Die Wunden des Antisemitismus
MeinungIm Jahr 1938 entlud sich vom 9. auf 10. November der Hass auf jüdische Menschen in der vom Naziregime organisierten Reichspogromnacht. Synagogen (in Wien blieb nur der Stadttempel unversehrt) und Bethäuser wurden vor johlenden Menschenmengen niedergebrannt, Hunderte ermordet, Geschäfte und Wohnungen zerstört und geplündert, jüdische Friedhöfe geschändet. Einige Tausend wurden ins KZ Dachau deportiert.
Antisemitismus: Freunde werden zu Feinden
Das geschah vor 86 Jahren und der 2000-Jahre alte Judenhass war mit einer Wucht wieder lebendig geworden. In diesem bitteren Moment, trotz der schon erlebten Repressalien, erkannte die jüdische Bevölkerung die enttäuschende Wahrheit. Aus Freunden wurden Feinde! Das war der Auftakt zum Versuch, jüdisches Leben in Europa zu vernichten.
Erinnerung und neuer Schmerz
2024 gedenken wir wie jedes Jahr, was die jüdische Bevölkerung damals erlitten hat. Am 7. Oktober 2023 hat im Süden Israels das größte und abscheulichste Pogrom nach der Shoah stattgefunden. Mehr als 1200 Kinder, Frauen und Männer wurden massakriert, lebendig angezündet, ganze Familien ermordet von einem Mob, der genauso mit Hass erfüllt war, wie damals.
Die Welt schaut zu und schweigt - Antisemitismus
Und wieder schaut die Welt zu und sucht die Fehler bei den Ermordeten und Verschleppten. Es gibt kein „Ja, aber …“, denn jedes „Ja, aber …“ zeigt jüdischen Menschen, dass mit zweierlei Maß gemessen wird.
Zur Person
Milli Segal (70) stammt in der zweiten Generation von Shoah-Überlebenden. Sie hat die Projektleitung der Ausstellung „Für das Kind – Museum zur Erinnerung“, die Rettung jüdischer Kinder 1938/39 vor dem Naziregime nach Großbritannien.
Der Kommentar drückt ihre persönliche Meinung aus!