„Die Liebe zur Kirche habe ich nie verloren“
Aus dem Testament von Weihbischof KrätzlAus dem Testament des verstorbenen Weihbischofs Helmut Krätzl zitierte Kardinal Christoph Schönborn am Anfang seiner Predigt beim Requiem am Montagabend, 15. Mai: „Die Liebe zur Kirche habe ich nie verloren. Ich habe gelernt, mehr auf ihr inneres Wesen zu schauen, und dass sie immer viel mehr ist, als sie im Augenblick erscheint.“ Helmut Krätzl habe ganz im Aufbruch des 2. Vatikanischen Konzils gelebt, so der Wiener Erzbischof: „Er konnte mit Begeisterung davon sprechen. Er war einer der letzten echten Augenzeugen. Vieles, was das Konzil anstrebte, schien ihm nicht verwirklicht. Das hat ihn enttäuscht, geschmerzt. Er hat es offen angesprochen.“
„Alle unsere Wege sind unvollendet“
Warum wurde er nie ein bitterer, ein resignierter Mensch? Warum ist er ein hoffnungsvoller Mensch geblieben? Diese Fragen hat Kardinal Schönborn, wie er gestand, Helmut Krätzl nie so direkt gestellt. „Seine Gelassenheit, seine Heiterkeit trotz allen Mahnens zur notwendigen Erneuerung – ja zur Reform der Kirche – hat wohl damit zu tun, dass er aus langer Erfahrung wusste, wie unvollendet alle unsere Wege sind.“ Und Schönborn weiter: „Bischof Helmut war trotz aller Sorge und Kritik ein hoffnungsvoller, zuversichtlicher und fröhlicher Mensch geblieben, weil er eines wusste – das ist auch eine Zuversicht für die Kirche und die Zukunft: Der Herr öffnet selber die Herzen. Ohne dieses Wirken des Herrn ist all unser Bemühen vergeblich.“ Zum Abschied sagte der Erzbischof seinem Mitbruder: „Lieber Bischof Helmut! Du hast vielen Menschen das Wort Gottes nahegebracht, und vielen hat der Herr dafür das Herz geöffnet. Dafür danken wir dir und danken wir dem Herrn.“
Liebe zur Eucharistie
Für Weihbischof Helmut Krätzl war die Eucharistie die Initialzündung seiner persönlichen Berufung und zeitlebens ein Herzensanliegen. Prägend war für ihn die Frühkommunion, auf die ihn seine Mutter vorbereitete. Von der liturgischen Bewegung und noch mehr der Erneuerung des Gottesdienstes nach dem 2. Vatikanischen Konzil tief berührt, waren ihm die aktive Teilnahme der ganzen Gemeinde und der gemeinsame liturgische Volksgesang eine Herzensangelegenheit. Selbst als er nicht mehr in der Lage war, persönlich der Eucharistie vorzustehen, nahm er bis kurz vor seinem Tod als einfacher Gläubiger an der Heiligen Messe im Stephansdom teil.
Der Gottesdienst zu seinem Begräbnis wurde daher ganz in seinem Sinn und nach seinen Vorstellungen gestaltet. Am Sarg des Verstorbenen fanden sich neben der Mitra ein Kelch mit einer Patene und eine Stola als Symbole seiner persönlichen eucharistischen Frömmigkeit und seines Dienstes.