Gebetsübung Exodus 90

90 Tage für ein besseres Leben
Ausgabe Nr. 14
  • Leben
Autor:
Mann mit Bibel bei Exodus 90
Mann mit Bibel bei Exodus 90 ©Halfpoint, istock
Mann betet bei Exodus 90
Mann betet bei Exodus 90 ©MangoStar_Studio, istock

Anfang Jänner 2020 hat für Dominik Lapka eine ganz besondere Form der Fastenzeit begonnen: Exodus 90 heißt die spirituelle Übung für Männer, bei der durch Gebet, Askese und Gemeinschaft das Leben der Teilnehmer (noch) besser werden soll.

Im Internet ist Dominik Lapka vor einigen Jahren auf Exodus 90 aufmerksam geworden. „Irgendwie hat mich diese Art der spirituellen Übung, diese Art des Fastens für 90 Tage, sofort fasziniert“, erzählt er: „Mit gefiel die Aussicht, mich als Mensch weiter zu entwickeln und damit mein Leben noch besser zu machen. Vor gut einem Jahr hat dann ein befreundeter Priester Exodus 90 gemacht, ich habe damit noch mehr Informationen bekommen und dann beschlossen: Das mache ich auch.“

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Gebet, Askese, Gemeinschaft

Aber was ist Exodus 90 eigentlich genau? „Exodus 90 ist eine spirituelle Übung speziell für Männer, deren Ziel es ist, durch Gebet, Askese und Gemeinschaft ein besserer Christ, Ehemann, Vater, Freund zu werden“, sagt Dominik Lapka.

Ganz am Beginn, erzählt Dominik Lapka, stand bei ihm wie bei allen anderen, die Exodus 90 machen, eine klare und ehrliche Selbstreflexion: „Welche Gewohnheiten habe ich – was prägt meinen Alltag derzeit? Und dann ist die Aufgabe sozusagen tabula rasa zu machen – alles zu löschen, wenn man so will. Alte Gewohnheiten ablegen, um Platz für neue zu machen.“ 90 Tage dauere es deswegen, weil Exodus 90 auf der wissenschaftlichen Erkenntnis fußt, dass man 90 Tage braucht, um alte Gewohnheiten wirklich abzulegen und neue zu etablieren.

Aufgebaut ist Exodus 90 auf drei Säulen: dem Gebet, der Askese und der sogenannten „Fraternity“, der Bruderschaft oder Gemeinschaft – einer Gruppe, mit der man sich regelmäßig zum Gottesdienst, zum Gebet und zum Austausch trifft. „Jeden Tag gibt es Gebetszeiten. Jeden Tag wird im Buch Exodus gelesen. Einmal pro Woche feiert man gemeinsam die Hl. Messe“, so Dominik Lapka: „Jeder Tag ist außerdem geprägt von den Askeseregeln.“ Und die sind zum Teil richtig herausfordernd: jeden Tag kurz und kalt duschen, keine unnötigen Einkäufe, keine Videospiele. Der Computer soll nur für die Arbeit, die Schule oder wichtige Dinge wie das Bezahlen von Rechnungen verwendet werden. Das Handy darf nur für wichtige Kommunikation verwendet werden – auf nicht wichtige Nachrichten, SMS und das Internet soll verzichtet werden. Mittwoch und Freitag sind Fasttage – das heißt kein Fleisch, nur eine volle Mahlzeit am Tag, oder zwei kleinere, die gemeinsam keine volle Mahlzeit ergeben – also jenes Fasten, das die Kirche auch für Karfreitag und Aschermittwoch ausspricht. Regeln wie regelmäßig intensiv Sport zu machen, auf mindestens 7 Stunden Schlaf pro Nacht zu achten, keinen Alkohol zu trinken und auf Nachspeisen oder Süßigkeiten zu verzichten, nehmen sich dagegen vergleichsweise einfach aus.

