Ein Allerheiligenstriezel und Würfel
Tradition pflegenRund um den 31. Oktober gibt es bei uns im Weinviertel in vielen Gemeinden eine ganz besondere Tradition: Das „Striezel-Paschen“. Das Paschen ist ein Würfelspiel und da wird zu Hause, bei einem Wirten oder in einer Pfarre um einen, meistens auch mehrere, der sogenannten Allerheiligenstriezel gespielt“, erzählt Roswitha Müllner-Balon. Seit 10 Jahren betreibt sie in Ebendorf im Weinviertel eine kleine Ziegenlandwirtschaft und beschäftigt sich auch als Seminarbäuerin in ihren Kursen mit Brauchtum und da besonders auch mit Brauchtumsgebäck.
Allerheiligenstrietzel hat Tradition
„Festtagsgebäck ist mir ein großes Anliegen, Traditionen generell – ich will nicht, dass das verloren geht und mache es deshalb immer wieder zum Thema“, sagt sie. „Alles, was sich so regelmäßig wiederholt, das gibt Halt, Sicherheit, Beständigkeit und ich denke daher, Traditionen mit allen Sinnen zu erfahren, ist wichtig im Leben. Einmal mehr in einer Zeit wie der unseren, in der alles so schnell ist und sich auch alles so rasch verändert.“ Gerade das Striezel-Paschen sei zudem auch noch ein wirklich gutes Gegenstück zu Halloween. „Ein Gegenstück, das bei uns verwurzelt ist, das zu uns dazugehört“, sagt Roswitha Müllner-Balon. „Ich bin keine Freundin davon, Traditionen einfach ohne Hintergrund zu übernehmen.“
Paschen – so gehtʼs
Gleich vorausgeschickt: Einheitliche Spielregeln für das Paschen gibt es nicht. Hier deshalb nur eine Anregung, wie das Spiel funktionieren könnte: Am Tisch liegen drei Würfel und ein Becher. Jeder Spielteilnehmer würfelt. Die gewürfelte Augenzahl wird zusammengezählt. Sie muss auf alle Fälle höher als 11 sein. Höher als 11, weil der Begriff „Paschen“ aus dem Französischen kommt, konkret von „passe-dix“, was wörtlich übersetzt „überschreite die Zahl Zehn“ bedeutet. Wer also weniger als 11 würfelt, scheidet aus. Und derjenige, der die höchste Augenzahl über 11 hat, gewinnt. Unterhaltsamer und spannender wird das Spiel bestimmt, wenn über mehrere Ziegenbäuerin mit großer Liebe zu Runden gespielt wird.
Darum spielen oder verschenken
Der Allerheiligenstriezel hat in vielen Gegenden Österreichs eine lange Tradition. „Die Rezepte für eben auch dieses Brauchtumsgebäck wurden und werden meist immer noch von Generation zu Generation weitergegeben. Sie bestehen in ihren Grundzügen damit oft schon seit hunderten von Jahren“, sagt Roswitha Müllner-Balon. Oft wird um das köstliche Gebäck aber nicht gespielt, sondern es wird als Geschenk von den Taufpaten an ihre Taufkinder weitergegeben – mancherorts mit einer zusätzlichen kleinen Aufmerksamkeit.
Rezept: Allerheiligenstriezel
Allerheiligenstriezel
Zutaten:
- 500 Gramm Mehl
- ein Teelöffel Honig
- 80 Gramm Kristallzucker
- 60 Gramm geschmolzene Butter
- circa 125ml lauwarme Milch
- ein Packung Trockengerm
- ein Schuss Rum
- Rosinen – je nach Geschmack
- Hagelzucker und/oder Mandelblättchen zum Darüberstreuen (kann man, genauso wie die Rosinen, auch weglassen)
Zubereitung:
Das Mehl mit der Trockengerm vermischen und die Milch hineinkneten. Dann den Honig, den Kristallzucker, den Rum und die geschmolzene Butter dazugeben und alles zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Wer Rosinen mag: jetzt ist der richtige Zeitpunkt sie hineinzukneten. Den Teig in eine Schüssel geben und mit einem Geschirrtuch abgedeckt an einem warmen Ort 30 Minuten gehen lassen. Dann den Teig in 3 gleich große Portionen teilen und die weitere 10 Minuten gehen lassen. Danach die Kugeln zu Strängen formen und einen Striezel flechten und ihn auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen. An einem warmen Ort weitere 20 Minuten gehen lassen. – Siehe Bild oben. Das Backrohr in der Zwischenzeit auf 180 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen. Den Striezel mit der Milch bestreichen – dann glänzt er nach dem Backen schön. Wer Hagelzucker oder Mandelblättchen auf dem Striezel haben möchte, streut sie jetzt noch darüber. Den Striezel anschließend auf der mittleren Schiene des Backrohrs etwa 50 – 60 Minuten backen.
Zur Person: Roswitha Müllner-Balon
Nähere Infos zu Roswitha Müllner-Balon, ihrer Ziegenwirtschaft, vor allem aber auch zu ihrem Seminarangebot rund um das Thema Brauchtum und Brauchtumsgebäck
finden Sie unter: ▶ ebendorfer-ziegenwirtschaft.at