Gott im Wiener Kaffeehaus begegnen
Christliche Cafés in Wien
Öffne dich“ – so lautet der Name des Café Ephata, wenn man ihn aus dem Aramäischen ins Deutsche übersetzt. Gegründet wurde das Café 1997 als Projekt der Katholischen Jugend der Erzdiözese Wien. Das Kaffeehaus in der Gerbergasse 14 in Wien-Mariahilf will „mit Räumen Raum“ schaffen. Dabei stehen die drei Räume des Cafés jeweils für eine andere Beziehung, erklärt Leiterin Gertrude Stagl in einem YouTube-Video der Erzdiözese Wien.
Raum für den Glauben im Kaffeehaus
Die Kapelle im Keller – oder auch Kellerkirche genannt – stehe für die Beziehung zu Gott, der Gastraum für die Beziehung zu anderen Menschen und die Beratungsstelle für die Beziehung zu sich selbst. Das Café versteht sich als niederschwelliges Angebot für Menschen, die sonst eher nicht mit Gott in Kontakt kommen. Da sich das Lokal hauptsächlich aus Spenden finanziert und durch Ehrenamtliche betrieben wird, ist es von Mittwoch bis Freitag von 18:00 bis 22:00 Uhr geöffnet. Jedoch öffnet das Café Ephata auch zu anderen Zeiten für private Feiern, Musik- und Tanzabende sowie Vernissagen.
Kaffeehaus als Raum für Begegnungen
Ein Café mit christlichem Hintergrund in der Nähe der Uni Wien ist das Café Caspar in der Grillparzerstraße 6 im ersten Wiener Gemeindebezirk. In dem modern eingerichteten Café finden regelmäßig Konzerte und Feiern statt. Besonders Studentinnen und Studenten schätzen das Lokal und seine Wohnzimmer-Atmosphäre sehr. Das Café Caspar wird von Michael Cech, der auch den YOU-Verein leitet, geführt. Das Kaffeehaus will, laut Cech, einen Raum für Begegnungen schaffen. Siehe Interview.
Interview mit Michael Cech vom Café Caspar

Ihr habt auch einen christlichen Auftrag. Da habt ihr aktuell diese Aktion „Redaktion im Café“ – wie sieht die genau aus?
MICHAEL CECH: Ursprünglich war die Idee vor zehn Jahren, dass wir vom YOU-Verein, die wir auch ein Magazin machen, nicht nur in der Redaktion in einem kleinen Kammerl sitzen, sondern auch mit den Leserinnen und Lesern, also der Zielgruppe in Kontakt zu kommen. Es war immer schon unser Traum, ein christliches Café zu machen, wo man jungen Menschen begegnen kann. Hier hat sich dann die Möglichkeit eröffnet. Früher war das Lokal die Mensa der katholischen Hochschule. Als sie beendet wurde, hat sich die Möglichkeit ergeben, wir haben es übernommen und mit viel Eigeninitiative umgebaut. Dieser christliche Aspekt ist, dass wir Begegnung suchen und als Kirche eine Präsenz haben. Der Gast soll merken, dass wir von der Kirche sind und damit einen Zugang dazu auf einer sehr niederschwelligen Ebene bekommen. Das konkrete Tool, welches wir momentan dazu haben, sind Notizblöcke, die wir auf den Tischen stehen haben. Wir laden dazu ein, uns darauf Feedback zu geben – Nach dem Motto: „Redaktion im Café“. Wir haben im Café auch zwei Schiebetüren, die stehen normalerweise offen, damit die Gäste direkt in das Büro der Redaktion schauen können. Die Idee ist, dass die Leute Einblick in die Redaktion bekommen und wenn sie das Magazin lesen mit unseren religiösen Inhalten oder mit Religion in Berührung kommen. Diese Notizblöcke auf den Tischen sind eine Einladung ein Feedback zu hinterlassen, Gedanken beizutragen und Ideen herzugeben.
Wie wird das angenommen von den Gästen?
Wir haben auch eine Umfrage des Monats. Die Notizblöcke selbst haben wir noch nicht so lange, aber seit es sie gibt, werden sie gut angenommen. Teilweise werden die Blöcke auch genutzt uns Feedback über das Café selbst zu geben. Wir bekommen immer wieder Feedback, wie toll, die Atmosphäre des Cafés ist und dass sich die Leute wohlfühlen. Aber auch zu Inhalten bekommen wir Rückmeldungen. Es ist uns nicht so wichtig, wie viel zurückkommt, sondern dass wir das Tool schaffen, dass die Leute sehen, wer hinter dem Café steht und mit ihnen in Dialog zu kommen – und zwar in einer angepassten nicht zu aufdringlichen Art und Weise.
