Gerechter Schutzpatron
Meinung
Warum wird der heilige Josef in letzter Zeit vor allem auch in liturgischen Texten besonders verehrt? Beim Stichwort Verehrung muss man unterscheiden zwischen der Anbetung Gottes und der Verehrung der Heiligen. Wenn es um die Verehrung des heiligen Josef geht, fällt auf, dass seine Verehrung einen langen Lauf nimmt. Man müsste Josef als einen Spätberufenen bezeichnen. Viele Jahrhunderte schenkten ihm keine größere Aufmerksamkeit. Es beginnt im Spätmittelalter. Den Kindheitsevangelien entsprechend stellen ihn die Krippendarstellungen meist als einen alten Mann dar. Eine aktive Rolle spielt er in den Darstellungen der Flucht nach Ägypten. Er führt das Reittier mit Maria und dem göttlichen Kind. Vor allem die heilige Teresa von Ávila schreibt in ihrer „Vida“, im Buch ihres Lebens, dass sie unseren Heiligen während ihrer schweren Krankheit im Alter von 24 Jahren zu ihrem Anwalt und Herrn erwählt hat. Auf seine Fürbitte hätte sie viel Gutes von Gott erlangt. Alle Klöster, die sie gegründet hat, hat sie daher dem heiligen Josef anvertraut.
Die Gestalt des heiligen Josef gehört zur konkreten Geschichte der Menschwerdung des Sohnes Gottes. Er ist ein „Gerechter“ (Matthäus 1,19), er gehört zu den Stillen im Land, von ihm ist kein einziges Wort überliefert (siehe auch Seite 9). Er ist ein Nachfolger des Herrn im Tun, ganz im Sinn des menschgewordenen Gottessohnes. Daher rief man ihn auch an als Schutzpatron der Kirche.
Im Umfeld der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils hat Papst Johannes XXIII. in das eucharistische Hochgebet den heiligen Josef eingefügt. Er hat damit dem Wunsch kanadischer Bischöfe entsprochen. In dem nordamerikanischen Land hatte sich eine besondere Verehrung entwickelt. Aber schon Papst Pius IX. hatte am 8. Dezember 1870 den heiligen Josef zum Patron der Kirche erklärt. Papst Franziskus hat den 150. Jahrestag 2020 gewürdigt und seine langjährige persönliche Verehrung fürdiesen Heiligen zum Ausdruck gebracht.
Zur Person
Josef Weismayer (88) lehrte bis 2004 Dogmatik an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien.
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