Die Sehnsucht nach der Reset-Taste

Gedanken zum 1. Adventsonntag – 3. Dezember
Ausgabe Nr. 48
  • Sonntag
1. Advent 3. Dezember. ©Ruyan Ayten

Gedanken zum Evangelium von Stefanie Krüger.

1. Adventsonntag, Lesejahr B, 3. Dezember 2023

„Nun ist aber wirklich Schluss, es reicht!“ Mit einem beherzten Sprung trenne ich die zwei Streithähne und versuche erstmal Ruhe in das Chaos zu bringen. Viele von Ihnen, die mit Kindern arbeiten oder eine solche Rasselbande zu Hause haben, erlebten vermutlich auch schon so ähnliche Situationen. Am Abend, wenn ich die Nachrichten anschaue, bin ich oft erschüttert über all den Krieg, die Wut und das Leid. Oft keimt dann in mir der Wunsch auf nach einem Gott, der sagt: „Nun ist aber wirklich Schluss, es reicht!“ Ein Gott, der Ruhe und Frieden in all das Schlamassel hier bringt.

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Die Texte des Advents erzählen uns von dieser Sehnsucht nach einem radikalen Neuanfang. Dem Wunsch nach einer Reset-Taste, die alles neu werden lässt. Leidenschaftlich fleht Jesaja: „Hättest du doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen, sodass die Berge vor dir erzitterten.“ Das Volk Israel befindet sich im 5. Jahrhundert vor Christus in einer ausweglosen Situation. Es kehrt gerade erst aus dem babylonischen Exil nach Jerusalem zurück, der Tempel liegt in Trümmern, die Stadt ist heruntergewirtschaftet. Gott erscheint ihnen unendlich fern. Doch mit großer Leidenschaft bestürmt das Volk seinen Gott, den Himmel aufzureißen und sich ihnen wieder zuzuwenden.

Und heute? Wie greift Gott in unserer Welt ein? In diesem Advent möchte ich mir die tiefe Sehnsucht Jesajas zu eigen machen. Ich möchte Gott leidenschaftlich bestürmen und mir die Hoffnung bewahren, dass der Himmel immer wieder aufreißen möge: in kleinen Gesten, wie einem ehrlichen „Verzeih“, einer Umarmung oder durch die von Gott geschenkte Kraft, einen Neuanfang zu wagen.

1. Lesung Jesaja 63,16b–17.19b; 64,3–7

Das Volk Israel befindet sich in einer ausweglosen Situation: Es ist gerade erst aus dem Exil nach Jerusalem heimgekehrt, der Tempel liegt in Trümmern, Gott erscheint unendlich weit entfernt. Doch mit Leidenschaft und Hoffnung bestürmt das Volk seinen Gott, sich ihm wieder zuzuwenden.

Du, Herr, bist unser Vater, „Unser Erlöser von jeher“ ist dein Name. Warum lässt du uns, Herr, von deinen Wegen abirren und machst unser Herz hart, sodass wir dich nicht fürchten? Kehre zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbbesitz sind! Hättest du doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen, sodass die Berge vor dir erzitterten. Seit Urzeiten hat man nicht vernommen, hat man nicht gehört; kein Auge hat je einen Gott außer dir gesehen, der an dem handelt, der auf ihn harrt. Du kamst dem entgegen, der freudig Gerechtigkeit übt, denen, die auf deinen Wegen an dich denken. Siehe, du warst zornig und wir sündigten; bleiben wir künftig auf ihnen, werden wir gerettet werden. Wie ein Unreiner sind wir alle geworden, unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid. Wie Laub sind wir alle verwelkt, unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind. Niemand ruft deinen Namen an, keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und hast uns zergehen lassen in der Gewalt unserer Schuld. Doch nun, Herr, du bist unser Vater. Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände.

2. Lesung 1 Korinther 1,3–9

Paulus beginnt seinen durchaus kritischen Brief an die Gemeinde in Korinth mit seiner Wertschätzung für die Gemeinde. Er erinnert sie an ihre Berufung.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Ich danke meinem Gott jederzeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus geschenkt wurde, dass ihr an allem reich geworden seid in ihm, an aller Rede und aller Erkenntnis. Denn das Zeugnis über Christus wurde bei euch gefestigt, sodass euch keine Gnadengabe fehlt, während ihr auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus wartet. Er wird euch auch festigen bis ans Ende, sodass ihr schuldlos dasteht am Tag unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.

Evangelium Markus 13,33–37

Viele Judenchristen fragen sich im ersten Jahrhundert nach Christus: Wann erwarten wir das Ende der Welt? Gibt es in der aktuellen Welt noch Hoffnung? Markus ermutigt sie, wachsam zu sein, achtsam die Zeichen der Zeit zu erkennen und sich für das kommende Reich Gottes einzusetzen.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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