Franziskus: Jesuit + Lateinamerikaner
Kirche-Sein als gemeinsamer Weg
Schon in den ersten Tagen begeisterte der Papst die Öffentlichkeit durch Demutsgesten und Bescheidenheit. Bereits im April 2013 setzte Franziskus eine Kardinalskommission zur Erarbeitung einer Kurienreform ein. Im Dezember 2014 machte der Papst mit einer Brandrede vor den versammelten Vatikanbehörden Schlagzeilen. Er zählte 15 „Krankheiten“ auf, darunter spirituelle Vergessenheit, übertriebene Geschäftigkeit, Lästerei, Neid und Doppelmoral. Im Juni 2019 schrieb der Papst den deutschen Katholiken und lobte ihr Engagement und ihre Reformanstrengungen. Zugleich mahnte er die Einheit mit der Weltkirche an.
Papst Franziskus auf dem menschenleeren Petersplatz
Franziskus musste angesichts der weltweiten Pandemie Ostern 2020 auf dem menschenleeren Petersplatz und im menschenleeren Petersdom feiern, die Bilder gingen um die Welt.
Im Juli 2021 schränkte der Papst die Feier der sogenannten Alten Messe ein. Der von Benedikt XVI. 2007 in größerem Umfang erlaubte außerordentliche Ritus darf nur noch unter engen Auflagen gefeiert werden. Im zehnten Jahr seines Pontifikats überraschte Franziskus wieder einmal viele mit einem Dokument zur Reform der Kurie. Sie kannte nun keine Kongregationen und Räte mehr, sondern machte die Behörden schlicht zu Dikasterien. Diese können – auch das war neu – prinzipiell auch von Nicht-Klerikern geleitet werden.
Der Synodale Prozess
Dass von Amtsmüdigkeit nie wirklich die Rede war, belegte das wohl bedeutendste Projekt des Papstes: der weltweite Synodale Prozess mit den beiden Bischofssynoden 2023 und 2024 in Rom. Wenn Franziskus von Synodalität sprach, war damit in erster Linie ein Kirche-Sein als gemeinsamer Weg der Gläubigen gemeint – in der Sprache des Konzils das „pilgernde Volk Gottes“ als Metapher für die Kirche. Gleichzeitig ging es um ein Mehr an „Gemeinschaft, Partizipation und Mission“. Erstmals ernannte ein Papst eine maßgebliche Anzahl von Nicht-Klerikern – also auch Ordensfrauen oder Männer und Frauen aus dem Laienstand – als stimmberechtigte Mitglieder einer Bischofssynode. Völlig neu war das Setting der Versammlung im Vatikan: Runde Tische statt Frontalunterricht. Und an einem runden Tisch – lediglich ein wenig erhöht – saß Franziskus und hörte meistens zu.
Papst Franziskus hatte viele innerkirchliche Turbulenzen zu lösen
Innerkirchliche Turbulenzen löste gleich rund um den Jahreswechsel 2024 die römische Erklärung „Fiducia supplicans“ aus, die erstmals auch eine katholische Segnung homosexueller Paare erlaubte. Im Oktober 2024 kam der weltweite Synodale Prozess in der Kirche zu einem Abschluss ohne Ende. Insgesamt schloss der mehrjährige Prozess – für viele das wichtigste Projekt des Pontifikats von Franziskus – harmonisch und mit einem Abschlusspapier, das sich der Papst umgehend zu eigen machte und zur Umsetzung freigab. Für Aufsehen sorgte der Wunsch von Franziskus, später einmal nicht im Petersdom, sondern in Santa Maria Maggiore und schlichter als seine Vorgänger im Papstamt begraben zu werden. Die Vorschriften für die Begräbnisfeierlichkeiten wurden entsprechend angepasst. Am Heiligen Abend 2024 eröffnete Franziskus das größte katholische Pilgerereignis in Rom. Rund 30 Millionen Besucher werden zum Heiligen Jahr 2025 erwartet, mit zahlreichen Einzelevents im Beisein des Papstes.
Stärkung der Frau in der Kirche
Und im Februar 2025 setzte der Papst ein Zeichen: Mit der Ernennung der Franziskanerin Petrini setzte Papst Franziskus seine Pläne zur Stärkung der Rolle von Frauen in der Kirche fort. Schwester Raffaella ist die erste Regierungschefin im Vatikanstaat. Petrini war ab ersten März in ihrer neuen Funktion die Nummer eins im Staat der Vatikanstadt – nicht jedoch an der Kurie. Franziskus kritisierte immer wieder die „klerikale und chauvinistische Mentalität“, die man überwinden müsse.: „Gott sei Dank werde die Ordensbehörde im Vatikan von einer Präfektin geleitet“, sagte er zu Beginn des Jahres mit Verweis auf Schwester Simona Brambilla. Mit ihr ist übrigens Kardinal Schönborn gut bekannt.

Radiotipp: Übertragung des Papst-Begräbnisses
radio klassik Stephansdom übertragen am Samstag, 26. April die Beisetzung von Papst Franziskus via Übernahme der Übertragung von Radio Vatikan ab 10 Uhr live. Es kommentieren Silvia Kritzenberger und Pater Martin Wolf.