Ferdinand Habsburg spricht über Glaubensfragen

Was soll das Ganze eigentlich?
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Ferdinand Habsburg sitzt vor dem kleinen Steffl
Ferdinand Habsburg sitzt vor dem kleinen Steffl ©Stephan Schönlaub
Ferdinand Habsburg sitzt vor dem Wiener Stephansdom
Ferdinand Habsburg sitzt vor dem Wiener Stephansdom ©Stephan Schönlaub

Ferdinand Habsburg stammt aus einer hochpolitischen Familie, die unser Land und Europa maßgeblich geprägt hat. Der katholische Glaube war im „Haus Österreich“ über sechs Jahrhunderte selbstverständlich. Im Interview erzählt der junge Nachfahre, warum er immer einen Rosenkranz bei sich trägt, weshalb es bei ihm mit der Firmung nicht auf Anhieb geklappt hat und was er beim Zweifeln gelernt.

Wie der heute 24-Jährige Ferdinand Habsburg seinen Glauben lebt, wollten wir von ihm wissen. Da es ein Gespräch unter jungen Menschen war, einigte man sich von Beginn auf das informelle Du-Wort.

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Du bist ein erfolgreicher Motorrennfahrer. Das Motorrennfahren kann schon einmal gefährlich sein.

Ferdinand Habsburg: Die meiste Zeit ist es gefährlich, zu leben. Da kannst du tun, was du willst, ob ich jetzt Rennfahrer bin oder nicht. Wir sind gerade in einer Pandemie und das Gebet kommt jeden Tag dazu, unabhängig davon, ob jetzt ein Rennen ist oder nicht. Das ist ein Ritual für mein Leben und es hilft halt auch in meinem Beruf. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich habe noch nie Angst gehabt beim Rennfahren. Es ist definitiv vorgekommen, aber es ist dann die Frage, wie du damit umgehst. Wenn man beginnt, Angst zu haben, sollte man am besten aufhören, weil man dann beginnt, an sich selbst zu zweifeln und dann auch schnell Fehlentscheidungen trifft.

Hättest du das Rennfahren für dich nicht entdeckt, wo wärst du stattdessen heute?

Ferdinand Habsburg: Als ich jünger war, habe ich mich viel für Musik interessiert und habe viele Instrumente gelernt. Priester wäre auch eine Option gewesen. Aber es passt so, wie es ist. Jetzt ist das Lenkrad dran.

Sind deine Geschwister auch an Extremsportarten interessiert?

Ferdinand Habsburg: Meine Schwestern sind viel bessere Variationen von mir selbst. Meine große Schwester ist eine tolle Mutter ihres ersten Kindes. Sie hat einen Sohn und sie ist sehr kreativ. Meine kleine Schwester ist mein Vorbild in vielen Bereichen. Und sie ist einfach besser aussehend und intelligenter als ich (lacht). Alles, was irgendwie wichtig ist im Leben, kann sie besser als ich. Das ist irgendwie cool, weil sie mich sehr inspiriert. Sie arbeitet an Filmdokumentationen, die extrem wichtig sind, speziell im Themenbereich Russland und Politik. Sie spricht Arabisch und kennt sich besser aus über die politische Situation im Mittleren Osten als die meisten Menschen. Sie sind beide tolle Mädels, aber es sind beide keine Extremsportlerinnen. Ich wollte mich da von ihnen unterscheiden. Ich musste irgendetwas besser können als sie. Alles andere können sie besser!

Und was sagen deine Eltern zu deinen sportlichen Erfolgen?

Ferdinand Habsburg: Ich habe ein Riesenglück, sehr coole Eltern zu haben, die immer unterstützend waren bei allem, was ich mir erträumt habe oder was ich gerne tun würde. Ich kann wohl sagen, dass sie sehr stolz auf mich sind. Besonders letztes Jahr war ein großer Durchbruch für mich. Meine Mutter war zum Beispiel bei meinem größten Sieg in Le Mans dabei. Sie hat schon so oft meine Momente im Sport miterlebt, wo ich aufgeben und nicht weitermachen wollte, als ich geweint habe, wenn es mir nicht gut ging oder wenn einfach nichts geklappt hat. Das hat sie alles gesehen.

Würdest du sagen, dass deine Eltern auch deinen Glauben unterstützen?

