Fußball: Ein Priester packt aus

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 29
  • Österreich
Autor:
Michael Semmelmeyer ist Teil des österreichischen Priesterfußballnationalteams. ©FotografieLink
Jungpriester: Der Priesterberuf beinhaltet viele Aufgaben, die Michael Semmelmeyer große Freude machen. ©Katharina Mayr

Michael Semmelmeyer blickt im Gespräch auf sein erstes Jahr als Seelsorger zurück. Derzeit arbeitet der 29-jährige Priester in Perchtoldsdorf als Kaplan.

Die Aufgaben von Priester Semmelmeyer sind vielfältig und sehr arbeitsintensiv: Neben dem „Tagesgeschäft“ der Messen ist er in der Erstkommunions- und Firmvorbereitung mit jeweils rund 100 Kindern oder Jugendlichen eingesetzt. Semmelmeyer wird viel für Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse angefragt und unterrichtet in der Volksschule Religion. Jugendtreff, Mini- stranten- und Jungscharstunden sowie Sitzungen der verschiedenen pfarrlichen Gremien gehören ebenfalls zu seinem Arbeitsalltag.  

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Der Beruf Priester

Ist der Priesterberuf so, wie Sie sich das vorgestellt haben?

Ich würde nicht sagen, dass es komplett so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber es gibt vieles, das ich gerne mache, wie etwa die Beichte hören. Das ist für mich ein schöner Dienst, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, wenn ich merke, dass sie sich wirklich mit ihrem Leben auseinandersetzen. Für Studienkolleginnen und -kollegen, Freundinnen und Freunde und Verwandte bin ich, seit ich Priester bin, Gesprächspartner in Glaubensfragen, aber auch bei Problemen im Leben generell. Das ist schön, aber auch sehr fordernd, weil man die Weisheit durch die Weihe auch nicht mit dem Löffel gefressen hat. Diese Gespräche geben mir den Ansporn, mich weiterzubilden, weil die Menschen mit den verschiedensten Problemstellungen auf mich zukommen.

Wie sind Priester untereinander vernetzt? Haben Sie noch Kontakt zu den Priestern, die mit Ihnen im Seminar waren?

Bei der Chrisammesse und den Priesterweihen sollten theoretisch alle Priester zusammenkommen. Viele Priester treffen einander regelmäßig, teilweise einmal im Quartal mit ihrem Weihejahrgang. In meinem Fall ist das noch nicht so. Wir sagen immer, wir sollten das machen und kommen dann aus zeitlichen Gründen nicht dazu. Unser Jahrgang war aber ein sehr harmonischer. Und natürlich ruft man, wenn man was braucht, zum Beispiel für die Firmlingsbeichte, einen Priester an, den man kennt, und bittet ihn um Unterstützung. Sonst ist man vernetzt mit den Priestern, mit denen man in der Pfarre und im Dekanat zusammenarbeitet.

„Gesprächspartner  in Glaubensfragen, aber auch bei Problemen im Leben 
generell zu sein, ist schön, aber auch sehr fordernd.“

Priester und Fußball

Sie sind ja auch Teil des österreichischen Priesterfußballnationalteams.

Ja, und als solcher möchte ich, gemeinsam mit einem jungen Kollegen aus Innsbruck, das Training etwas professioneller gestalten. Dass sich ein Vorarlberger und ein Burgenländer schnell zu einem Training treffen, ist ja ein bisschen unpraktisch. Daher sollen zwei Trainingsgruppen, eine in Ost- und eine in Westösterreich gebildet werden.  

Das ist ja dann auch so eine Möglichkeit, bei der sich Priester vernetzen können, oder?

(Michael Semmelmeyer lacht.) „Da trifft man sich, spielt Fußball und redet sehr wenig über Pastoral.“ 

Wie Priester wahrgenommen werden

Wie wird „der Priester“ in der Gesellschaft wahrgenommen?

Die Abweisung, die es noch vor einigen Jahrzehnten gegeben hat, gibt es bei vielen nicht mehr. Den Menschen, die nichts mehr mit Kirche zu tun haben, ist das einfach egal, das ist nicht mehr der kämpferische Atheismus. Auf Partys oder im Alltagsleben stelle ich immer wieder fest: Natürlich geht es dann gleich um Sexualität. Wenn du sagst, du bist im Seminar, dann gibt es keine Tabuthemen mehr, dann heißt es gleich: „Wie ist das bei dir mit dem Sex?“ Da bin ich dann auch schon mal in die Gegenoffensive gegangen und habe mir, gemeinsam mit anderen Theologiestudentinnen und -studenten, den Spaß gemacht und die Leute auf einem Theologen-Fest gefragt: „Heast, wie ist denn das: Hast du eigentlich Sex vor der Ehe?“ Das geht halt bei so einem Festl, wo die Leute schon gut drauf sind, da haben sogar manche geantwortet. 

Ist Sexualität dann tatsächlich das einzige Thema?

Es ist schön, dass sich aus solchen Situationen, in denen es zuerst um Sexualität geht, oft schöne, tiefgreifende Gespräche über den Glauben entwickeln. Dabei stellen Menschen auch die Frage nach der Berufung, oft mit dem Zusatz, ob sie so etwas Persönliches fragen dürfen. Da haben sie dann plötzlich Angst, wenn es darum geht, einen Priester nach seinem Glauben zu fragen. 

Autor:
  • Sandra Lobnig
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