Kardinal Schönborn: Eine Bilanz

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Der Hirtenhund zieht Bilanz über das Wirken von Kardinal Christoph Schönborn der Erzdiözese Wien.
Der Hirtenhund zieht Bilanz über das Wirken von Kardinal Christoph Schönborn der Erzdiözese Wien. ©Stephan Schönlaub
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Der Hirtenhund bellt diese Woche über die "Bilanz" nach 30 Jahren Kardinal Christoph Schönborn im Amt des Wiener Erzbischofes.

Will man einen gescheiten Jahresabschluss schaffen, ohne dass einem die Finanz auf die Pfoten steigt, so sollte die Gewinn-/Verlustrechnung halbwegs stimmig sein. Legt man das um auf das Geistliche, so kann man mit Kardinal Schönborn bilanzieren: „Wenn ich versuche, eine Verlust- und Gewinnrechnung zu machen, hat es zweifellos sehr schmerzliche Verluste gegeben, Kirchenaustritte, der immer noch nicht gestoppte Rückgang des Kirchenbesuches, auch der Rückgang des Ansehens der Kirche in der Öffentlichkeit, (…). Aber gleichzeitig gibt es (…) starke Gewinnzonen, echte Wachstumsbereiche.“

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Rückblick Interview mit Kardinal zum 20-Jahr-Jubiläum

Vorgelegt hat der Kardinal diese „geistliche Steuererklärung“ allerdings bereits vor fast 15 Jahren im Interview mit dem SONNTAG zu seinem 20-Jahr-Jubiläum. Als ich das Interview nun (wieder) las, war ich überrascht: In vielen Passagen könnte es auch heute so wieder erscheinen. Das löste in mir zwei Fragen aus: Hat sich denn in den Jahren bei aller Krisenstimmung wirklich so wenig getan? Ist am Ende unsere ganze Heimat namens Kirche doch viel stabiler, als wir befürchten? Oder aber ist unser Reden von Kirche und Glauben so irrelevant geworden, dass wir ohne Scham heute reden könn(t)en wie vor 15 Jahren?

Der Kardinal als Hirte der Herde

Im selben Interview betonte Schönborn, dass es ihm stets ein Anliegen war, als Hirte nicht nur der Herde voranzugehen, sondern ihr auch mal lernend zu folgen. „Als Hirt musst du der Herde vorangehen, aber manchmal bemerkt der Hirt, dass die Herde in eine Richtung geht, die ihn überrascht. Dann folgt er ihr etwas besorgt und stellt fest, die Herde hat eine Weide gefunden, an die er nicht gedacht hat.“ Leider bleibt ein wichtiger Punkt unerwähnt: Schließlich braucht jeder gute Hirte auch einen entsprechenden Hirtenhund – der dem Hirten freundlich an die Wadeln stupst, wenn er zu langsam hinter der Herde hergeht.

Zum Abschied, lieber Hirte, daher ein schwanzwedelndes Wuff! – denn auch wenn du dich hin und wieder über mein anonymes Kläffen geärgert haben magst: Es bleibt doch stets ein dir und unserer Kirche zugeneigtes Kläffen.

Und: Kläffende Hunde beißen nicht. Sie hängen treu an ihrem Herrchen, selbst dort, wo sie ihm widersprechen. Und sie bleiben gleichsam als Inventar erhalten, bis ein neues Herrchen sich zu ihrem Körbchen beugt. Zurück zum früheren Interview: Dort schloss der Kardinal seine geistliche Steuererklärung mit einer Formulierung von tatsächlich zeitloser Aktualität. Ich empfehle sehr, sie bei einer Steuerprüfung einmal dem Finanzamt entgegenzuschleudern. Auf die Frage nämlich, was unterm Strich als Bilanz bleibe, sagte er damals: „Glaube – Hoffnung – Liebe“.

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