solider Handwerker, der sich nie in die erste Reihe drängte. Wäre das nicht unser Ort als Christen? Die einfachen, wenngleich kundigen und manchmal dabei stillen Arbeiter im Weinberg des Herrn? Ein solches Netzwerk wäre vielleicht nicht sehr sexy. Aber es wäre vielleicht näher dran an dem, was wir Leben nennen.