Für faire Arbeitsbedingungen weltweit

Kampf gegen Ausbeutung
Ausgabe Nr. 24
  • Soziales
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Kinderarbeit am Beginn von Lieferketten – das Gesetz soll jetzt für mehr Transparenz sorgen. ©Jugend Eine Welt

Am 1. Juni wurde im EU-Parlament beschlossen, was schon jahrelang von diversen Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen sowie Bürgerinitiativen gefordert wird: das EU-Lieferkettengesetz. Warum stellen sich manche immer noch taub, obwohl die Rufe danach immer lauter werden?

Die Globalisierung bringt lange, meist undurchsichtige Lieferketten mit sich. Woher die Rohstoffe für Kleidung, Elektrogeräte oder Lebensmittel kommen oder wie die Produkte hergestellt werden, kann in den meisten Fällen nur schwer bis gar nicht von Konsumentinnen und Konsumenten ausfindig gemacht werden. Das Erschreckende daran: Umweltzerstörung, Ressourcenausbeutung und Menschenrechtsverletzungen werden dadurch sozusagen unter den Tisch gekehrt.

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Sorgfaltspflicht auf EU-Ebene

Bisher war es den einzelnen Staaten selbst überlassen, ob Unternehmen sich freiwillig an Richtlinien zur fairen und umweltfreundlichen Produktion halten oder ob dies gesetzlich verpflichtend sein soll. In einigen Ländern ist bereits Zweiteres der Fall – beispielsweise durch das „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz“ in Deutschland oder das französische „Loi de vigilance“ . Sinn und Zweck dahinter: Unternehmen, die sich nicht an gewisse Standards halten, sollen zur Verantwortung gezogen werden. Damit die Sorgfalt in Lieferketten künftig nicht mehr auf Freiwilligkeit und länderspezifischen Differenzen basiert, wird aktuell an einem EU-weiten Gesetz gearbeitet.

Organisationen wie etwa Global 2000 fordern mehr Transparenz entlang der Wertschöpfungskette. „Es braucht ein einheitliches, verpflichtendes Gesetz für alle“, betont Anna Leitner, Ressourcensprecherin von Global 2000, „Die Freiwilligkeit bringt nicht die dringend notwendigen Veränderungen. Die Chance, die sich uns jetzt auftut, wird so schnell nicht wieder kommen. Eine Chance auf eine bessere Gesellschaft.“

Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfen

Die AG Rohstoffe der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar (DKA) sieht einen Teil der Problemlösung in der Kreislaufwirtschaft. Für Herbert Wasserbauer von der DKA ist eine Senkung der Rohstoffnachfrage essenziell. Anstatt Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt ständig neu abzubauen, um sie anschließend nach kurzer Verwendungszeit wegzuwerfen, solle der Fokus darauf gelegt werden, sie mittels Kreislaufwirtschaft wiederzuverwenden. „Wir haben genug Rohstoffe auf Lager – in Autos, in Gebäuden, in der Infrastruktur. Wir müssen nur umdenken und die Nutzungsdauer durch Recycling verlängern.“

Menschen haben Rechte

Nicht nur im Bereich des Umweltschutzes brauche es Veränderungen, sondern vor allem, wenn es um Arbeitsbedingungen und Menschenachtung geht, plädiert die südafrikanische Aktivistin Samantha Hargreaves. Die Gewinnung von beispielsweise Mineralien oder Metall gehe stets mit hohen Kosten einher – Kosten, die von den ärmsten Menschen getragen werden. Hargreaves ist Gründerin des pan-afrikanischen Bündnisses WoMin (women in mining), das Frauen in ihrem Widerstand gegen unethische Arbeitsbedingungen unterstützt. „In Ländern wie Uganda, Nigeria oder der Demokratischen Republik Kongo ist die Geschichte leider immer dieselbe: Gewalt an Arbeitskräften im Rohstoffabbau, speziell an Frauen, die auch sexuelle Gewalt erfahren müssen. Man sollte sich also fragen: Wie erfahren jene Menschen Gerechtigkeit, die über Jahrhunderte hinweg die Kosten für unsere privilegierte Entwicklung getragen haben?“

Schritt für Schritt zu mehr Gerechtigkeit

Auf genau diese Frage könnte das EU-Lieferkettengesetz eine Antwort sein. Im EU-Parlament wurde dem Vorschlag der Kommission zugestimmt, in den nächsten Monaten wird über das endgültige Gesetz diskutiert. „Ein lückenloses Lieferkettengesetz ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen menschenunwürdige Arbeit“, betont auch Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt. Samantha Hargreaves ruft dazu auf, faire Arbeitsbedingungen endlich verpflichtend in den Vordergrund zu rücken: „Wir müssen den jahrhundertealten Schaden reparieren. Das sind wir den Menschen schuldig, die bis heute die Opfer unseres Wohlstands sind.“

Autor:
  • Rebecca Marchhart
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