Mathematik: Pfarrer schummelt beim Test
AnekdotenGleich beim Wiener Zentralfriedhof befindet sich die Anton-Steinböck-Gasse, deren Namensspender (26. 9. 1903–17. 12. 1970) sein Leben als Geistlicher von 1932 bis zu seinem Krebstod 1970 in Neusimmering verbracht hat. Man nannte ihn den „gütigen Antonius“.
Bei seiner Beerdigung musste die Polizei die Simmeringer Hauptstraße für den Verkehr sperren, weil tausende Menschen im Trauerzug zum Simmeringer Friedhof dem Sarg folgten. Am 17. Dezember jährt sich sein Todestag. Aus diesem Anlass hat uns Leserin Hilde Lux eine Begebenheit aus den 1950er-Jahren übermittelt, die Pfarrer Steinböck selbst erzählt hat. Damals gab es noch keine Schulbusse. Kinder aus entlegenen Orten am Land konnten daher nur die achtklassige Volksschule besuchen. Für eine weiterführende Schule war jedoch meistens ein Pflichtschulabschluss vorgeschrieben, den man in der Hauptschule machen konnte oder durch Ablegung einer großen Prüfung.
Ein Mädchen mit Volksschulabschluss aus einem kleinen Dorf im Waldviertel wollte unbedingt Krankenschwester werden. Für die Ausbildung in der Krankenpflegeschule benötigte sie jedoch einen Hauptschulabschluss. Sie wohnte damals bereits in Wien und trat an der Hauptschule Wien-Simmering am Enkplatz zur Prüfung an. Anton Steinböck war Religionslehrer an der Schule und sollte die Prüfung für das Fach Religion abnehmen. Als er das Prüfungszimmer betrat, fand er ein in Tränen aufgelöstes Häufchen Elend vor. Das Mädchen saß vor dem Mathematik-Test und verstand die Aufgaben nicht. Da ging dem Kaplan das Herz auf. Er setzte sich zu ihr und löste die Aufgaben für sie, denn er war ein guter Mathematiker. Außerdem war er der Meinung, dass Mathematikkenntnisse bei der Krankenpflege nicht notwendig seien. Bald war der Test fertig geschrieben und der Besuch der Krankenpflegeschule gesichert.
Für die Religionsprüfung blieb allerdings keine Zeit mehr, und so gab er dem – nun glücklichen – Mädchen ein Gut.
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