Friede sei mit dir!

Fastenserie mit Äbtissin Hildegard Brem - Teil 7
Ausgabe Nr. 12
  • Spiritualität
Autor:
Zwei weiße Tauben
Jetzt gilt es unser Bemühen um Frieden, zusammen mit dem auferstandenen Herrn, in die Welt zu tragen. ©Adobe Firefly
Hildegard Brem im Kreuzgang
Die Zisterzienserin Dr. M. Hildegard Brem (geboren 1951 in Wien) ist Äbtissin der Abtei Mariastern-Gwiggen in Hohenweiler in Vorarlberg und begleitet uns mit ihren Beiträgen zum Thema „Frieden“ durch die Fastenzeit. ©Lucas Breuer/Katholische Kirche Vorarlberg

FASTENSERIE: Entdecken Sie die Weisheiten von Äbtissin Hildegard Brem zur Kunst des inneren Friedens in einer Welt voller Oberflächlichkeit. Wie tiefe Erfüllung und Frieden aus der inneren Sehnsucht erwachsen.

Am Ende dieser Fastenserie ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Ist es eine Erfolgsbilanz oder eher das Gegenteil? In beiden Fällen gilt der Friedensgruß des Auferstandenen für jeden und jede von uns!

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Mit diesem Gruß zeigt sich der auferstandene Herr am Ostermorgen seinen Jüngern: Schalom! Es ist der allgemein übliche Gruß im Orient, aber er gewinnt bei ihm eine neue Tiefe und Bedeutung. Kein Wunder, wenn die Jünger nicht nur über seine Auferstehung, sondern auch über diesen Gruß fassungslos gewesen sind! Sie waren ja nicht gerade leuchtende Vorbilder in den Tagen des Leidens und Sterbens Jesu: Er wurde von ihnen verraten, verleugnet oder zumindest von fast allen verlassen. Kaum einer glaubte noch an seine Botschaft des Friedens und der Erlösung.

Hildegard Brem

Podcast mit Äbtissin Hildegard Brem


"Wer sehnt sich nicht nach Frieden?", fragt Äbtissin Hildegard Brem bei der Faschingsjause. Sie meint, dass das Thema weltpolitisch ist, denn Friede ist ein Sehnsuchtsziel. Ihre These zum persönlichen Friedensweg: "Haben wir nichts gelernt aus der Geschichte? Wer selber im Unfrieden lebt, kann keinen Frieden weiter geben."


Zum Podcast und zum Rezept
 

Die Podcast-Reihe "SONNTAGs-Jause" erscheint jeden Sonntag auf den gängigen Podcast-Plattformen wie

Und da kommt Jesus und ruft den Seinen den Friedensgruß zu. Ist das zu fassen? Was will er damit ausdrücken? Dass er von ihrem Fehlverhalten nichts weiß oder dass es ihm egal ist? Wohl kaum. Sein Friedensgruß bringt die Botschaft der Auferstehung zu ihnen als seinen ersten Zeugen. Sie lautet: Ich habe gesiegt, das Böse ist überwunden, nicht mit Waffengewalt, sondern durch die Kraft der Geduld, der Liebe und der bedingungslos ausgestreckten Hand. Wer auch immer ihr seid und wo auch immer ihr steht, das Angebot gilt und lädt euch zu einem neuen Beginn ein. Was bedeutet das für uns, was bedeutet es, liebe Leserinnen und Leser, für jede und jeden von Ihnen?

Bedingungsloses Angebot

Sie haben in den vergangenen Wochen der Fastenzeit über den Frieden meditiert und den einen oder anderen Schritt in diese Richtung gesetzt.

  • Vielleicht können Sie dankbar feststellen, dass sich etwas in Ihrem Herzen oder Ihren Beziehungen geändert hat.
  • Vielleicht haben Sie ein tieferes Verständnis dafür gewonnen, dass Friede nicht nur erkämpft, sondern auch erlitten werden will.
  • Vielleicht ist Ihnen ein neuer Zugang zum Leiden und Sterben Jesu geschenkt worden.
  • Vielleicht war es aber auch ein Auf und Nieder, ein Wechselbad von Versuchen, Fehlschlägen und Neuanfängen ohne greifbares Ergebnis.
  • Vielleicht müssen Sie sogar sagen, dass trotz all Ihrer Versuche anscheinend nichts Positives herausgekommen ist.

Wie auch immer! Der Friedensgruß des Auferstandenen gilt für jede und jeden von Ihnen! Er lädt Sie ein, ihn anzunehmen und sich zu freuen, dass seine Liebe unabhängig ist von unseren Erfolgen. Er zeigt uns auch, dass sichtbare Ergebnisse nicht erzwungen, sondern nur als Geschenk empfangen werden können. Und er zeigt an seinem eigenen Beispiel, dass der Friede auf dieser Welt immer sehr zerbrechlich ist.
 

Erfahrungen der ersten Jünger Jesu

Das sehen wir deutlich an der Apostelgeschichte, aus der in der Osterzeit die Messlesungen genommen werden. Manche stellen sich das Leben der Urkirche etwas romantisch als eine fortgesetzte Bekehrungswelle vor. Solche Christen würde ich einladen, einmal dieses Buch aufzuschlagen und nachzulesen. Ich beneide keinen der Apostel um sein Schicksal: Es ist richtig, da gab es wunderbare Erfolge, Bekehrungen, Wunder, aber ebenso Verfolgung und Kerker, Verachtung, Vertreibung und Tod. Und diese Zweideutigkeit ist bis heute so geblieben in unserer Welt und auch in unserem Leben.Und doch dürfen wir glauben, dass Jesus endgültig gesiegt hat und dass der letzte Akt der Weltgeschichte einmal den vollendeten, immerwährenden Frieden für alle Menschen und Zeiten hervorbringen wird. Bis dahin aber wird es ein Auf und Ab und ein Wechsel von Erfolg und Misserfolg sein, denn Jesus ist nicht gekommen, um uns zu Erfolgsmenschen zu machen, sondern um die Frucht des Friedens auf dieser Erde wachsen zu lassen.

Versprechen des auferstandenen Herrn

Und der Auferstandene gibt uns dazu noch als Trost die Zusage: „Seht, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20) Das bringt auch der Eröffnungsvers der Ostermesse zum Ausdruck: „Ich bin erstanden und immer bei dir.“ Mit ihm im Boot kann unser Bemühen nicht vergeblich sein, auch wenn sich sichtbare Ergebnisse vielleicht erst viel später oder auf dieser Erde gar nicht einstellen werden. Möglicherweise haben Sie jedoch bei Ihren Bemühungen das Geschenk des inneren Friedens trotz äußerer Schwierigkeiten gespürt. Es ist die vom Heiligen Geist geschenkte Ahnung, dass das Gute stärker ist als das Böse und der Frieden mächtiger als Krieg und Hass. Das ist der Friede, den Jesus allen schenken will, wenn er verheißt: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch!“ (Joh 14, 27)

Ist unser Bemühen um Frieden jetzt zu Ende? Nein, im Gegenteil: Jetzt beginnt es erst richtig, zusammen mit dem auferstandenen Herrn, der in jedem von uns leben und wirken will! 

Autor:
  • Äbtissin Hildegard Brem
    Hildegard Brem
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