Der Weltbienentag aus der Sicht eines Imkers
Faszination ImkereiEs gibt wirklich schon für jeden Tag ein Motto, werden Sie sich vielleicht jetzt denken. Weltbienentag – wer hat sich denn so etwas ausgedacht und wofür brauchen wir den überhaupt? Der Weltbienentag gehört tatsächlich zu den jüngsten Mottotagen der Vereinten Nationen. Erst 2018 wurde der erste Weltbienentag begangen und zwar auf Initiative von Slowenien. Der Grund: Mehr Aufmerksamkeit für eines der faszinierendsten und für die Menschheit auch wichtigsten Tiere auf der ganzen Welt zu generieren. Schließlich würden die Regale in den Obst- und Gemüseabteilungen des heimischen Lebensmittelhandels ohne Bienen ziemlich traurig aussehen. Tatsächlich sind etwa 80 Prozent aller Blütenpflanzen auf die Bestäubung durch Nützlinge, wie es die Honigbienen, aber auch ihre Verwandten die Wildbienen sind (siehe Infokasten rechts), angewiesen. Wo keine Bestäubung, da keine Frucht und da keine Ernte.
Ein Bienenstock im eigenen Garten
Mein Ex-Kollege Wolfgang Linhart, ehemaliger Chef vom Dienst bei Ihrer Kirchenzeitung „Der Sonntag“, hat sich vor vielen Jahren als Hobbyimker betätigt und seine Liebe zu Bienen seit damals nie wieder verloren. „Bei uns im Ort gab es zwei oder drei Leute, die Bienen hatten“, erzählt er: „Und mich hat das ungemein fasziniert. Diese unmittelbare Beschäftigung mit einem Lebewesen, das in einer sozialen Gemeinschaft lebt und damit auch die enge Verbindung und dadurch entstehende Verbundenheit zur Natur, die diese Imker hatten, das war etwas, was mir sehr gefallen hat.“
Andere haben sich einen neuen Sportauspuff für das Moped gekauft und ich eine Bienenkönigin – so war das halt.
Wolfgang Linhart
Eines Tages ist er dann auf einen Bienenschwarm aufmerksam geworden. „Das muss im Mai oder Juni gewesen sein, denn da schwärmen die Bienen ja gerne,“ erzählt er: „Ich muss damals ungefähr 16 Jahre alt gewesen sein und hatte eben aufgrund der Erfahrung mit den Imkern vor Ort, schon mit dem Gedanken gespielt, einen Bienenstock bei uns im Garten aufzustellen. Und als ich diesen Schwarm sozusagen ,gefunden‘ habe, wusste ich, das versuche ich jetzt.“ Ein großer Teil seines selbstverdienten Geldes als Teenager sei in den darauffolgenden Jahren in das „summende“ Hobby hineingeflossen. „Andere haben sich einen neuen Sportauspuff für das Moped gekauft und ich eine Bienenkönigin – so war das halt.“
Weltbienentag: Beobachten mit allen Sinnen
Mit einem Schwarm hat es also begonnen und Wolfgang Linhart hat dann viele Jahre lang bis zu 8 Bienenstöcke gleichzeitig gehabt. „Ich habe mit zwei dicken Glasscheiben sogar einen eigenen Beobachtungsstock gebaut, um die Bienen bei ihrer Arbeit und dem „Schwänzeltanz“, mit dem sie gute Futterquellen ihren Kolleginnen anzeigen, zu beobachten. Ich wollte einfach genau sehen, was in meinen Stöcken passiert“, erzählt er.
So einem Bienenstock zuzuhören, dieses Summen, das hat etwas.
