Der Weg, die Wahrheit und das Leben
5. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr A, 7. Mai 2023„Euer Herz lasse sich nicht verwirren.“ Diese Worte richtet Jesus in seiner Abschiedsrede an die Jünger. Er hatte ihnen klargemacht, dass er sterben würde. Ob sie es ganz verstanden haben, wissen wir nicht, aber sie scheinen jedenfalls völlig verunsichert gewesen zu sein. Wozu war dann das alles gut? – werden sie sich vielleicht gefragt haben. Sie hatten Familie und Beruf aufgegeben, waren mehrere Jahre mit ihm unterwegs, hatten große Ideale und Pläne verfolgt. Und nun mussten sie erleben, wie alles gewaltsam zu Ende ging?
In diese Verunsicherung hinein spricht Jesus Hoffnungsworte. Alles hat nur scheinbar ein Ende. Es gibt eine endgültige Gemeinschaft mit ihm und mit Gott, eine innige Verbundenheit, in die die Jünger mit hineingenommen sind. Sie sollen den Glauben an ihn und an Gott in ihrem Inneren bewahren.
Euer Herz lasse sich nicht verwirren
Dieser Satz trifft auch viele von uns heute in den Verunsicherungen unserer Zeit. Krieg, Teuerung, gefährdete Ressourcen, Zukunftsängste, Kirchenkrisen – es gilt, sich im Vielerlei der Meinungen und Standpunkte zurechtzufinden und den eigenen Weg zu suchen. Die Aufforderung Jesu an seine Jünger kann auch für uns heute Orientierung sein: „Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ Glaube, der sich darin zeigen soll, dass gutes Leben für alle möglich ist, dass Heil und Heilung möglich sind, dass Menschen einander gut sein wollen, dass andere nicht allein sind in ihrem Leid und dass sie Trost erfahren, dass Gräben überwunden und neue Lebensmöglichkeiten eröffnet werden.
Das kann bedeuten, manchmal anzuecken und unbequem zu sein. Doch das Ziel soll sein, ein bisschen zu einem „Leben in Fülle“ beizutragen.
1. Lesung Apostelgeschichte 6,1–7
In der Christengemeinde kam es zwischen Hebräern und Hellenisten zu Meinungsverschiedenheiten wegen der Versorgung der Witwen. Die Apostel setzten daher Diakone für diese Aufgabe ein.
In diesen Tagen, als die Zahl der Jünger zunahm, begehrten die Hellenisten gegen die Hebräer auf, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden. Da riefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger zusammen und erklärten: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und uns dem Dienst an den Tischen widmen. Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit; ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen.
Wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben. Der Vorschlag fand den Beifall der ganzen Gemeinde und sie wählten Stéphanus, einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist, ferner Philíppus und Próchorus, Nikánor und Timon, Parménas und Nikolaus, einen Proselýten aus Antióchia. Sie ließen sie vor die Apostel hintreten und diese legten ihnen unter Gebet die Hände auf. Und das Wort Gottes breitete sich aus und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer; auch eine große Anzahl von den Priestern nahm gehorsam den Glauben an.
Psalm 33 (32),1–2.4–5.18–19 (Kv: 22)
Jubelt im Herrn, ihr Gerechten,
den Redlichen ziemt der Lobgesang.
Preist den Herrn auf der Leier,
auf der zehnsaitigen Harfe spielt ihm!
Das Wort des Herrn ist redlich,
all sein Tun ist verlässlich.
Er liebt Gerechtigkeit und Recht,
erfüllt von der Huld des Herrn ist die Erde.
Siehe, das Auge des Herrn ruht auf denen, die ihn fürchten,
die seine Huld erwarten,
dass er ihre Seele dem Tod entreiße
und, wenn sie hungern, sie am Leben erhalte.
2. Lesung 1 Petrus 2,4–9
Das Bild von Christus als dem Eckstein und seinen Jüngern und Jüngerinnen als lebendigen Steinen eines geistigen Hauses nimmt diese hinein in die Nachfolge einer „heiligen Priesterschaft“.
Schwestern und Brüder! Kommt zum Herrn, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist! Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen! Denn es heißt in der Schrift: Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten Stein, einen Eckstein, den ich in Ehren halte; wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde. Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre.
Für jene aber, die nicht glauben, ist dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden, zum Stein, an den man anstößt, und zum Felsen, an dem man zu Fall kommt. Sie stoßen sich an ihm, weil sie dem Wort nicht gehorchen; doch dazu sind sie bestimmt. Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.
Evangelium Johannes 14,1–12
Die Worte der Abschiedsrede erschließen sich erst nach der Ostererfahrung. Nach Zeit der Trennung von Jesus wird es eine neue Gemeinschaft mit ihm geben, die endgültig ist.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.
Philíppus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus sagte zu ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philíppus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, dann glaubt aufgrund eben dieser Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.
Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net