Die biblischen Bösewichte

Bösewichte in der Bibel
Ausgabe Nr. 36
  • Theologie
Autor:
Kain der Brudermörder.
Kain der Brudermörder. ©Mit KI generiert/pixabay
Die erste Gewalttat in der Bibel: Kain tötet seinen Bruder Abel.
Die erste Gewalttat in der Bibel: Kain tötet seinen Bruder Abel. ©Irene Unger
Das sind die Bösewichte in der Bibel.
Das sind die Bösewichte in der Bibel. ©pixabay

Die Bibel des Alten und Neuen Testaments benennt viele positive und schöne Dimensionen des Lebens. Sie erzählt aber auch ganz realistisch von den Abgründen und Tiefen des menschlichen Daseins. Hier die Bösewichte in der Bibel. Eine Hinführung zum „Bibelpfad“ am 27. September in Wien.

Wir sollen einander lieben und nicht wie Kain handeln, der von dem Bösen stammte und seinen Bruder erschlug. Warum hat er ihn erschlagen? Weil seine Taten böse waren, die Taten seines Bruders aber gerecht“: So nüchtern und bereits auch wertend bringt der erste Johannesbrief (3,12), er findet sich im Neuen Testament, die Tat des Kain auf den Punkt. Es lohnt sich aber, genauer auf diesen Text hinzuschauen und sich den Bösewicht Kain genauer anzusehen.

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Kain als Bösewicht

Er gehört zur biblischen Urgeschichte und findet sich im vierten Kapitel des Buches Genesis. Am Anfang steht der Hinweis auf die Geburt zweier Brüder. „Der Mensch erkannte Eva, seine Frau; sie wurde schwanger und gebar Kain. Da sagte sie: Ich habe einen Mann vom HERRN erworben. Sie gebar ein zweites Mal, nämlich Abel, seinen Bruder.“ Abel wurde Schafhirt und Kain Ackerbauer. „Nach einiger Zeit brachte Kain dem HERRN eine Gabe von den Früchten des Erdbodens dar; auch Abel brachte eine dar von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Der HERR schaute auf Abel und seine
Gabe, aber auf Kain und seine Gabe schaute er nicht.“ Warum Gott, der HERR, auf das Opfer des Abel schaut und auf das des Kain nicht, ist nicht ganz klar und eindeutig. Und die Bibel fährt dramatisch fort: „Da überlief es Kain ganz heiß und sein Blick senkte sich.“ Auch wenn Gott das Opfer des Kain nicht angenommen hat, Gott kümmert sich um Kain und führt einen intensiven Dialog mit ihm. „Der HERR sprach zu Kain: Warum überläuft es dich heiß und warum senkt sich dein Blick? Ist es nicht so: Wenn du gut handelst, darfst du aufblicken; wenn du nicht gut handelst, lauert an der Tür die Sünde. Sie hat Verlangen nach dir, doch du sollst über sie herrschen. Da redete Kain mit Abel, seinem Bruder. Als sie auf dem Feld waren, erhob sich Kain gegen Abel, seinen Bruder, und tötete ihn.“

„Darauf machte der HERR dem Kain ein Zeichen, damit ihn keiner erschlage.“

Genesis 4,15

Und es heißt weiter: „Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist Abel,  dein Bruder? Er entgegnete: Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders?“ Und: „Der HERR sprach: Was hast du getan? Das Blut deines Bruders erhebt seine Stimme und schreit zu mir vom Erdboden. So bist du jetzt verflucht, verbannt vom Erdboden, der seinen Mund aufgesperrt hat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders aufzunehmen.“

Schlechte Aussichten für Bösewichte

Die Aussichten für Kain sind nicht gut, denn Gott, der HERR, weiß mehr: „Wenn du den Erdboden bearbeitest, wird er dir keinen Ertrag mehr bringen. Rastlos und ruhelos wirst du auf der Erde sein. Kain antwortete dem HERRN: Zu groß ist meine Schuld, als dass ich sie tragen könnte.“ Kain fürchtet, dass er der Blutrache zum Opfer fallen kann: „Siehe, du hast mich heute vom Erdboden vertrieben und ich muss mich vor deinem Angesicht verbergen; rastlos und ruhelos werde ich auf der Erde sein und jeder, der mich findet, wird mich töten.“ Doch Gott kümmert sich weiterhin um den Brudermörder Kain: „Der HERR aber sprach zu ihm: Darum soll jeder, der Kain tötet, siebenfacher Rache verfallen. Darauf machte der HERR dem Kain ein Zeichen, damit ihn keiner erschlage, der ihn finde. So zog Kain fort, weg vom HERRN und ließ sich im Land Nod nieder, östlich von Eden.“

