Religiöse Fakes aus China
HirtenhundEin Betrugsskandal erschüttert den katholischen Orbit: 100.000 gefälschte Rosenkränze, Papstbildchen und Medaillen aus China sollen in Rom in Umlauf gebracht worden sein. Besonders infam: „Drahtzieher sollen chinesische Staatsbürger sein.“ Zuletzt hatte ja „der Russe“ als Generalbösewicht wieder Konjunktur. Die chinesische Kopisten-Mafia hatte ich kaum mehr auf dem Schirm. Aber dass nun ausgerechnet „das“ kommunistische, anti-christliche Paradeland sich des katholisch-spirituellen Zentralmobiliars bemächtigt und Rosenkränze fälscht, das hätte ich nicht gedacht.
Fakes aus China: Gefälschte Glaubensobjekte
Aber irgendwie amüsiert es mich daher natürlich auch. Denn ehrlich gesagt: Ich habe mich bis dahin noch nie gefragt, ob mein Rosenkranz „echt“ ist. Und woran merkt man gegebenenfalls, dass es sich um eine Fälschung handelt? Dass nur neun statt zehn Perlen zur Zählung des „Gegrüßet seist du, Maria“ aufgefädelt sind? Dass die Gebete nicht erhört werden? Dass er im Dunklen in KP-Rot leuchtet?
Fake-Gegenstände aus China
„In Lagern wurde weitere Fake-Ware gefunden, darunter kleine Madonnen mit Weihwasserbecken, Postkarten mit Papst Franziskus, Medaillen und Kruzifixe, alle in China produziert und täuschend echt“, geht die Pressemeldung weiter. Fake-Postkarten mit einem Fake-Papst? Was sieht man darauf? Franziskus mit weißer Bomberjacke, wie er zuletzt KI-generiert durch die sozialen Netzwerke geisterte? Oder sind die ganzen Gegenstände vom KP-Geheimdienst verwanzt und übermitteln die heimlichen Gebete ahnungsloser Katholiken jetzt zu Xi Jinping persönlich?
Warum der Ursprung keine Rolle spielt
Die Echtheit – jetzt einmal ernsthaft und aus rein religiöser Betrachtung heraus – bemisst sich natürlich nicht danach, wo und wie ein geistlich verwendeter Gegenstand produziert wurde, sondern danach, ob er zu Einkehr, Gebet, Transzendenz anleitet. Wenn es hart auf hart kommt, kann selbst ein aus Ikea-Regalbrettern gezimmertes Kreuz zum Ort authentischer religiöser Erfahrung werden.
Authentische Begegnung mit dem Kardinal
Eine authentische religiöse Erfahrung können Sie übrigens auch Mitte Jänner machen: beim Gottesdienst und Abschiedsfest für Kardinal Schönborn. Krach-Medien orteten eine Sensation, „heute“ sprach von einem „Paukenschlag! Kardinal Schönborn tritt ab“. Nun ja, Paukenschläge haben die Angewohnheit, lange nachzuhallen. In dem Fall offenbar fünf Monate – denn die Information war bereits Ende Mai per Newsletter verbreitet und auch medial rezipiert worden. Aber seien Sie versichert: Falls Sie sich zum Gottesdienst und Dankfest anmelden, so stehen die Chancen gut, dem wirklichen Kardinal Schönborn zu begegnen. Fake-Kardinäle und Imitate aus China dürften bis dahin aussortiert sein.