Wie Andreas Pfeifer zum ORF-Journalist wurde

Vom Zitherspieler zum Journalisten
Ausgabe Nr. 31
  • Kunst und Kultur
Autor:
Andreas Pfeifer und Stefan Hauser sitzen nebeneinander im Studio.
Andreas Pfeifer und Stefan Hauser im Gespräch. ©Cornelia Grotte

Wie der ORF-Journalist Andreas Pfeifer von der Zither zum Journalismus fand, erzählt der bekannte Journalist im Interview mit Stefan Hauser. Eine Reise durch Musik, Schule, und kritischen Journalismus.

Andreas Pfeifer leitet das ORF-Büro in Berlin. Der gebürtige Südtiroler berichtete als ORF-Journalist auch aus Washington und Rom und stand in der Sedisvakanz nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. auf Dächern der Ewigen Stadt.

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Vom Musiker zum ORF-Journalist

Bevor Sie Journalist geworden sind, hat Sie die Musik geprägt.

Andreas Pfeifer: Begonnen hat es mit dem Versuch, eine Familientradition, das Zitherspielen, in eine neue Zeit zu führen. Ich habe in Innsbruck am Konservatorium neben Germanistik und Musikwissenschaft Zither studiert. 

Mit Musikkritiken kamen Sie in den Journalismus. Spielen Sie heute noch Zither?

Ab und zu Stücke aus älteren und neuen Zeiten. Ich war auch mit Hans Werner Henze unterwegs, dem deutschen Komponisten, der in der Nähe von Rom gelebt hat. 

Wie prägend war für Sie die Schulzeit bei den Franziskanern in Bozen?

Eine alte Schule, Latein, Altgriechisch und natürlich noch Franziskanerpatres, die einen beträchtlichen Teil des Lehrkörpers stellten. Es war eine gute Schule, weil sie viel Verankerung in historischen Zusammenhängen hatte. Natürlich gab es an dieser Schule auch Vorfälle, die einen die kritische Distanz lehrten zur Kirche, auch zu den Patres. Ich will da nicht von großen Missbrauchsskandalen reden, aber natürlich hat man irgendwie die Differenz zwischen der vertretenen Weltsicht und dem tatsächlichen Verhalten von Priestern, auch der Kirche miterlebt. 

ORF-Journalist Andreas Pfeifer und die Kirche

Was haben Sie sich da mitgenommen?

Es war ein ganz guter Impuls, um später dann auch über die Kirche zu berichten. Ich war in Rom auch Korrespondent für Geschehnisse im Vatikan und habe dort die Erfahrung gemacht, wenn man versucht, sich dieser absoluten Monarchie zu nähern, muss man das immer mit großem Respekt für Menschen tun, die dort ihre existenzielle und weltanschauliche Beheimatung haben. Die höheren Mächte sind nicht verhandelbar und für einen Journalisten nicht zugänglich. Trotz mehrerer Interviewanfragen hat sich der Heilige Geist bei mir noch nie gemeldet, wenn ich das so sagen darf. Insofern muss man für diese sakrale Welt ein Sensorium und einen gewissen Respekt haben. Diesen habe ich aus der Schulzeit mitgenommen.

Sie waren in Rom Korrespondent, als Papst Johannes Paul II. im Sterben lag, danach ein Konklave anstand und Papst Benedikt XVI. gewählt wurde. Was sind Ihre Erinnerungen?

Aus journalistischer Sicht erinnere ich mich an das Hoffen und Bangen während des Konklaves. Ich kannte nicht alle Kardinalsbiographien und hatte Sorge, ob ich nach Aufsteigen des weißen Rauches aus dem Stand einen Kommentar über den neuen Papst geben kann. Es war dann Joseph Ratzinger. Über den konnte ich etwas sagen, nicht zuletzt, weil ich ihn ungefähr einen Monat vor seiner Wahl zum Papst in der österreichischen Botschaft vom Heiligen Stuhl getroffen habe. Er war ein sehr redseliger, an intellektueller Dialektik interessierter Mann. Wir haben da ein bisschen miteinander diskutiert, er meinte dann einen Monat vor der Wahl: „Wäre es denn nicht an der Zeit für einen Papst aus Afrika?“ Ich habe ihm zugestimmt und sehe ihn dann als Papst auf dem Balkon des Petersdoms.

Kontakt zu Kardinal Schönborn

Danach hatten Sie auch viel Kontakt zu Kardinal Christoph Schönborn.

Ich erinnere mich sehr gerne an die Zeit kurz nach dem Konklave, als ich gemeinsam mit Kardinal Schönborn auf römischen Dächern stand, um dieses neue Pontifikat einzuweihen. Er mit seelsorgerischem Impetus und ich mit journalistischem Respekt. Das war eine sehr schöne Zusammenarbeit. 

Sie bilden junge Studentinnen und Studenten bei der Katholischen Medien Akademie für Radiojournalismus aus. Was ist Ihnen dabei wichtig? 

Ich halte sehr viel von der Intimität des Radios, das mit einer Schulung für den guten Ton, auch viel für die gute Artikulation, für die gute Sprache, doch sehr nahe an Hörerinnen und Hörer herankommt. Es ist ein gewisses Pendant zu dieser Überflutung von visuellen Reizen, in der wir leben, mit unseren Geräten, mit unseren Bildschirmen, mit unseren sozialen Medien. 

ORF-Journalist ist drei Jahre in Berlin tätig

Sie sind seit beinahe drei Jahren in Berlin tätig. Welchen Blick legt man nach Ihrer Wahrnehmung aus Deutschland auf Österreich? 

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als ich vor meinem Korrespondentenjob in Deutschland unterwegs war. Da wurde Österreich vom unter Anführungszeichen „großen Bruder“ manchmal mit einem milden Lächeln bedacht. Da fielen dann auch so Worte wie „Operettenstaat“ und Ähnliches. Man hat Österreich vor allem auch sportlich nicht sonderlich ernst genommen, wenn ich an den Fußball denke. Wir wissen, dass sich das extrem verändert hat. 

Welche Punkte machen diesen Unterschied aus?

Ich höre oft, ihr habt es besser, die Züge sind pünktlicher und die Digitalisierung ist auf einem höheren Niveau. Es gibt eine sehr große Hochachtung für Österreich. Die ist manchmal so groß, dass manche deutsche Kolleginnen und Kollegen zu mir sagen: „Ich verstehe nicht, warum die Österreicher immer so jammern und dort auch so eine heftige politische Polarisierung herrscht, denn es ist ja so wunderschön in Österreich“. Ich muss sagen, das ist eine Drehung der Wahrnehmung. Österreich rangiert auf der Skala der Wertschätzung der Deutschen mittlerweile sehr weit oben. 

Logo radio klassik Stephansdom.

Sommergespräch: Andreas Pfeifer

Andreas Pfeifer ist am 5. August 2024 zu Gast in den Sommergesprächen auf radio klassik Stephansdom 
 

Beginn: 17:30 Uhr. Gestaltung: Stefan Hauser.

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Autor:
  • Stefan Hauser
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