Klimavorteile durch fleischfreie Freitage

Umwelt
Ausgabe Nr. 38
  • Soziales
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Fleischfreie Freitage: Die Kuh freut´s.
Ein Kilogramm Rindfleisch produziert rund 13,3 Kilogramm CO2, beim Kilo Geflügel- und Schweinefleisch liegt der Wert immerhin noch bei 3,5 beziehungsweise 3,3 Kilogramm. ©Tatiana Krakowiak/ by-studio
Fleischlose Freitage bringen Vorteile für die Umwelt und das Klima.
Biologische, saisonale und regionale Lebensmittel kommen nicht nur dem Klima, sondern auch unserer Gesundheit und dem Wohl der Tiere zugute. ©Tatiana Krakowiak/ by-studio

Können fleischfreie Freitage das Klima retten? Nachforschungen über eine katholische Tradition und ihre Folgen für den Klimawandel.

Um gegen den Klimawandel anzukämpfen, müssen wir nicht nur die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas stoppen. Auch was unsere Ernährung betrifft, müssen wir dringend umdenken. Dabei können fleischfreie Freitage vielleicht helfen. 

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Katholische Tradition als Klimaretter

Zugegeben: Die Idee war nicht brandneu. In einer Studie untersuchten britische Wissenschaftler vor zwei Jahren die – positiven – Auswirkungen, die ein wenigstens zeitweiser Verzicht auf Fleisch auf unser Klima hätte. Der Zugang war allerdings anders als bei vielen Studien davor. Die Forscherinnen und Forscher nämlich versuchten vor allem den Einfluss aufzuzeigen, den besonders Katholikinnen und Katholiken hätten, wenn sie sich auf eine alte Tradition ihres Glaubens zurückbesinnen würden: den fleischfreien Freitag.

Fleischfreie Freitage und ihre Wirkung

„Mit mehr als einer Milliarde Mitgliedern auf der ganzen Welt ist die katholische Kirche in einer sehr guten Position, um den Klimawandel abzumildern“, erklärte Studienleiter Shaun Larcom von der Abteilung für Landökonomie in Cambridge. Besonders auch Papst Franziskus habe sich immer wieder entschieden für radikale Antworten auf den Klimawandel ausgesprochen. „Wenn der Papst nun alle Katholikinnen und Katholiken der Welt aufriefe, an Freitagen auf Fleisch zu verzichten, könnte das ein wichtiger Ausgangspunkt für eine günstige Emissionsverminderung sein“, so Shaun Larcom.

Die globale Kirche als Umweltschützer

Die Forscher nahmen als Grundlage Zahlen aus dem Vereinigten Königreich: Als 2011 die katholischen Bischöfe von England und Wales zur Rückkehr zum fleischfreien Freitag aufgerufen hatten, habe ungefähr ein Viertel der rund sechs Millionen Katholiken seine Essgewohnheit dementsprechend umgestellt. Dadurch wurden laut der Studie rund 55.000 Tonnen Treibhausgase im Jahr eingespart. Das zeige, dass, selbst wenn global nur eine Minderheit der Katholiken sich für einen fleischfreien Freitag entscheiden würde, das den CO2-Ausstoß schon erheblich reduzieren könnte, betonte Shaun Larcom. 

Ernährungsvorschriften verschiedener Religionen 

Mitautor Luca Panzone von der Universität Newcastle fügte hinzu: „Unsere Studie untersuchte zwar eine Änderung der Praktiken unter Katholiken, aber viele Religionen haben Ernährungsvorschriften, die wahrscheinlich große Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen haben. Auch andere religiöse Führer könnten Verhaltensänderungen vorantreiben, um die Nachhaltigkeit weiter zu fördern und den Klimawandel abzuschwächen“.