Durchhalten

Wie man diese 90 Tage durchhält, fragen wir Dominik Lapka: „Die Fraternity hat da eine besonders wichtige Aufgabe“, sagt er: „Hier trifft man sich nicht nur und feiert Gottesdienst oder betet miteinander. Hier gibt es auch einen regen Austausch darüber, wie es uns geht, wir geben einander Tipps, wie wir durchhalten können. Das Konzept ist gut durchdacht. Eine Herausforderung ist es natürlich trotzdem. Aber das passt – es zwingt uns ja niemand.“ Eine Person in seiner Fraternity habe dabei einen ganz besonderen Stellenwert: „Der Anker – das ist jener Mann, mit dem ich mich ganz besonders intensiv austausche, der mich ganz besonders motiviert, durchzuhalten, mit dem ich versuche jeden Tag Kontakt zu haben.“ Leistungsdruck sei in seiner Gruppe übrigens kein Thema: „Den Vorwurf hört man schon manchmal, dass es bei Fraternity nur um Leistungsdenken geht, darum zu zeigen, wie toll man wäre und sich dann im negativen Sinn zu immer größerer Askese, immer mehr Gebet pushe. Aber das trifft es nicht – wir motivieren einander und streben eine innere Veränderung an, die manchmal erst ermöglich wird, wenn etwas nicht klappt. Da kann dann Gnade wirken und wir helfen einander in Demut und Barmherzigkeit, dass diese Zeit wirklich fruchtbar wird. Druck immer mehr zu leisten, spüre ich keinen.“

Die Sonntage sind bei Exodus 90 übrigens wie in der Fastenzeit ausgenommen. „Da machen wir uns dann in der Fraternity aus, welche der Regeln wir an diesem Tag lockern – essen wir etwas Süßes, oder machen wir etwas anderes?“

Was ist wichtig?

Zu fasten und die Fastenzeit bewusst zu gestalten war übrigens auch vor Exodus 90 schon Thema für Dominik Lapka. „Ich bin überzeugt davon, dass es wichtig ist, an sich zu arbeiten. Die Fastenzeit war deshalb Thema für mich – aber ich war nie der Typ, der sich kasteit, nur um sich zu kasteien, sondern weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich danach mehr und bewusster genießen kann, mich mehr auf das konzentrieren kann, was mir wichtig ist. Es ging um Verzicht mit einem spirituellen Aspekt.“

Exodus 90 sei aber nun schon noch mal ganz eine andere Herausforderung. „Das Interessante ist, dass manche Punkte für einige wenige Tage wirklich leicht zu machen sind. Aber auf lange Sicht gesehen, wird es mühsam.“ Den Medienkonsum zu reduzieren etwa falle da hinein. „Eine Woche keine Medien zu konsumieren, das geht schon. Aber 90 Tage? Das ist lang!“

Andere Regeln seien zwar im Moment eine Überwindung, würden aber dann doch erstaunlich gut funktionieren: „Das kalte Duschen etwa“, lacht Dominik Lapka: „Oder das frühe Aufstehen – jeden Tag so gegen 4.15 Uhr, um die Stunde Gebet einhalten zu können.“

Mit seiner Familie, im speziellen mit seiner Frau, hat Dominik Lapka die Teilnahme an Exodus 90 übrigens besprochen. „Wenn ich so etwas mache, hat das natürlich auch einen Einfluss auf meine Frau, meine drei Kinder. Meine Frau fand Exodus 90 gleich gut, hat mich bestärkt.“ Ein bisschen mache sie sogar mit und habe auch andere Ehefrauen aus der Fraternity ihres Mannes dazu motiviert.“

Exodus 90 und Corona?

Und Exodus 90 in Zeiten von Corona und Ausgangsbeschränkungen? „Momentan ist die größte Änderung, dass wir unser wöchentliches Fraternity Meeting online abhalten“, sagt Dominik Lapka: „Und dass wir uns auch nicht zur Hl. Messe treffen.“ Ansonsten habe sich nicht viel verändert, aber wohl eine Menge vertieft: „Wir gehen das letzte Drittel unseres Exodus 90 auch mit all den Dingen, die derzeit geschehen, bestimmt noch bewusster und führen es noch intensiver fort. Ganz nach dem Motto ,jetzt erst recht’. Eines unserer Gebete beginnt mit den Worten ,Lord Jesus, you are calling us to be men for others, not for ourselves‘ – Also: Jesus, Du forderst uns auf, Männer für andere zu sein, nicht für uns selbst. Wir sollen also Verantwortung übernehmen für andere – wann, wenn nicht jetzt, ist das das Thema in unserer Gesellschaft?“

Der Weg, den er mit seiner Fraternity gehe, sei gerade jetzt zudem ein „mächtiges Bild und eine mächtige Parallele für unser aller Situation: „Mit der täglichen Lektüre des Buches Exodus, der Betrachtung über das Volk Israel und dessen Weg durch die Wüste mit all den existenziellen Ängsten, dem Hadern und auch dem Zuspruch von Gott und seiner konkreten Hilfe sind wir derzeit besonders aktuell und können uns in das Thema auch noch tiefer hineinführen lassen.“ Eine Chance, die genützt werden wird.

Autor:
  • Portraitfoto von Andrea Harringer
    Andrea Harringer
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