Wolfgang Linhart
Überhaupt sei es ihm hauptsächlich ums Beobachten gegangen – und zwar um das Beobachten mit allen Sinnen: „So einem Bienenstock zuzuhören, dieses Summen, das hat etwas“, sagt Wolfgang Linhart: „Und der Geruch vom Propolis und dem Bienenwachs, der ist einmalig, darauf kann man süchtig werden – auf die Stiche der Bienen, wenn man unvorsichtig ist oder sich zu hastig bewegt, weniger. Es ist einfach faszinierend zu beobachten, wie diese tausenden kleinen Insekten herumwuseln und sich doch unsichtbar organisieren, im Sommer kühle Luft in den Stock blasen, an ihren Hinterbreinen dicke Pollenklumpen in den Stock tragen oder Feinde abwehren.“ Und der Honig den seine Bienen „produziert“ haben? „Der war schon fein, aber nicht der Grund, Bienenstöcke zu haben“, lacht Linhart. Dabei hätten „seine“ Bienen in den besten Zeiten an die hundert Kilogramm Honig pro Jahr produziert. „Den hab’ ich dann halt verschenkt und den Leuten eine Freude gemacht.“
Honigbiene und Wildbiene
Weltweit gibt es neun Honigbienen - arten – sie bilden Völker oder Staaten mit zu bis zu 50.000 Mitgliedern und leben hauptsächlich in Bienenstöcken. Die rund 30.000 verschiedenen Wildbienenarten – allein in Österreich sind es etwa 700 – hingegen sind zu einem großen Teil Einzelgänger. Auch Hummeln werden etwa zu den Wildbienen gezählt. Sowohl Honigbienen als auch Wildbienen sind für die Bestäubung von Pflanzen enorm wichtig. Und: Beide Arten sind gefährdet. Als einer der Hauptursachen dafür wird immer wieder die Varroa-Milbe genannt – ein winzigkleiner Parasit, der Bienen durch verschiedenste Arten schädigt. Aber auch das verringerte Nahrungsangebot und der Mangel an Nistplätzen ist für den Rückgang der Bienen verantwortlich.
Eine Biene ist kein Haustier
Ob so ein Bienenstock eigentlich arbeitsintensiv ist, fragen wir Wolfgang Linhart. „Naja, arbeitsintensiv ist ein dehnbarer Begriff“, lacht er: „Ein bis zwei Stunden Zeit musst du dir in der Woche schon dafür nehmen. Denn alle 10 bis 14 Tage musst du den Stock aufmachen und schauen wie es den Bienen geht, wie es der Königin geht und ob sie „schwarmlustig“ sind und Weiselzellen gebaut haben. Und wenn etwas nicht in Ordnung ist, dann hat man schon Möglichkeiten, den Bienen zu helfen.“
Im Grunde sei die Imkerei ein echtes Handwerk, sagt Wolfgang Linhart, und ein Hobby, das einen mit Haut und Haaren packt und auch die Seele tief berührt: „Die Beschäftigung mit den Bienen hat etwas ungeheuer Meditatives. Ruhige Bewegungen sind für einen Imker unerlässlich. Wer hektisch herumfuchtelt, kommt nicht weit und wird – unter Umständen auch heftigst – gestochen.“ Und noch etwas ist ihm wichtig zu betonen: „Wer ein Haustier sucht, der ist mit Bienen schlecht beraten, denn eines ist klar: Du kannst Bienen nicht zähmen, du kannst sie nur begleiten. Du musst dich auf die Insekten einlassen. Wenn du sie schlecht behandelst, ziehen sie im besten Fall einfach woanders hin.“ Deshalb ist der Besuch der Imkerschule vorher sehr anzuraten.
Die Beschäftigung mit den Bienen hat etwas ungeheuer Meditatives.
Wolfgang Linhart
Irgendwann erzählt Wolfgang Linhart, sei seine Imkerei dann zu einem „natürlichen Ende“ gekommen. „Ich habe ein Praktikum bei der Kleinen Zeitung in Graz begonnen und hatte nicht mehr genügend Zeit. Und das letzte verbliebene Volk ist leider eingegangen, weil es von der Varroamilbe befallen wurde“, sagt er: „Das war schon traurig, weil man so gar nichts tun konnte. Inzwischen gibt es ja Medikamente gegen diese Parasiten, aber zu der Zeit leider nur wenig.“
Alles auf Anfang?
Vor kurzem hat Wolfgang Linhart übrigens wieder einen alten Bienenkasten daheim vom Dachboden geholt. „Jucken tät’s mich schon, den wieder aufzustellen und mit Rähmchen und Mittelwänden auszustatten“, sagt er: „Kann sein, dass ich Glück habe und ein Schwarm einzieht.“ „Einzieht? Einfach so“, fragen wir? „Ja, wenn man die ideale ,Wohnung‘ anbietet, sich um eine Bienentränke kümmert und vielleicht mit Anisöl lockt, dann kann es schon passieren, dass das Angebot schnell angenommen wird“, lacht Wolfgang Linhart.
Wenn Sie mehr über die Bienenzucht erfahren wollen, besuchen Sie doch einmal die Website der Imkerschule Wien: www.imkerschule-wien.at. Dort kann man etwa einen Imkerkurs machen und es gibt auch einen Beobachtungsstock, bei dem man einmal ganz aus der Nähe sehen kann, was sich so in einem Bienenstock tut.
Die Umweltberatung hat weiters eine Menge Informationen zum Thema Bienen und Wildbienen zusammengestellt. Darunter auch Anleitungen, wie Sie Bienen (aber auch anderen Insekten) Gutes tun können. Abrufbar unter: www.umweltberatung.at