Ferdinand Habsburg: Hilfreich war die Glaubensfreiheit, die sie mir geschenkt haben. Ich würde sagen, vielleicht war das Gefühl von Zwang da, bis ich ca. zwölf Jahre alt war. Dann im Teenageralter haben sie mich immer unterstützt in dem, was ich tun wollte. Als junger Teenager wollte ich nicht mehr in die Messe gehen. Ich denke, meine Eltern haben selber daran geglaubt, dass ich dann auf meinem eigenen Wege zu Gott finde und dass es ein sehr starkes Gefühl sein wird, wenn ich dann selber zu Gott finde. Meine Eltern haben das also voll und ganz respektiert, dass ich die nächsten vier bis fünf Jahre nicht in die Messe gehen wollte. Es war immer das Angebot da, aber ich habe mich dagegen entschieden. Ich bin sehr dankbar für diese Glaubensfreiheit und das Vertrauen meiner Eltern, dass ich selbst herausfinde, was wichtig ist. Ich glaube, das spricht für ihre Erziehung. Meine Schwestern und ich, wir unterstützen uns gerne im Glauben. Wir nehmen uns Zeit, füreinander zu beten, weil wir denken: Das ist uns wichtig.

Ich bin sehr dankbar für diese Glaubensfreiheit und das Vertrauen meiner Eltern.

Deine Eltern sind getrennt. Wie es dir mit der Trennung deiner Eltern ergangen?

Ferdinand Habsburg: Ja, wir sind natürlich nicht perfekt gemacht. Meine Eltern sind Menschen so wie alle anderen. Es war eine schwierige, aber letztendlich auch eine gute Erfahrung, mitzubekommen, dass sie nicht perfekt sind. Natürlich war es am Anfang schwierig. Aber es ist eine Erfahrung, die mich irgendwie näher zu ihnen gebracht hat, weil wir vom Gefühl her ehrlicher reden konnten. Aber das Schöne ist: Durch die Liebe meiner Eltern konnte ich entstehen. Ich existiere, lebe noch und so ist ihre Liebe für immer sichtbar. Und obwohl sie nicht mehr zusammen sind als Paar, ist diese Liebe in einer anderen Form noch da.

Was hat dich dann doch zum Glauben motiviert?

Ferdinand Habsburg: Als ich 14 war, hieß es: „Du wirst gefirmt.“ Ich habe das dann damals so verstanden: „Du trittst jetzt in die Fußstapfen von Jesus hinein und du folgst ihm jetzt mit deiner Entscheidung.“ Ich kannte Jesus nicht und erst mit 17 Jahren habe ich das Gefühl gehabt, dass ich Jesus kennenlerne. Damals hat sich die Firmung richtig cool angehört, weil ich gerne Jesus folgen wollte. Diese Entscheidung führte dann dazu, dass sich diese Verbundenheit richtig in meinem Herzen verwurzelt hat. Von da an ist mein Glaube weiter gewachsen. Ich finde es also voll wichtig, dass man die Kirche hinterfragt und seinen Glauben. Es ist eigentlich besser, dass man das zuerst hinterfragt. Speziell als junger Mensch sollte man erkennen, worum es geht, damit man nicht blindlings glaubt. Ich sehe mich nicht als blind gehorsamen Gläubigen, würde ich jetzt einmal behaupten. Das Hinter­fragen hat mir sehr viel gebracht. Ich liebe die Frage: Was soll das Ganze eigentlich? Es ist gut, so richtig ehrlich in sich reinzuhören.

Erst mit 17 Jahren hat sich die Firmung für mich richtig cool angehört, weil ich dann gerne Jesus folgen wollte.

Gab es Momente, in denen du gedacht hast: Was soll das Ganze?

Ferdinand Habsburg: Es gibt Momente, wo man einfach konstant nur im Gespräch ist mit Gott. Man geht auf der Straße, man sieht ihn überall, in jedem Gesicht, von jedem Kind. Es gibt auch Momente, wo man denkt: Wo ist er eigentlich? Ich spüre nichts, gar nichts. Im Zweifeln bildet sich der Glaube eigentlich. Genau dort wächst man im Glauben. Und wenn man stark überzeugt glaubt, dann ist man zufrieden und es passt. Und das ist schön.

Gibt es einen Heiligen oder eine Heilige, der dich persönlich anspricht oder zu dem du gerne betest?

Ferdinand Habsburg: Ich bete eigentlich sehr, sehr viel zur Muttergottes, dass ich ohne Angst, aber voller Liebe und Zuversicht leben kann. Für mich als jungen Mann ist das Thema „Frau“ manchmal auch schwierig. So hilft mir die Gottesmutter auch extrem in der Beziehung zu meiner Mutter oder auch zu anderen Frauen – ich bin ja auch noch Single (lacht). Sie hat mir schon so viel geholfen und ich trage immer einen Rosenkranz in der Tasche mit mir. So ist sie immer bei mir.

Autor:
  • Kayla Raymundo
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