Der Revolutionär in der Krippe
Was wir der Kirche verdankenDas wunderbare Zeichen der Krippe, die dem christlichen Volk so sehr am Herzen liegt, weckt immer wieder neu Staunen und Verwunderung. Das Ereignis der Geburt Jesu darzustellen bedeutet, das Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes mit Einfachheit und Freude zu verkünden“, schreibt Papst Franziskus in „Admirabile signum“ („Das wunderbare Zeichen“, erschienen 2019). Denn: „Die Krippe ist in der Tat wie ein lebendiges Evangelium, das aus den Seiten der Heiligen Schrift hervortritt.“
Warum Gott Mensch wurde
Unsere bekannte Weihnachtskrippe geht auf einige in den Evangelien beschriebene Details der Geburt Jesu in Betlehem zurück. Beim Evangelisten Lukas heißt es schlicht: Maria „gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“ (Kapitel 2, Vers 7). „Warum bewegt uns die Krippe?“, fragt der Papst. Und er weiß die Antwort: „Vor allem weil sie Gottes Zärtlichkeit offenbart. Er, der Schöpfer des Alls, begibt sich zu uns hernieder. Das Geschenk des Lebens, an sich schon ein Geheimnis für uns, fasziniert uns umso mehr, wenn wir sehen, dass er, der aus Maria geboren wurde, die Quelle und der Halt allen Lebens ist. In Jesus hat uns der Vater einen Bruder geschenkt, der kommt, um uns zu suchen, wenn wir orientierungslos sind und die Richtung verlieren; einen treuen Freund, der uns immer nahe ist; er hat uns seinen Sohn geschenkt, der uns vergibt und aus aller Sünde erlöst.“ Von ihren Ursprüngen her sei die Krippe eine Einladung, die Armut zu „fühlen“ und zu „berühren“, die der Sohn Gottes bei seiner Menschwerdung für sich gewählt hat. „Und so ist sie implizit ein Appell, ihm auf dem Weg der Demut, Armut und Entäußerung zu folgen, der von der Futterkrippe in Betlehem zum Kreuz führt. Sie ist ein Aufruf, ihm in den bedürftigsten Brüdern und Schwestern zu begegnen und in Barmherzigkeit zu dienen“, unterstreicht der Papst. „Denken wir daran, wie oft Nacht unser Leben umgibt. Nun, selbst in solchen Momenten lässt Gott uns nicht allein, sondern kommt zu uns, um den entscheidenden Fragen nach dem Sinn unserer Existenz eine Antwort zu geben: Wer bin ich? Woher komme ich? Warum wurde ich in diese Zeit hineingeboren? Warum liebe ich? Warum leide ich? Warum werde ich sterben? Um auf diese Fragen eine Antwort zu geben, wurde Gott Mensch“, betont Franziskus.
Die Hirten als Zeugen des Wesentlichen
Die Hirten werden zu den ersten Zeugen des Wesentlichen, nämlich des Geschenks der Erlösung. „Die Demütigsten und Ärmsten sind in der Lage, das Ereignis der Menschwerdung aufzunehmen. Die Hirten antworten Gott, der im Jesuskind auf sie zugeht, indem sie sich ihrerseits auf den Weg zu ihm machen, sodass es zu einer Begegnung der Liebe und dankbaren Staunens kommt. Gerade diese sich in Jesus ereignende Begegnung zwischen Gott und seinen Kindern verleiht unserer Religion Leben und macht ihre einzigartige Schönheit aus, die in besonderer Weise in der Krippe aufleuchtet“, ist Franziskus überzeugt. Jesus wurde arm geboren und führte ein einfaches Leben, „um uns beizubringen, das Wesentliche zu erfassen und dementsprechend zu leben“. „Von der Krippe ergeht die klare Botschaft, dass wir uns nicht vom Reichtum und von so vielen flüchtigen Glücksangeboten täuschen lassen dürfen. Der Palast des Herodes steht im Hintergrund, verschlossen und taub für die frohe Kunde“, betont Franziskus: „Durch die Geburt in der Krippe beginnt Gott selbst die einzige wahre Revolution, die den Enterbten und Ausgeschlossenen Hoffnung und Würde verleiht: die Revolution der Liebe, die Revolution der Zärtlichkeit. Von der Krippe aus verkündet Jesus mit sanfter Macht den Aufruf zum Teilen mit den Geringsten als dem Weg zu einer menschlicheren und solidarischeren Welt.“
Denn: „Das Leben ist erschienen“
„Das Leben ist erschienen“, so bringt der Erste Johannesbrief (Kapitel 1, Vers 2) das Geheimnis der Menschwerdung auf den Punkt. „Die Krippe lässt uns dieses einzigartige und außergewöhnliche Ereignis sehen und berühren, das den Lauf der Geschichte verändert hat und auch zum Ausgangspunkt für unsere Zeitrechnung der Jahre vor und nach Christi Geburt wurde“, erklärt Papst Franziskus: „Die Krippe zeigt uns also Gott so, wie er in die Welt kam, und fordert uns damit heraus, über unser Leben nachzudenken, das hineingenommen ist in das Leben Gottes.“