Der Stephansdom lebt
Tierische BewohnerDer Turmfalke
Ab März bis etwa Anfang August gehören die Turmfalken zum sommerlichen Stadtbild Wiens und damit auch zu Kirchen wie dem Stephansdom. Der Turmfalke ernährt sich überwiegend von Mäusen, aber auch Insekten wie Käfern und Heuschrecken, Eidechsen und kleinere Singvögel stehen auf seinem Speiseplan. Besonders markant gilt beim Turmfalken der sogenannte „Rüttelflug“, bei dem er mit den Flügeln schlagend in der Luft stehen bleibt und seine Beute anvisiert. Typisch sind die hellen „kikikiki“-Rufe, die Turmfalken im Flug ausstoßen.
Dombaumeister Wolfgang Zehetner: „Ein Brutpaar nistet regelmäßig im hohen Turm des Stephansdoms. Sie haben rund um den Dom ein größeres Revier, das sie gegenüber eindringenden Artgenossen vehement verteidigen.“
Dompfarrer Toni Faber: „Wenn ich den Turmfalken durch das offene Fenster meiner Wohnung höre, weiß ich, es wird ein guter Tag.“
Der Sankt-Stephan-Kugelspringer
Aber nicht nur über dem Dom regt sich Leben, auch unter der Kirche, in den Katakomben. Vor 20 Jahren haben Wissenschaftler durch ihre Forschungsarbeiten für eine unglaubliche Sensation gesorgt. Sie haben eine neue Spezies entdeckt, den „Megalothorax sanctistephani“. Der nur einen halben Millimeter große Sankt-Stephan-Kugelspringer lebt in den winzigen Hohlräumen des Schotters, den die Donau während der Eiszeit abgelagert hat.
Dombaumeister Franz Zehetner: „Diese Springschwanzart gibt es nur an diesem Ort bei uns im Dom und ich finde es faszinierend, dass eine Tierart den Namen einer Kirche in sich trägt. Mir ist kein anderes Beispiel dafür auf der ganzen Welt bekannt.“
Die Tauben
Wie im ganzen Stadtgebiet von Wien fliegen auch Tauben rund um den Dom und nutzen das Bauwerk als Rast- oder Nistplatz. Sie werden von den Verantwortlichen des Stephansdoms geduldet, aber nicht so gern gesehen.
Dompfarrer Toni Faber: „Der aggressive Kot der Tauben zerstört die Bausubstanz des Domes. In all meiner Tierliebe hoffe und bete ich jeden Tag, dass die Tauben die Domkirche nicht so stark verunreinigen mögen.“
Dombaumeister Wolfgang Zehetner „Wo wir hinkommen, räumen wir den Kot weg, und wo nicht, schauen wir dazu, die heikelsten Stellen zu schützen wie den gerade aufwändig restaurierten Schmerzensmann an der Südwestseite. Wir brauchen die feinmaschigen Taubenschutznetze, die beim näheren Betrachten schon ins Auge springen und nicht schön sind. Es ist jedoch die einzig wirksame Methode, um die Tauben fernzuhalten.“
Die Bienen
Am so genannten Bläserchor des Stephansdoms, zwischen den beiden Heidentürmen, an der Westfront über dem Riesentor und unmittelbar unter dem Dach sind in hölzernen Kisten sechs Bienenvölker untergebracht. Von dort aus gehen Hunderttausende Honigsammlerinnen auf Blütensuche in der nahen Umgebung wie beispielsweise in der Stadtpark oder Volksgarten.
Dombaumeister Franz Zehetner: „Durch den Verkauf des geernteten Honigs in kleinen Döschen können wir Geld für die Renovierung des Doms sammeln.“