Es war eine Zeit der Not
Advent mit Gedanken von Sepp ForcherAlles erstrahlt im Lichterglanz und es sind unheimlich viele Leute mit unglaublich großen Erwartungen unterwegs. Ich weiß nicht, was sie sich erwarten – wohl weniger die Wiederkunft des Herrn als ein schönes Ereignis in der Stadt.
Ich gehe dem aus dem Weg, denn in meiner Kindheitserinnerung ist Advent eine „arme Zeit“. Meine Großmutter hat streng auf das Fasten gehalten. Da gab es zum Beispiel Gerstensuppe. Mir hat das nicht besonders geschmeckt, aber es hat erfolgreich den Hunger gestillt. Es gab eine einfache Kost, mit der man gut leben konnte. Heute gibt es genügend Leute, die so etwas bräuchten.
Bei meinen Eltern, die als Hüttenwirte arbeiteten, war der Advent die Zeit, in der überhaupt kein Geschäft gegangen ist: Da geht kein Mensch mehr auf den Berg. Folglich wurde die Not sichtbar. Das hat sich für mich immer erst gelöst mit dem Entzünden der Kerzen auf dem Christbaum. Die Mutter hat am Christtag einen Schweinsbraten gemacht. Das war ganz etwas Besonderes, ein wirkliches Festessen.
Wenn ich in die heutige Zeit hinein geboren wäre, würde ich im Advent vielleicht auch am Christkindlmarkt stehen, Glühwein trinken und eine Gaudi haben. Aber Gaudi stand im Advent meiner Jugend eher weniger am Programm. Und so verbringe ich den Advent heute ruhig mit Lesen und mit Musikhören.