Wie ein Totenschädel das Klosterleben in Wien auflockert
AnekdotenBernadette Spitzer teilt Kurioses und Erheiterndes aus der Welt der Kirche. Diesmal geht es um einen Totenschädel.
Als Kandidatin Maria 1976 ins Kloster der Karmelitinnen in Wien eintrat, befand sich dieses im 14. Bezirk. Sie wurde durch das Haus geführt und kam in den Speisesaal, das Refektorium. Dort erschrak sie, denn auf dem vordersten Tisch lag gut sichtbar ein Totenschädel. Dieser inspirierte sie später zu folgenden Versen:
Es ist ein Raum so still und stumm,
der nennt sich Refektorium.
Trittst du dort ein, so grinst dich an
der Schädel von dem Knochenmann,
der dich ermahnt: „Iss ordentlich!
Sonst siehst du bald so aus wie ich.“
Beleuchten, verstauen und verschenken
Man übersiedelte in den 13. Bezirk. Der Schädel wurde ebenfalls mitgenommen und im neuen Speisesaal platziert. Ein Elektriker, der damals im Haus arbeitete, sah ihn, erschrak aber offenkundig nicht, denn er fragte belustigt: „Hallo, Schwestern, soll ich euch den auch beleuchten?“ Die Schwestern lehnten lachend ab.
Jahre später befanden sie, man könne weiteren Kandidatinnen den Anblick des Schädels nicht mehr zumuten. So wurde er in einer Schachtel in einem Regal verstaut und dort vergessen.
Wieder vergingen Jahre, bis eine nächste Kandidatin im Regal Ordnung machte und ihn entdeckte. Sie blieb aber cool, lachte und rief erstaunt: „Da ist ja ein Knochenmaxl drin!“
Um weitere Überraschungen zu verhindern, wurde der „Knochenmaxl“ schließlich der Anatomie der Uni Wien geschenkt.
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