Franziskus im Nebel?
Was ist denn da in den Heiligen Vater gefahren? Da ist ihm doch glatt bei einer Generalaudienz der römische Kragen geplatzt und er hat – so wird es berichtet – richtig einen auf grantiger Wiener gemacht. Der Grund – ein Hund. Oder vielmehr dessen Frauchen. Denn dies habe eine Tragetasche geöffnet, in der ein kleiner Artgenosse saß, und gesagt: „Das ist mein Kind, bitte segnen Sie ihn.“ Daraufhin sei ihm sein Pileolus hochgegangen und er habe geschimpft: „So viele Kinder leiden an Hunger, und Sie bringen mir einen Hund zum Segnen!“
Der Anlass des (un)franziskanischen Tiertadels war eine Veranstaltung über niedrige Geburtenraten. Bei dem Thema stochert Franziskus offenbar noch im Nebel – und greift dabei gern auf uns Vierbeiner zurück. Mal mahnt er, gute Katholiken müssten sich nicht „wie die Karnickel vermehren“ – und tun sie’s nicht, so passt ihm das auch wieder nicht und er mosert, dass Hunde in Familien wie Ersatzkinder gehalten werden, während zu wenige Kinder geboren werden. Ja, was denn nu? Diese Frage schwebt ja inzwischen über vielen Baustellen, die Franziskus eröffnet und teils noch nicht geschlossen hat. Ob es um wiederverheiratet Geschiedene geht, um die Zukunft des Zölibats oder um Reformen in der Kirchenleitung. Viele Erwartungen standen und stehen im Raum. Hoffnungen auf Halde. Klare Antworten bleiben oftmals aus. Er hat entschieden, wenig zu entscheiden. Im Sprung gehemmt. Und gilt das nicht auch für seine Haltung zum Ukraine-Krieg? Schweigt er nicht allzu beharrlich dazu, wer Opfer und wer Täter ist? Hätte er nach ihrer Begegnung vergangene Woche nicht klarer, entschiedener dem Anliegen des ukrainischen Präsidenten Selenskyj entsprechen müssen, sich hinter den ukrainischen Friedensplan zu stellen? Nein! Denn vatikanische Friedensdiplomatie fußt auf dem klugen Grundsatz, dass sich der Papst nicht gemeinmacht mit Partikularinteressen, sondern sich einzig der Autorität der Leidenden verpflichtet weiß – und die gibt es auf beiden Seiten.
In Österreich liegt die Geburtenrate übrigens bei 1,44 Geburten pro Frau. Deutlich steigern ließe sich dies rein statistisch, wenn mehr Menschen dem italienischen Trend folgten und die 630.000 Hunde im Land wie Ersatzkinder hielten. Dann hätten wir nicht nur rund 83.000 Geburten/Kinder pro Jahr, sondern wir kämen insgesamt auf einen Kinderhunde-Index von 713.000 oder eine Geburtenrate von 79,2 Kindern/Hunden pro Frau (zugegeben, nicht ganz bundrein gerechnet). Das führt uns dann wieder zurück zu Franziskusʼ „Karnickel-Gate“. Wäre eine klare Ansage. Aber wohl auch keine Lösung.