"Gewalt gegen Frauen ist leider Dauerbrenner“

Katholische Frauenbewegung
Ausgabe Nr. 42
  • Österreich
Autor:
Erna Novosel: Miteinander unterwegs für ein gutes Leben für alle.
Erna Novosel: Miteinander unterwegs für ein gutes Leben für alle. ©Privat

„Mitmischen“ können und wollen: Das ist eines der Anliegen der katholischen Frauen. Erna Novosel, die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, über die bleibenden Herausforderungen dieser großen Gruppe der Katholischen Aktion.

Die mitgliederstärkste Organisation der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien im Bereich der Erwachsenen ist die Katholische Frauenbewegung. Zahlenmäßig wird sie nur übertroffen von der Katholischen Jungschar. Vorsitzende Erna Novosel spricht im Interview mit dem SONNTAG über die aktuellen Herausforderungen, aber auch über die Chancen für die Katholische Frauenbewegung.

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Wie Frauen mitgestalten

Wie gestaltet die Katholische Frauenbewegung den Wandel in Kirche und Gesellschaft mit?

ERNA NOVOSEL: Die Katholische Frauenbewegung hat drei klare Zielsetzungen, die hohe Aktualität haben: die eigenverantwortliche Lebensgestaltung von Frauen, die Gleichberechtigung von Frauen in Kirche und Spiritualität und die Gleichstellung und Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Das zeigt sich auch in unseren Aktivitäten, dass wir als Bewegung auf Veränderungen in Kirche und Gesellschaft antworten in der Vernetzung mit zahlreichen NGOs, wie etwa Religions For Future, Fairwandeln, Fairtrade, Fairsorgen, Armutskonferenz ... In der Aktion Familienfasttag schauen wir seit der Gründung 1958 über den Tellerrand auf Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in all unseren Projekten. Solidarität und Bildung sind Basis der Gestaltung des Wandels.

Welche neuen Wege werden von der Katholischen Frauenbewegung beschritten, welche Initiativen werden angegangen?

Die jahrhundertealten Themen wie Gewalt gegen und Unterdrückung von Frauen sind leider Dauerbrenner auf unserer Agenda. Für die Umsetzung von Frauenpriestertum und Diakonat für Frauen aufgrund unserer Taufwürde kämpfen wir weiter. Jahrzehntelange Friedensprojekte von Frauen wurden zunichtegemacht in einem „Dritten Weltkrieg in Etappen zu einem globalen Konflikt“, wie Papst Franziskus am 8. Jänner 2024 sagte. Deshalb fordern wir, dass weltweit Frauen in Friedensverhandlungen sofort eingebunden werden müssen. In Wien wird das Thema „Care“ in Bezug auf Geld, Sorgeökonomie, Arbeit, Klima und Mobilität in den Regionalimpulstreffen angeboten. In der Erzdiözese Wien befinden wir uns derzeit in einem Prozess der Überarbeitung unserer Statuten aus 1989. Nach einer Zeit des Übergangs in den letzten fünf Jahren ist es mir ein Anliegen, die Frauen an der Basis mit ihren aktuellen Forderungen unter notwendigen organisatorischen Adaptierungen mehr ins Geschehen einzubinden. Dazu möchte ich in diesem Arbeitsjahr mit hörendem Herzen Frauen in allen Dekanaten beziehungsweise Pfarren ansprechen, um in diesen Prozess möglichst viele Stimmen einzubeziehen.

„Gewalt gegen und Unterdrückung von Frauen sind leider Dauerbrenner.“

Erna Novosel

Junge Frauen auf der Suche nach Spiritualität

Was kann eine junge Frau 2024 motivieren, Mitglied der Katholischen Frauenbewegung zu werden?

Wir beobachten, dass viele Menschen auf der Suche nach Spiritualität sind, das trifft auch und gerade auf junge Frauen zu. Es gibt auch weiterhin Interesse, sich ehrenamtlich zu engagieren, aber die Art des Engagements hat sich geändert – es ist eher punktuell geworden. Neben Solidaritätsaktionen mit unseren Projektpartnerinnen aus dem Süden zum Familienfasttag, dem Weltgebetstag oder beim Frauenpilgertag gibt es viele Gelegenheiten mitzumischen. Die Aktion der Religions For Future zur heurigen Fastenzeit bis in die aktuelle Schöpfungszeit hinein –„Wählt das Leben“ (Deuteronomium 30,19) – gestalten Frauen der Katholischen Frauenbewegung seit Aschermittwoch österreichweit mit. Ich erlebe dort sehr viele junge Frauen (und Männer) miteinander unterwegs für ein gutes Leben für alle.

Wie kann die Katholische Frauenbewegung eine Stimme der Frau in der Kirche sein?

Heuer haben wir uns auf den Spuren der Hildegard von Bingen mit 185 Frauen aus ganz Österreich im Rheinland auf den Weg gemacht. Diese Visionärin hat sich schon vor 800 Jahren kirchenpolitisch eingemischt und hat uns auch heute noch etwas zu sagen. Die Katholische Frauenbewegung versteht sich als Anwältin und Stimme der an den Rand Gedrängten, der Nicht-Gehörten. „Mystik und Widerstand“ (Dorothee Sölle) meint das Engagement für ein Leben mit mehr als Konsum und Unterhaltung. In unseren Bildungsprojekten geht es darum, uns gegenseitig zu ermutigen, um uns in einer solidarischen Rückbesinnung auf einen gemeinsamen Weg zu begeben mit Menschen guten Willens. In der Gemeinschaft teilen wir unsere Freude und Hoffnung im Blick auf unseren gemeinsamen Schöpfer, der allen Geschöpfen Würde verliehen hat. Auch der Einsatz für die Frauenliturgie und die Rolle der Frau in der Kirche stehen im Zentrum unseres Engagements.

Schlagwörter
Autor:
  • Stefan Kronthaler
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