Die Beichte – Ein Geschenk?

WEIHBISCHOF STEPHAN TURNOVSZKY
Ausgabe Nr. 13
  • Brückenbauer
Autor:
Weihbischof Stephan Turnovszky bezeichnet die Beichte gerne als „Fensterputzen für die Seele.“ ©Wirestock

Warum die Beichte ein wertvolles Geschenk Gottes ist, das oft übersehen oder unterschätzt wird. Weihbischof Stephan Turnovszky antwortet unseren Lesern.

Frage an den Brückenbauer: „Christen haben das Sakrament der Versöhnung, wie es oft scheint, vergessen. Warum? Kann die Beichte nicht ein Geschenk sein?“ 

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Ja, in der Tat, die Beichte ist eines der ganz großen Geschenke, die Gott uns durch Jesus macht: die Erfahrung der Vergebung meiner Sünden! Ich bezeichne sie gerne als „Fensterputzen für die Seele.“ Denn genau das ist meine Erfahrung mit der Beichte: Mir ist nachher lichter und leichter ums Herz, und ich sehe die Welt und die anderen Menschen in einem freundlicheren Licht. Ich gehe ca. alle fünf Wochen bei meinem geistlichen Begleiter zur Beichte.

Ja, ein Geschenk ist sie, aber was ist mit der Verpackung dieses Geschenkes? Da liegt vieles im Argen. Denn die oft lieblose Verpackung lässt so gar nicht auf den hohen Wert des Inhaltes schließen. Mit „Verpackung“ meine ich die Rahmenbedingungen der Beichte: 

Wichtig ist der Raum. Wie riecht es im Beichtzimmer? Ist es gepflegt und sauber? Hell genug, aber auch nicht grell erleuchtet? 

Erkennt man von außen, welcher Priester gerade für die Beichte zur Verfügung steht (und welche Sprachen er spricht)? Erkennt man, ob man warten oder eintreten soll?

Bei welchen Gelegenheiten wird in einer Pfarre die Beichte angeboten? Gibt es vor Weihnachten und vor Ostern verstärkte Angebote?

Gibt es fixe wöchentliche Beichtzeiten? Das ist das Um und Auf! Leute müssen einfachsten Zugang zur Beichte haben. Das geht am besten, wenn man z. B. mitteilt:

„Jeden Dienstag 18 bis 19 Uhr“. Den alleinigen Hinweis „jederzeit auf Vereinbarung“ halte ich für eine pastorale Lieblosigkeit, weil man den Menschen die Hürde einer Kontaktaufnahme zumutet.

Gibt es Bußgottesdienste, in deren Rahmen von mehreren Priestern die Beichte angeboten wird? Z. B. im Rahmen eines sogenannten Abends der Barmherzigkeit?

Und schließlich: Wie erzählen Menschen vom Geschenk der Beichte, das sie erhalten haben? Wie erzählen Sie und ich davon?

Ja, die Beichte ist ein Geschenk – überfürchtet und unterschätzt. Es liegt an uns, damit dankbar umzugehen. 

Haben Sie ein Anliegen? Schreiben Sie an brueckenbauer@dersonntag.at

Autor:
  • Stephan Turnovszky
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