Filmtipp im März
KinoDas Ankommen in einer bildungsfeindlichen Dorfgemeinschaft wird für die Lehrerin Louise Violet zu einer Herausforderung. Die bewegende Tragikomödie von Éric Besnard lohnt den Besuch im Kino. Ein zweiter Tipp: Noch bis 25. März bietet das Jüdische Filmfestival „Shalom Oida“ eine große Auswahl an Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen in Wiener Programmkinos.
Filmtipp 1: Als die Schule ins Dorf kam
Die Geschichte folgt Louise Violet (Alexandra Lamy), einer engagierten Lehrerin aus Paris, die aufs Land geschickt wird, um eine Schule zu eröffnen. Ihr Ziel: Kindern aus Bauernfamilien das Lesen und Schreiben beizubringen. Doch das Landleben im 19. Jahrhundert ist hart, und die Kinder werden dringend als Erntehelfer benötigt. Trotz anfänglicher Widerstände und Unverständnis bleibt Louise standhaft und beeindruckt Bürgermeister Joseph (Grégory Gadebois) mit ihrem unerschütterlichen Glauben an Bildung.„Louise und die Schule der Freiheit“ führt die Zuseher auf wunderbare Weise in den Kosmos der Dorfgemeinschaft ein. Auch der Pfarrer, Père Francis (Patrick Pineau), spielt eine wichtige Rolle. Wie alle anderen muss auch er bei der Ernte helfen und führt mit Louise, deren Vergangenheit ein Geheimnis birgt, ein Beichtgespräch auf Augenhöhe.
Ein Meisterwerk von Éric Besnard
Regisseur Éric Besnard gelingt es, mit dieser bewegenden Tragikomödie besondere Eindrücke zu erzeugen, die lange nachwirken. „Louise und die Schule der Freiheit“ ist ein Meisterwerk des französischen Kinos, das mit seiner Klugheit und malerischen Bildkompositionen begeistert. Ein Film, der Herzen öffnet und zum Nachdenken anregt.
Filmtipp 2: Jüdisches Filmfestival
Noch bis 25. März bietet das Jüdische Filmfestival „Shalom Oida“ eine große Auswahl an Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen in Wiener Programmkinos. „Das Wesentlichste dabei ist für uns, dadurch dem zunehmenden Antisemitismus und Rassismus aktiv entgegenzuwirken – gerade vor den erschreckenden aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen“, heißt es auf der Website.
Der Film „The Story of Annette Zelman“ (24. 3., 18:30 Uhr, Metro-Kino) etwa basiert auf einer wahren Begebenheit: Im Paris des Jahres 1940, während die Stadt von den Nazis besetzt ist, verlieben sich die jüdische Kunststudentin Annette und der aus katholischer Familie stammende Jean unsterblich ineinander. Was folgt, ist ein tragisches Einzelschicksal unter unzähligen mörderischen Geschichten der Shoah.
Die Vielfalt dessen, was Jüdisch-Sein bedeutet, ist Inhalt vieler weiterer Film-Produktionen des heurigen Programms.
Kontroverse um den Film „Bonhoeffer“
Nach wie vor sorgt der vor kurzem in unseren Kinos gestartete Film „Bonhoeffer“ von US-Regisseur Todd Komarnicki für Diskussionen. Schon im Vorfeld gab es anhaltend Kritik an einer „bewussten Verdrehung“ und an „kultureller Aneignung“ des Films durch Kreise der christlichen Rechten in den Vereinigten Staaten. Bonhoeffer werde vereinnahmt, pervertiert und zu einem Kronzeugen gegen die liberale Demokratie umgedeutet, hieß es.
Der Film mit Jonas Dassler (Bild) als Dietrich Bonhoeffer und August Diehl als Bischof Martin Niemöller erzählt das Leben des Theologen und Widerstandskämpfers als klassische Filmbiographie mit einem Schwerpunkt auf Bonhoeffers Studienzeit in New York. Hinsichtlich der Darstellung des Titelcharakters als einsamer Held, der auch mit Gewalt agiert, gehe der Film an der historischen Figur vorbei, urteilte der Wiener Theologe Gunter Prüller-Jagenteufel im ORF-Interview. Kritisch äußerte sich der Theologe auch darüber, wie undifferenziert der Film mit Bonhoeffers Haltung zu den Plänen für ein Attentat gegen Adolf Hitler umgehe. Dem Mord am Tyrannen, der zumindest in der katholischen Tradition in bestimmten Fällen „aus entsprechendem schwerem Grund in Ordnung“ sein könne, habe Bonhoeffer in Wahrheit widersprochen. Auch die Nachfahren von Dietrich Bonhoeffer haben die Vermarktung und Vereinnahmung Bonhoeffers stark kritisiert.