Die Liturgie als Gesamtkunstwerk
11-Uhr-Messe in St. AugustinHochamt“ übersetzt sich aus dem lateinischen „summum officium“, höchster/s Dienst, Amt, und meint die feierlichste Form der heiligen Messe. Am 29. Jänner beging man das 3.800. Hochamt nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Kirche war voll wie immer. Musikalisch wurde der Gottesdienst mit Charles Gounods Cäcilien-Messe gestaltet, deren reiche Instrumentalbesetzung auch zur mitreißenden Erhöhung des Volksgesangs verwendet wurde; gleich zu Beginn stimmten Fanfaren zu „Nun danket alle Gott“ darauf ein. Dennoch: die Musik allein ist keine Garantie für erfülltes und beglückendes Feiern. Die einzigartige Atmosphäre der Hochämter in St. Augustin ergibt sich aus mehreren Elementen: sinnerfasster, klarer Vortrag der Schriftlesungen, ansprechende, mitunter humorvolle Predigten, würdevoller Altardienst, erstklassiges liturgisches Orgelspiel, festliche Beleuchtung, wohlduftender Weihrauch, Blumenschmuck, Paramentik, Musik – dieses „Gesamtkunstwerk Liturgie“ erhebt die Mitfeiernden, es führt sie der Gottesbegegnung zu und entlässt sie hochgestimmt aus dem Gottesdienst.
„Mit Pauken und Trompeten“
„Bezeichnend ist, dass viel mehr Menschen den Sonntagsgottesdienst in der Pfarre St. Augustin besuchen, als es der Einwohnerzahl entspricht. Dies ist ausschließlich auf die 11-Uhr-Messe zurückzuführen, die zu einem großen Anziehungspunkt geworden ist“, sagte schon Kardinal Franz König bei einer Visitation im Advent 1978. Die Hochämter in St. Augustin haben jahrhundertelang Tradition. Selbst in den entbehrungsreichen Jahren des 2. Weltkriegs wurden die Gottesdienste soweit möglich musikalisch begleitet, zunächst unter der Leitung von Christian Eder, der in Nachfolge seines Vaters Leopold seit 1903 als Chordirektor tätig war. Nach Eders Tod im Mai 1944 gestaltete Josef Schabasser mit seinem Chor der Kirche St. Josef ob der Laimgrube die (damals abendlichen) Hochämter in St. Augustin. Kurz vor Kriegsende wurde die Augustinerkirche bei einem Luftangriff im April 1945 schwer beschädigt. Man richtete eine Notkapelle im Kloster ein; auch dort sang man, wenngleich räumlich eingeschränkt, ab 1947 wieder feierliche Messen. Nach den Jahren der Restaurierung wurde die Augustinerkirche am Christkönigssonntag 1950 mit einer Pontifikalmesse mit Mozarts Krönungsmesse wiedereröffnet. Ab nun begann die Zählung der gesungenen Hochämter; das 500. gab es im Jänner 1960 mit Haydns Nelson-Messe, das 1.000. im Februar 1971 mit Bruckners Messe in e-Moll.
Kurz vor der Fastenzeit geht man nun noch einmal „mit Pauken und Trompeten“ ans Werk. Gesungen wird Haydns Pauken-Messe, die – traurig aktuell – „in tempore belli“, in einer Kriegszeit, entstanden ist. Sie war von den Eltern des Neupriesters Joseph Hofmann für dessen Primiz in der Wiener Piaristenkirche bei Haydn bestellt worden; ebenda ist sie am Stephanitag 1796 erstmals erklungen.