Weihnachten für Einsame

Es ist wichtig zu spüren, wo man gebraucht wird
Ausgabe Nr. 51
  • Meinung
Autor:
Maja Keglevics Lebensmotto ist Nächstenliebe.
Maja Keglevic organisiert seit vielen Jahren in der Dompfarre St. Stephan ‚Weihnachten für Einsame‘. ©privat

Seit vielen Jahren organisiert Maja Keglevic in der Dompfarre St. Stephan "Weihnachten für Einsame", eine besinnliche Feier mit gutem Essen, zu der Menschen kommen, die den Heiligen Abend sonst wahrscheinlich alleine verbringen würden.

Maja Keglevic stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien und kam 1958 als Jugendliche nach Österreich. Schon immer fühlte sich die 79-Jährige stark mit Flüchtlingen und Bedürftigen verbunden.

Frau Keglevic, wie kam es zum „Weihnachten für Einsame“?

Wir hatten in der Dompfarre 14-tägig einen Spielenachmittag für bedürftige Menschen. Daraus ist eine Wärmestube entstanden und der Wunsch, für diese Menschen auch am Heiligen Abend ein Fest zu veranstalten. Es gibt viele alte, einsame Menschen, deshalb nennen wir die Feier "Weihnachten für Einsame", damit sie sich auch angesprochen fühlen.

Die Feier beginnt um 17 Uhr im Curhaus neben dem Stephansdom. Wie läuft sie ab?

Vor Corona kamen bis zu 300 Menschen, wir werden sehen, wie viele es in diesem Jahr sein werden. Das Essen, das von einem Restaurant in der Nähe gespendet wird, servieren unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter. Es ist keine bloße Ausspeisung, sondern eine sehr gesellige Veranstaltung mit besinnlicher Stimmung, überhaupt nicht bedrückend. Für die Feier haben wir eigene Liedertexte erstellt, wir singen gemeinsam Weihnachtslieder und lesen aus dem Evangelium.

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Was für Menschen kommen, um zu feiern?

Es kommen einsame, gestrandete Menschen. Viele, die irgendwann einmal ein normales Leben hatten und aufgrund eines Schicksalsschlags oder aufgrund eigenen Verschuldens in die Bedürftigkeit geraten sind und sich selbst nicht helfen können.
Die Menschen wollen vor allem reden, sie brauchen ein offenes Ohr. Die wenigsten möchten über die Zukunft sprechen, sondern sie erzählen über das, was sie erlebt haben, wie es früher war, darüber, wie sie zu Hause in der Kindheit Weihnachten gefeiert haben.

Karitatives Engagement ist untrennbar mit Ihrem Glauben verbunden. War das immer schon so?

Ich bin seit 40 Jahren in der Pfarrcaritas aktiv – seit meine älteste Tochter in der Schule war – und habe sämtliche Flüchtlinge im Curhaus empfangen. Menschen aus Vietnam, Flüchtlinge im Jugoslawienkrieg und aus dem fernen Osten. Wir haben viele Leute verköstigt, es war immer viel los.
Meine Tante Juliana war mir dafür ein großes Vorbild. Sie war eine Mitarbeiterin von Leopold Ungar und hat sehr vielen Menschen geholfen. Wenn man einen solchen Menschen in der Familie hat, kann man sich dem auch nicht entziehen.

„Zu Weihnachten glänzt es nicht nur, weil überall Lichter leuchten, sondern weil es in der Seele einen neuen Aufbruch gibt.“

Maja Keglevic 

Nächstenliebe ist für mich, zu spüren, wo man gebraucht wird. Die Frage, ob ich helfen soll, stelle ich mir nicht. Das ist selbstverständlich. Nach einer guten Tat wartet bereits der nächste bedürftige Mensch. 

Was bedeutet Ihnen ganz persönlich Weihnachten?

Mit der Geburt Jesu Christi wird alles neu, wir können alle Lasten hinter uns lassen, neues Leben ist auf die Erde gekommen. Ich spüre das: Es glänzt nicht nur, weil überall Lichter leuchten, sondern weil es in der Seele einen neuen Aufbruch gibt.

Autor:
  • Sandra Lobnig
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