Die Bologna-Entführung: Der Film

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Ausgabe Nr. 41
  • Kunst und Kultur
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Bild aus dem Film "Die Bologna Entführung"
Als jüdisches Kind im Vatikan: Weil ihn eine Amme während einer Krankheit taufte, muss Edgardo (Enea Sala) nach damaligem Gesetz katholisch erzogen werden. ©Anna Camerlingo/Filmladen

In den Kinos ist der Film „Die Bologna-Entführung" von Regisseur Marco Bellocchio gestartet. Im Werk von Bellocchio wird die wahre Geschichte von Edgardo Mortara erzählt. Wir haben uns den Film für Sie angesehen.

Der Film „Die Bologna-Entführung“ erzählt von der Zwangskonversion eines jüdischen Buben im Kirchenstaat. Das Drama beleuchtet historische Machtstrukturen der Kirche, die heute auf den Dialog setzt – wie Regisseur Marco Bellocchio anerkennt.

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Bologna-Entführung: Ein politischer Kampf im Namen des Papstes

Bologna, 1858: Im Auftrag des Papstes stürmen Soldaten das Haus der Familie Mortara im jüdischen Viertel. Ihr Ziel: den siebenjährigen Edgardo Mortara mitzunehmen. Der Bub war als Säugling während einer Erkrankung heimlich von seiner Amme getauft worden. Nach damaligem päpstlichem Gesetz (Bologna war Teil des Kirchenstaates) müsse er katholisch erzogen werden. Die verzweifelten Eltern setzen alles daran, ihren Sohn zurückzuholen. Unterstützt von der Öffentlichkeit und der internationalen jüdischen Gemeinschaft, entwickelt sich ihr Kampf schnell zu einer politischen Auseinandersetzung. Doch die Kirche und Papst Pius IX. verweigern die Rückgabe des Kindes und nutzen den Fall, um ihre schwindende Macht zu festigen.

Die Verfilmung der Mortara-Affäre

„Die Bologna-Entführung – Geraubt im Namen des Papstes“, inszeniert vom renommierten italienischen Regisseur Marco Bellocchio, basiert auf der wahren Geschichte von Edgardo Mortara (1851–1940), dem durch den Papst eine katholische Erziehung im Vatikan, fern seiner Eltern, aufgezwungen wurde und der später als Priester und Missionar wirkte. „Die Geschichte hat mich tief bewegt, und ich erkannte, dass sich der Stoff für eine Verfilmung eignet. Ich habe den Film nicht gemacht, um jemanden zu kritisieren, sondern weil ich die Geschichte erzählen wollte“, sagt Regisseur Marco Bellocchio. Er habe mit dem Film weder die Kirche noch den Papst angreifen wollen. Tatsächlich sei die katholische Kirche dem Film mit großer Toleranz begegnet.

Die Bologna-Entführung: Visuelle Brillanz und emotionale Tiefe

Der Film ist ästhetisch virtuos inszeniert und beeindruckt in detailreichen historischen Schilderungen etwa von religiösen Ritualen auf katholischer wie jüdischer Seite. Die schauspielerischen Leistungen machen die emotionalen und psychologischen Dimensionen des Dramas deutlich. Besonders herausragend ist Enea Sala als kleiner Edgardo. Auch die musikalische Gestaltung trägt zur starken Wirkung des Streifens bei.

„Ich als Nichtgläubiger wurde nicht als Feind gesehen, sondern es wurde versucht, einen Austausch herzustellen.“


Regisseur Marco Bellocchio

Dialog statt Konfrontation im Film "Die Bologna-Entführung"

Regisseur Marco Bellocchio bezeichnet sich als nicht gläubig: „Ich muss aber sagen, dass ich in der römisch-katholischen Kirche einer Haltung begegnet bin, die zum Dialog bereit war. Ich als Nichtgläubiger wurde nicht als Feind gesehen, sondern es wurde versucht, einen Austausch, eine gemeinsame Basis herzustellen. Diese Haltung ist schon vor einigen Jahrzehnten entstanden. Und der jetzige Papst stellt die politische Strategie der katholischen Kirche ganz auf die Basis des Dialogs. Sein Ziel ist es nicht, Menschen zu bekehren, die anderen Religionen angehören, sondern mit ihnen in einen Dialog zu treten. Wir leben in einer Welt, die so kurz vor der Katastrophe steht, dass wir alle gemeinsam versuchen müssen, diese Katastrophe abzuwenden.“

Zwangskonversionen und der Wandel der Kirche

Bellocchio betont: „Papst Franziskus liegt es vollkommen fern, für die Bekehrung Andersgläubiger zu kämpfen. Wir haben uns viel mit Priestern ausgetauscht.“ Der Film bringt das Thema der Zwangskonversionen wieder ins Bewusstsein. Bellocchio: „Während des Zweiten Weltkriegs haben Katholiken zahlreiche jüdische Kinder versteckt und vor dem sicheren Tod bewahrt, während ihre Eltern deportiert wurden. Nach dem Krieg wurden viele dieser Kinder getauft. Die jüdische Gemeinschaft verlangte jedoch, dass sie zum Judentum zurückkehren sollten. Es gab Unstimmigkeiten, doch am Ende hat die katholische Kirche, anders als früher, die Kinder zurückgegeben.“ Es habe natürlich auch aufsehenerregende, völlig freiwillige Konvertierungen erwachsener Juden gegeben. „Im Gegensatz dazu waren die Zwangskonvertierung von Kindern, die ja aus einer Notsituation heraus geschah, und die Schwierigkeit, diese Kinder in die jüdische Gemeinschaft zurückzuholen, ein schmerzliches Thema, das immer wieder zur Sprache kam.“ 

Ein Film, der zum Nachdenken anregt

Der sehenswerte Film regt nicht nur zum Nachdenken über historische Ungerechtigkeiten an, sondern zeigt auch, wie sich der Umgang der Kirche mit anderen Glaubensgemeinschaften im Laufe der Zeit verändert hat und wie heute auf Dialog als gemeinsame Basis gesetzt wird.

Autor:
  • Agathe Lauber-Gansterer
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