Der moderne Laie als Herausforderung
HirtenhundAm Wort „Laie“ spalten sich die Geister und Geistlichkeiten.
Die Rolle des Laien in der Kirche
Für die einen zeigt sich der wahre, hilflose Laie darin, dass er nicht im Stande ist, mit seinen zwei linken Pfoten unverletzt einen Nagel in die Wand zu hämmern. Ein Profi ist hier das ersehnte Gegenbild. Für die anderen ist der Laie ein Hoffnungsträger. Denn er stellt in der scheinbar in Stein gemeißelten kirchlichen Ordnung aller Dinge nicht nur eine Art Gegenbegriff zum Priester dar, sondern – daraus speist sich die Hoffnung – er ist viele. Und er ist weiblich. Und er ist kein Dilettant.
Der moderne Laie: ebenbürtig, nicht zweitrangig
Denn Laien in der Kirche sind heute selbstbewusst, wohl ausgebildet – und sie erleben ihre Mission nicht etwa als zweitrangig hinter den Priestern, sondern als ebenbürtig. Aber, Achtung!, sie wollen alles genannt werden, nur nicht „Laien“. Denn das klingt für sie abwertend. Eben nach zwei linken Pfoten. Herrlich unbedarft riss schließlich Erzbischof Franz Lackner bei besagtem Jubiläum die ganze Wortakrobatik mit nur einem Satz nieder, als er den GesendetInnen entgegenrief: „Auch Jesus war Laie!“
Jesus als Ur-Laie
Ich finde das durchaus charmant und würde allen Beteiligten dringend zu mehr Entspannung an dieser Front raten. Denn ist es nicht so, dass Jesus tatsächlich „nur“ Hilfsarbeiter beziehungsweise Bauhandwerker auf der Baustelle des Herrn war? Er war kein Hohepriester, gehörte keiner priesterlichen Kaste an, ja, er führte seine Jünger – in Österreich undenkbar! – sogar ganz ohne Vereinsstatut durch die Lande. Offenbar auch ohne größeren Plan, denn er beabsichtigte weder einen politischen Umsturz noch den Aufbau einer gesellschaftlichen Bewegung.
Die Freiheiten der Laien
Ob Volksfront von Judäa oder Judäische Volksfront – das Thema hat er Profis überlassen. Denn Jesus wusste: Laie zu sein befreit enorm! Es befreit von Konventionen und Verboten („Du sollst nicht mit Zöllnern essen!“), es befreit von Dünkel und befreit dazu, sich in Hilflosigkeit dem Anderen vollkommen auszusetzen. Jesuanisch halt. Daher: Ein paar linke Pfoten mehr täten uns gut. Das war im Übrigen – eine Woche vor der Wahl – keine zwingend politische Aussage.