Die Schändung der Nebenfrauen

Ganz böse, und dabei Frauen erniedrigend und verachtend, so agierte Abschalom, der einen Aufstand gegen seinen Vater David anzettelte und sich zum König ausrufen ließ. David floh vor Abschalom und verließ Jerusalem, lässt aber zur Bewachung seines Hauses „Wächterinnen“ zurück. „So zog der König David fort und sein ganzes Haus folgte ihm. Nur die zehn Nebenfrauen ließ der König zurück; sie sollten das Haus bewachen“, heißt es im zweiten Buch Samuel (15,16). Ahitofel, einer der Berater des aufständischen Königssohns Abschalom, hatte dann einen teuflischen Plan. Im zweiten Buch Samuel (16,21–22) heißt es weiter: „Ahitofel sagte zu Abschalom: Geh zu den Nebenfrauen deines Vaters, die er hiergelassen hat, um das Haus zu bewachen. So wird ganz Israel erfahren, dass du dich bei deinem Vater verhasst gemacht hast, und alle, die zu dir halten, werden ermutigt. Man errichtete für Abschalom ein Zelt auf dem Dach und Abschalom ging vor den Augen ganz Israels zu den Nebenfrauen seines Vaters.“ Abschalom betrachtete diese Frauen als Kriegsbeute, er schlief also demonstrativ und gleichsam „öffentlich“ („vor den Augen ganz Israels“) mit den Nebenfrauen seines Vaters. Davids Heer kann dann die Aufständischen besiegen, Abschalom kommt ums Leben, und David kommt wieder nach Jerusalem zurück. Dort trifft er auf die durch Abschalom geschändeten Nebenfrauen, die ein weiteres Mal unschuldig zum Handkuss kommen, wie es im zweiten Buch Samuel (20,3) heißt: „Als David in sein Haus nach Jerusalem zurückkehrte, nahm der König die zehn Nebenfrauen, die er zurückgelassen hatte, um das Haus zu bewachen, und ließ sie in Gewahrsam bringen. 

Bösewichte wie David

Er versorgte sie, ging aber nicht mehr zu ihnen und sie blieben bis zu ihrem Tod eingesperrt – schon zu Lebzeiten des Mannes im Witwenstand.“ Wenngleich die Untat des Abschalom durch nichts zu entschuldigen ist, so hat auch David mit seiner Reaktion diese zehn Nebenfrauen ein weiteres Mal gedemütigt, indem er sie einund wegsperren ließ.

Grausame Bösewichte: Herodes der Große

Im Neuen Testament werden einige Herrscher mit dem Namen „Herodes“ genannt. Der bekannteste ist wohl Herodes der Große, der von 37 bis 4 vor Christus als römischer Vasallenkönig von Rom abhängig in Palästina herrschte. Seine bekannte Grausamkeit hat auch der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus überliefert. Herodes der Große hatte seine eigenen Söhne Alexander und Aristobul und einige hundert ihrer Anhänger hinrichten lassen, und danach auch seinen Sohn Antipater. Außerdem ließ Herodes zahlreiche Pharisäer und ihm nahestehende Hofbeamte töten. Die Geburt Jesu in Betlehem fiel in seine Regierungszeit. „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem“, heißt es im Matthäusevangelium (2,1). Durch die Sterndeuter und die Weisheit seiner Schriftgelehrten erfuhr König Herodes von der Geburt eines neuen Königs.

Weitere Bösewichte in der Bibel

Er fühlte sich von dem neugeborenen Kind bedroht und reagierte brutal, wie das Matthäusevangelium berichtet (2,16): „Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er sandte aus und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte.“ Seit dem vierten Jahrhundert verehrt die Kirche die ermordeten Knaben in Betlehem als „sancti innocentes“, als „unschuldige Kinder“.

„Herodes ließ in Betlehem alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten.“

Matthäus, Kapitel 2

Nach dem Matthäusevangelium (2,6) war Betlehem ein kleines Dorf mit ungefähr tausend Einwohnern. Demnach sind der Mordaktion des Herodes nach Meinung einiger Neutestamentler etwa dreißig bis vierzig Buben zum Opfer gefallen. Josef floh dann aus Angst vor Herodes dem Großen mit Maria und dem Jesus-Kind nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus anstelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa nach Nazaret. Dieser Herodes Archelaus, Sohn des Herodes des Großen, regierte von 4 vor bis 6 nach Christus als Ethnarch (Volksfürst) über Judäa, Samarien und Idumäa.

Bösewichte: Als Johannes seinen Kopf verlor

Auch ein weiterer biblischer Herodes, Herodes Antipas, war ein Sohn des Herodes des Großen. Er herrschte von 4 vor bis 39 nach Christus, aber nur als Tetrarch (Viertelsfürst) über Galiläa und Peräa, wurde jedoch volkstümlich auch als „König“ bezeichnet. Dieser Herodes ließ den Täufer Johannes hinrichten (Markusevangelium 6,14–29).

Die Hinrichtung des Apostels Jakobus

Agrippa I., Enkel von Herodes dem Großen, wurde volkstümlich „Herodes“ genannt, da er kurze Zeit (41–44 nach Christus) das Reich seines Großvaters unter seiner Herrschaft vereinigte. Er ließ dann den Apostel Jakobus ums Jahr 44 mit dem Schwert hinrichten (Apostelgeschichte 12,2). Jakobus, der Sohn des Fischers Zebedäus, war der ältere Bruder des Apostels Johannes. In den Evangelien fallen diese beiden Zebedäussöhne wiederholt auf. Wegen ihrer temperamentvollen Art (Lukasevangelium 9,54) hat Jesus sie als „Donnersöhne“ bezeichnet (Markusevangelium 3,17). Jakobus erlebte die Verklärung Jesu und auch das Gebet Jesu am Ölberg. Als Erster der Zwölf erlitt er den Märtyrertod. Nach alter Überlieferung wird sein Grab im spanischen Santiago de Compostela verehrt.

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Autor:
  • Stefan Kronthaler
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