Geköpfte Marienstatue: Feminismus oder Zerstörung?
LeitartikelDas stellt, wie der Chefredakteur der Linzer Kirchenzeitung Heinz Niederleitner nüchtern schreibt, einen Straftatbestand der schweren Sachbeschädigung dar. Niemandem muss die gewählte Form gefallen: Esther Strauß zeigte die Gottesmutter in ihrer Skulptur in den Geburtswehen unter dem Titel „crowning“.
Gebärender Marienstatue den Kopf abgesägt
Ich selbst kann dem Anspruch der Künstlerin, die dies als Ausdruck des Feminismus verstanden wissen will, wenig abgewinnen und sehe die Interpretation besser im öffentlichen Raum aufgehoben. Aber es geht in einer kultivierten und demokratischen Gesellschaft nicht an, dass Vandalenakte toleriert werden – weder in einem Gotteshaus noch an anderen Orten. Wes Geistes Kind sind Menschen, die keine Scheu haben, so zu agieren?
„Der Zeit ihre Kunst – Der Kunst ihre Freiheit“
Als Wienerin begleitet mich dabei der Leitsatz der Wiener Secession: „Der Zeit ihre Kunst – Der Kunst ihre Freiheit“. Das der Kultur gewidmete Gebäude erfuhr zu seiner Eröffnung 1898 ebenfalls nicht ungeteilte Zustimmung. Das heute weltberühmte Jugendstilwerk wurde damals auch als „Tempel der anarchischen Kunstbewegung“ betitelt. Ich darf im Anschluss an diesen Leitartikel auf die Kuppel steigen und die charakteristischen Goldblätter in einer Kunstinstallation aus der Nähe betrachten. Es ist übrigens eine feministische Aktion, in der schwarze Damenstrümpfe zum Einsatz kommen. Zum Ausdruck gebracht wird damit die Selbstermächtigung schwarzer Frauen. Gut so! Aber wer weiß, was unsere Nachfahren in 100 Jahren erwartet?