Freitagsopfer: Von alten Traditionen zu modernen Umweltaktionen

Der fleischfreie Freitag, auch als Freitagsopfer bekannt, ist eine traditionelle Form des Verzichts in der katholischen Kirche. Er geht auf die Vorstellung zurück, in Anlehnung an den Karfreitag, als Jesus Christus gekreuzigt wurde, ein Opfer zu bringen, etwa durch Fleischfasten. In den letzten Jahrzehnten allerdings wurde das Freitagsopfer ausgeweitet und kann auch andere Formen annehmen. Das Direktorium der Erzdiözese Wien, das alle wesentlichen Informationen für die Feier der Liturgie in den Pfarrgemeinden innerhalb eines Kirchenjahres enthält, vermerkt zum sogenannten Freitagsopfer Folgendes:

„Das Freitagsopfer ist zu halten an allen Freitagen des Jahres, wenn nicht auf einen Freitag ein Hochfest fällt. Es kann verschiedene Formen annehmen: Verzicht auf Fleischspeisen, der nach wie vor sinnvoll und angemessen ist; spürbare Einschränkung im Konsum, besonders bei Genussmitteln; Dienste und Hilfeleistungen für den Nächsten. Das durch das Freitagsopfer Ersparte sollte mit Menschen in Not geteilt werden Aschermittwoch und Karfreitag sind strenge Fast- und Abstinenztage: Beschränkung auf eine einmalige Sättigung (Fasten) und Verzicht auf Fleischspeisen (Abstinenz). Das Abstinenzgebot verpflichtet alle, die das 14. Lebensjahr vollendet haben; das Fastengebot verpflichtet alle Volljährigen bis zum Beginn des 60. Lebensjahres.“

Fleischfreie Freitage: CO2-Fußabdruck der Fleischindustrie

Die Fleischindustrie gilt als einer der Hauptantreiber des Klimawandels. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Die Tiere benötigen Fläche und Futter. Fast ein Fünftel der weltweiten Treibhausgasemissionen werden allein durch die Rodung von Flächen für die Viehwirtschaft verursacht, die für den Anbau von Futtermitteln verwendet werde, so der World Wildlife Fund (WWF). „Denn stirbt die ursprüngliche Vegetation ab, wird gespeicherter Kohlenstoff frei.“ Ein Kilogramm Rindfleisch produziere mittlerweile rund 13,3 Kilogramm CO2, beim Kilo Geflügel- und Schweinefleisch liege der Wert bei 3,5 bzw. 3,3 Kilogramm. 

Der Wasserfußabdruck von Fleisch

Und auch der sogenannte Wasserfußabdruck, jener Begriff, mit dem die gesamte Menge Wasser, die Nationen, Unternehmen oder eben Verbraucherinnen und Verbraucher in Anspruch nehmen, bezeichnet wird, ist bei Fleisch besonders groß. In 1 kg Rindfleisch stecken im globalen Durchschnitt 15.415 Liter Wasser, in 1 kg Schweinefleisch 5.988 Liter Wasser und in 1 kg Geflügelfleisch 4.325 Liter Wasser. Zum Vergleich: Pro Jahr, so listet die Stadt Wien auf, werden in unseren Breiten pro Person etwa 47.500 Liter verbraucht – der Löwenanteil geht dabei an Duschen und Baden, das Betreiben der WC-Spülung, Wäschewaschen und Körperpflege, Wohnungsreinigung und Gartenbewässerung. 1.095 Liter davon werden zum Kochen und zum Durstlöschen verwendet. 

Veränderter Fleischkonsum in Österreich

In Österreich wird traditionell immer noch gerne Fleisch gegessen. Aber auch hierzulande ist ein Umdenken statistisch messbar. Konkret sinkt der Fleischkonsum in den vergangenen Jahren in Österreich kontinuierlich. Wurden 2007 noch 66,8 Kilogramm pro Kopf und Jahr verspeist, waren es 2023 nur noch 57,6 Kilogramm. Das dringend notwendige Umdenken hat also vielleicht sogar schon begonnen.

Autor:
  • Portraitfoto von Andrea Harringer
    Andrea Harringer
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