Tag der Pfarrer: Die kundenorientierte Kirche
NeuorientierungEine Kirche mit leichtem Gepäck“ kann auf die vielfältigen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft leichter reagieren, so das Fazit des Tages der Pfarrer.
Orientierung an den „Kunden“
Dass man von der Orientierung der Wirtschaft an den Kundinnen und Kunden auch als Kirche lernen kann, führte Andrea Hilser (Amt für Öffentlichkeitsarbeit, Bereich „Pfarrliche Öffentlichkeitsarbeit“) eindrucksvoll vor Augen. Dies beginne schon mit der liebevollen Gestaltung des Schaukastens und des Schriftenstandes und führe über die Frage der „offenen Kirche“ bis hin zum Internetauftritt einer Pfarre. Hilser empfahl dabei mehreren Pfarren, die zusammenarbeiten, einen gemeinsamen Internetauftritt. Immer müsse noch stärker mitbedacht werden, „wie uns die Menschen als Kundinnen und Kunden sehen“. Sie nannte diese menschenfreundlichen Maßnahmen „das Gesamterlebnis eines Besuchers, einer Besucherin“. Hilser: „Wir wollen Gottes Liebe gut verpackt zu den Menschen bringen.“
„Wir wollen Gottes Liebe gut verpackt zu den Menschen bringen.“
Andrea Hilser
Auch eine milieusensible Pastoral mit vielen konkreten Daten erleichtere die offensive und „kundenorientierte“ Ausrichtung einer Pfarre. Diakon Andreas Frank und seine Ehefrau Elisabeth erzählten vom innovativen „Welcome-Service“, also dem „Willkommensdienst“ der Pfarre Neu Guntramsdorf. Diesen Dienst gebe es „jeden Sonntag“, so Elisabeth Frank: „20 Minuten vor dem Beginn eines Gottesdienstes begrüßen die dabei Mitarbeitenden jede Besucherin, jeden Besucher.“ Hernach gebe es auch jeden Sonntag „ein Pfarrcafé oder einen Umtrunk“. Wobei der „Umtrunk“ am Kirchenplatz „kommunikativer ist als das Pfarrcafé“, so Elisabeth Frank.
Die „Kundschafterinnen und Kundschafter“
Ausgehend von den Grundpfeilern der Erneuerung in der Erzdiözese Wien – Mission, Jüngerschaft und Strukturreform – erläuterte Generalvikar Nikolaus Krasa den laufenden Strategieprozess. Nicht nur aufgrund der demographischen Tatsache, dass in den nächsten Jahren die Zahl der Katholikinnen und Katholiken die Eine- Million-Marke unterschreiten werde, brauche es für die Zukunft „eine Kirche mit leichtem Gepäck“. Dazu haben sich in den vergangenen Monaten beauftragte „Kundschafterinnen und Kundschafter“, ähnlich wie im biblischen Buch Numeri (Kapitel 13) auf den Weg gemacht, um andersweitig und an anderen Orten zu lernen und Erfahrungen zu sammeln.
„Kirche mit leichtem Gepäck“
Beim „Tag der Räte“ am 14. Juni würden die fünf Thesen der „Kundschafterinnen und Kundschafter“ diskutiert werden. Zur intensivierten „Mitgliederkommunikation“ komme die verstärkte Orientierung am „christlichen Bildungsbegriff “. An die notwendige „Synodalität in der Pfarre“ – ausgehend vom Brief von Papst Franziskus an die Pfarrer – erinnerte Pastoralamtsleiter Markus Beranek. Das „Projekt Bildungsakademie“ soll in Zukunft die vielen Bildungsinitiativen in der Erzdiözese bündeln und etwaige Doppelgleisigkeiten vermeiden, um das Bildungsangebot übersichtlich zu den Menschen zu bringen. Stefan Lobnig vom Pastoralamt nannte weitere Arbeitsfelder. So gehe es zum einen um „die Gründung und den Aufbau neuer Gemeinden“ und darum, „das Wachsen der Gemeinden zu fördern“. Eine gemeinsame Pfarrmedienarbeit wie auch das notwendige „Gebäudekonzept“ würden der „Kirche mit leichtem Gepäck“ dienen.
„Kirche lebt von normalen Gemeinden“
„Die Kirche lebt von Gemeinden, von ganz normalen Gemeinden“, betonte Kardinal Christoph Schönborn in seinem Statement. Der Erzbischof erinnerte dabei an die Paulus-Briefe, die den Aufbau der Gemeinden im Blick hatten. „Unsere Gemeinden werden nicht gestürmt, aber sie leben“, machte der Kardinal den anwesenden Pfarrern Mut. „Die Mission ist die DNA des Christseins“, unterstrich Schönborn, der auch an das entscheidende „Unvorhersehbare“ erinnerte, „das wir nicht steuern können“. Auch dürfe dabei „die Anziehung Jesu“ nicht unterschätzt werden, denn „Christus ist die Mitte unseres Tuns“. Hinsichtlich der „Kundenfreundlichkeit“ nannte der Erzbischof auch das Wissen um die „vielen anderssprachigen Gemeinden, die ein Teil der Kirche von Wien sind, und nicht Gäste“. Er selbst spreche zudem auch „seit 30 Jahren“ von der Notwendigkeit „offener Kirchen“.