Die Tür zu einem erfüllten Leben
4. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr A, 30. April 2023Der vierte Sonntag der Osterzeit ist der „Sonntag des guten Hirten“. Das Bild von Jesus als dem guten Hirten ist zum Sinnbild für eine gelingende und heilsame Gott-Mensch-Beziehung geworden, es steht für Vertrauen, Sorge, Schutz und Vertrautheit.
Im Evangelium dieses Sonntags steht allerdings ein anderes Bild für Jesus im Vordergrund. Es ist das Bild der Tür. Wer durch die Türe zu den Schafen geht, kommt in guter Absicht. Es ist ein Mensch, dem die Schafe Vertrauen entgegenbringen. Wer durch die Tür kommt und geht, dem liegt ihr Wohl und ihr Heil am Herzen.
„Ich bin die Tür“
Mit dieser Aussage über sich selbst eröffnet Jesus noch einmal einen anderen Blickwinkel. Er stellt sich selbst als derjenige dar, der Zugang und Durchgang ist und einen neuen Weg eröffnet. Er ist die Tür, hinter der eine andere Wirklichkeit beginnt. Diese Wirklichkeit ist wohl auch noch verborgen, ist Geheimnis, aber er lädt ein, über die Schwelle zu treten und diese neue Weite zu suchen. Wenn wir diesen Schritt machen, dann machen wir ihn mit unserem ganzen Dasein. Wir nehmen die Nöte und Ängste der Welt mit in unseren Alltag, wir tragen unsere eigenen Unzulänglichkeiten und unsere Ohnmacht in uns.
Die Verheißung, die uns erwartet, ist ein „Leben in Fülle“. Ein Leben, in dem wir aus dem Vertrauen leben dürfen, dass wir mit all unserem Glück und unseren Lebensfragen Gott an unserer Seite wissen dürfen. In der Nachfolge Jesu sind wir eingeladen, wie er Tür zu einer anderen Wirklichkeit zu sein. Wir können das tun, indem wir im anderen das Gute sehen, Veränderungen zulassen, offen sind, Trost spenden, füreinander da sind – und dabei das immer noch größere Geheimnis Gottes bewahren. Damit das „Leben in Fülle“ auch schon hier beginnen kann!
1. Lesung Apostelgeschichte 2,14a.36–41
Die innere Gewissheit des Paulus, dass ein Leben aus dem Geist Gottes das Leben verändert, trifft die Menschen „mitten ins Herz“ und bewegt sie, sich der neuen Bewegung anzuschließen.
Am Pfingsttag trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden: Mit Gewissheit erkenne das ganze Haus Israel: Gott hat ihn zum Herrn und Christus gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt. Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder? Petrus antwortete ihnen: Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denen in der Ferne, die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird. Mit noch vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie: Lasst euch retten aus diesem verdorbenen Geschlecht! Die nun, die sein Wort annahmen, ließen sich taufen. An diesem Tag wurden ihrer Gemeinschaft etwa dreitausend Menschen hinzugefügt.
Psalm 23 (22), 1–3.4.5.6 (Kv: 1)
Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.
2Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
3Meine Lebenskraft bringt er zurück.
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen.
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt,
übervoll ist mein Becher.
Ja, Güte und Huld
werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des Herrn
für lange Zeiten.
2. Lesung 1 Petrus 2,20b–25
Die Adressaten dieses Teils des ersten Petrusbriefes waren die Sklaven in der Zeit der Urkirche. Sie und alle zu Unrecht Leidenden werden ermutigt, im Blick auf Jesus die Hoffnung nicht zu verlieren.
Geliebte, wenn ihr recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes. Dazu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. Er hat keine Sünde begangen und in seinem Mund war keine Falschheit. Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht; als er litt, drohte er nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter. Er hat unsere Sünden mit seinem eigenen Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot sind für die Sünden und leben für die Gerechtigkeit. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber habt ihr euch hingewandt zum Hirten und Hüter eurer Seelen.
Evangelium Johannes 10,1–10
Besonders Johannes bringt viele Vergleichsbilder, welche Bedeutung Jesus für die Menschen hat. Hirte und Tür – Begleiter und Türöffner für ein erfülltes Leben. So stellt er ihn hier dar.
In jener Zeit sprach Jesus: Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.
Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte. Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.
Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net