Erschütternde Entdeckungen in Österreichs Kirchen

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 13
  • Hirtenhund
Autor:
©Der SONNTAG

Der Hirtenhund "bellt" über eine Oster-Botschaft.

Wien ist anders. Nicht nur kirchlich, aber auch. Dachte ich in der letzten Woche still bei mir angesichts so mancher dömlichen Debatte – und machte mich auf eine vorösterliche Reise durch unser schönes Land und seine ebenso schönen Kirchen. 

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Doch: Im Innsbrucker Dom lag ein überdimensionaler abgeschlagener Kopf. Mitten vor dem Hauptaltar. Er soll den Kopf – natürlich aus Bronze – des 1942 von den Nazis enthaupteten Pater Franz Reinisch darstellen. Brachial. Ich suchte Trost und geistliche Zerstreuung im Süden. Und wo geht das besser als im Land vor unserer Zeit – in Kärnten. Doch, ach herrje, egal welche Kirche ich betrat, überall wurde ich von der bedrückenden Realität des Todes überrumpelt: Im Klagenfurter Dom erwartete mich das Kunstwerk „Orakel“ – ein riesiges und wie hinter Milchglas mich bedrängendes schemenhaftes Gesicht mit unscharfen Händen. Eine Szene aus Poltergeist? 

Ich flüchtete mich aufs Land. Dorthin, wo die Menschen noch erdiger mit der eigenen Scholle verwachsen sind und grundehrliche Volksfrömmigkeit leben. Dachte ich mir. Aber dann: In Pisweg eine Muttergottes, der beim Beweinen des Sohnes zugleich ein Schwert sehr plastisch und tief in der Brust steckte. In Völkermarkt ein überdimensionaler Schädel mit Dornenkrone. Fast wie ein Röntgenbild wirkend. In Liebenfels dann wohltuend bunte Farben. Erschöpft ließ ich mich nieder und betrachtete den verhängten Altar genauer. 35 Bilder mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Gestaltet von Volksschülern der örtlichen Schule. Zu sehen auf dem Zentralmotiv eine Szene, die wohl den Garten Eden darstellen soll. Mittendrin ein Dinosaurier, ein Elefant mit Mausekopf, ein Tiger, eine lächelnde Hyäne und Adam und Eva lachend und ohne jedes Geschlechtsmerkmal. 
Rasch zurück in die Erzdiözese, dachte ich mir. Dort ist ja nun wieder bald der Blick frei auf den Hochaltar,  die gewohnten Bilder des lebensfrohen Glaubens. Wie jenes am Hochaltar von der Steinigung des Stephanus. Oder links unterhalb davon der heilige Sebastian, wie man ihn kennt und liebt, von Pfeilen durchlöchert. An allen Ecken und Enden wird gekämpft, gelitten, gestorben. Der Kreuzestod – kein Spaziergang. Fragen Sie Mel Gibson. Das hat uns Christen religionsgeschichtlich immer schon verdächtig gemacht. Wir beschreiben die Realität des Todes, nicht um ihm zu huldigen, sondern um seine Dramatik aufzuzeigen – und umso glühender den Ostersonntag zu erwarten.

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