Endlich Freundinnen
Anekdoten
der Seelsorge ein. ©privat
In einem großen Zinshaus in der Marienpfarre in Wien-Hernals lebten zwei ältere Damen. Sie waren beide bereits Witwen und lebten allein, Tür an Tür im selben Stockwerk. Allerdings waren sie seit vielen Jahren böse aufeinander. Sie sprachen miteinander kein Wort, und wenn, dann beschimpften sie einander, wenn sie sich zufällig über den Weg liefen. Was die beiden noch verband, war die Marienkirche, die sie besuchten.
Freundinnen: Pater Andreas Hiller wollte vermitteln
Eines Tages erfuhr Pfarrer Pater Andreas Hiller, verstorben 2024, von dem Konflikt und wollte vermitteln. Er kannte beide als freundliche Menschen. Die Erste, die er besuchte, sagte sofort zu ihm, dass die andere die Böse sei. Diese empfing den Pfarrer ebenfalls. Er meinte, dass so ein Streit doch nichts bringe und dass ihre Nachbarschaft vielmehr zur gegenseitigen Hilfe genützt werden könnte. Die Antwort der Dame war verblüffend: „Herr Pfarrer, wenn wir uns jetzt versöhnen, wozu hätten wir dann 30 Jahre lang gestritten?“
Freundinnen nach drei Weingläsern und einer Flasche Wein
Pater Hiller gab aber nicht auf. An einem Sonntagnachmittag packte er drei Weingläser und eine gute Flasche Wein in eine Tasche und machte sich zu den Damen auf. Er läutete beide heraus und lud sie zu einem Gläschen Wein ein: „Der ist besonders gut, den darf man nicht versäumen!“ Beide konnten dem Angebot nicht widerstehen, nahmen ein Glas und prosteten sich notgedrungen zu, zunächst noch mit grimmigem Blick. Ab dem dritten Glas aber fingen sie an, vernünftig miteinander zu reden. Und siehe da, von dem Augenblick an war der Streit beendet, und die beiden wurden gute Freundinnen, die sich nun gegenseitig unterstützten.

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