Kommen zu euch vor allem Studenten?
Genau. Es kommen im Schnitt rund 200 Gäste pro Tag. Ein Großteil davon hat mit Glauben und Kirche wenig Berührungspunkte. Das ist auch das Ziel, welches wir haben. Ein Teil kommt auch, weil wir christlich getragen sind. Es ist eine gute Mischung und das ist auch das Ziel, dass Menschen, die sonst nicht in die Kirche kommen, Berührungspunkte damit haben.
Wie erlebt ihr das im Alltag. Kommen aktiv Gäste auf euch zu?
Die Idee ist eine Atmosphäre zu schaffen, damit Menschen hierherkommen und sehen, dass Kirche einen Raum schafft, in dem sie sich wohlfühlen, sie angenommen werden und indem es eine besondere Atmosphäre gibt. Durch das Magazin haben wir die Möglichkeit, dass auch direkt Inhalte angesprochen werden, ohne dass man von Gast zu Gast geht in einer aufdringlichen Art. Wir haben großartiges anzubieten als Kirche. Wir haben Antworten auf die Fragen des Lebens. Aber will wir lassen jedem die Freiheit das anzunehmen oder nicht. Und wenn es jemanden interessiert, kann er sich vertiefen oder ein Feedback geben.
Ihr hatten früher auch viele Konzerte und Alpha-Kurse im Café – gibt es so etwas bei euch immer noch?
Wir sind auf jedenfall ein Raum, in dem auch Veranstaltungen stattfinden. Der Plan ist auch christliche Konzerte zu veranstalten, mit Künstlern, die überzeugt sind von ihrem Glauben. Wir bieten den Raum auch an, wenn es passt, dass man ihn für Veranstaltungen buchen kann. Alpha-Kurse sind gerade nicht geplant. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf den „normalen“ Gast, der tagsüber einfach vorbeikommt, hier lernt und seinen Kaffee trinkt. Wir haben die Altersgruppe für unser Magazin auch angepasst. Früher waren, unsere Zielgruppe vor allem Teenager, jetzt schreiben wir auch für Menschen ab 17+, also Studenten, die auch die Zielgruppe des Cafés Caspar sind. So wollen wir besser eine Brücke schlagen zwischen Magazin und Café.
Es gibt Café Caspar schon fast zehn Jahre. Inwiefern hat sich die Sinnsuche bei den jungen Menschen verändert?
Die letzten fünf Jahre waren eine wilde Zeit. Gerade die Coronazeit war für uns als Café sehr herausfordern. Die Universität hat auch nach der Coronazeit lange gebraucht, bis die Studenten wieder da waren. Dann sind auch die Preise gestiegen und die Leute haben fast wieder neu lernen müssen, sich auswärts zu treffen. Das beginnt sich erst gerade wieder zu normalisieren. Allgemein merken wir, dass die spirituelle Suche echter geworden ist, insofern, dass die Menschen tiefergehen wollen. Wenn jemand Fragen zum Leben hat, dann merkt man, dass er möchte das die Antworten tief gehen und echt sind. Nicht nur authentisch, aber auch „echt“ im Sinn von es hat Substanz und es ist nicht nur etwas, das ich vermarkten oder verkaufen will. Es geht um die echten Fragen. Die Gen Z ist da etwas anders als die Generation davor. Hier scheint mir mehr Sehnsucht nach den Fragen des Lebens da zu sein.
Ihr seid ein Café Betrieb und finanziert euch nicht durch Spenden?
Wir sind ein kommerzieller Kaffeehaus Betrieb. Es ist spannend: Wenn man ein christliches Café betreibt, will man auch Zeit haben, um ins Gespräch zu kommen. Zeit haben und wirtschaftlich Arbeiten sind nicht unbedingt dieselben Ziele. Unser missionarischer Anspruch kostet auch Geld. Daher versuchen wir auch Fundraising zu machen. Aber das Ziel wäre, dass sich das Café selbst trägt. Derzeit haben wir aber noch mit den Nachwirkungen von Corona zu kämpfen.
Informationen zu den christlichen Cafés in Wien:
Cafe Ephata:
Ort: Garbergasse 14, 1060 Wien
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 18:00 - 22:00 Uhr
Website
Cafe Ephata auf Facebook
Cafe Caspar:
Ort: Grillparzerstraße 6, 1010 Wien
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:30 - 23:00 Uhr
Website
Cafe Caspar auf Instagram