Die Zerbrechlichkeit der Dinge
Advent mit Gedanken von Sepp ForcherZum Teil mussten wir lange herumsuchen, denn Tannen waren in meiner Südtiroler Heimat Sexten und später nach dem Umzug auch im Salzburger Tennengebirge eher rar. Aber der Duft der Tanne ist schon etwas Besonderes.
Der Christbaumschmuck war immer derselbe, meine Eltern haben ihn aus Südtirol nach Salzburg mitgenommen. Der Schmuck an sich war nichts Besonderes, dafür aber die Art, wie mein Vater damit umgegangen ist: Sonst war er eher ein harter Mensch. Aber beim Schmücken des Christbaumes hat man seinen Händen die Zerbrechlichkeit der Dinge angesehen. Er hat den Schmuck sehr zart angefasst und geachtet, dass ja nichts kaputtgeht.
Als Geschenk haben wir Socken oder Fäustlinge bekommen, die unsere Mutter selbst gestrickt hatte. Hie und da habe ich von Gästen – meine Eltern waren ja Hüttenwirte – ein Buch bekommen: „Robinson Crusoe“, griechische Heldensagen oder „Eskimoleben“ von Nansen. Meine Eltern haben es nicht gerne gesehen, wenn ich gelesen habe. Ich wurde trotzdem ein begeisterter Leser.
Der Besuch der Christmette war nicht möglich, weil wir auf dem Berg gewohnt haben. Aber wir haben immer gewartet, bis wir die Glocken im Tal hörten. In unserer Zeit im Tennengebirge haben wir auch die wandernden Lichter gesehen, wenn die Bauern unten in Werfenweng mit den Laternen in die Mette gegangen sind. Diese kleinen leuchtenden Punkte sind für mich eine ganz besondere Erinnerung an Weihnachten.