Der Glaube gibt die Richtung vor

Gott ist das Ziel
Ausgabe Nr. 23
  • Theologie
Autor:
Glaube kann Kraft geben: Junger Mann betet.
Die persönliche Begegnung mit Gott wird oft erst im Laufe des Lebens geschenkt. ©iStock/eyecrave
Dominikanerpater Markus Langer im Gespräch über die Tugend Glaube
P. Markus Langer ist Dominikaner in Wien. Er entwickelt und leitet
Glaubenskurse.
©Markus A. Langer

Reicht Glaubenswissen allein, um in den Himmel zu kommen? Warum braucht es in unserer heutigen Zeit vermehrt ein Angebot von Glaubenskursen? Antworten darauf gibt ein Dominikanerpater.

Eigentlich wollte ich mit meinem Namensvetter schon während meiner Studienaufenthalte in Hamburg ein Interview über seine missionarische Arbeit in der norddeutschen Großstadt führen. Dazu kam es nicht. Vor über einem Jahr ist Dominikanerpater Markus Langer von der Hansestadt an der Elbe in die Donaumetropole Wien gezogen. Nun findet unter Einhaltung der Corona-Regeln eine erste Begegnung zwischen uns beiden statt, ein Gespräch über die göttliche Tugend des Glaubens sowie die Weitergabe des Glaubens. Von Weitem sehe ich schon, dass ein Mann mit weißem Habit auf den Stufen zur Pforte des Dominikanerklosters in der Wiener Innenstadt auf mich wartet. Der Ordensmann Markus Langer trifft endlich auf den Redakteur Markus Langer.

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Wie kommt jemand, der in Bremen geboren wurde, in Norddeutschland aufgewachsen ist, zum katholischen Glauben? „Das liegt daran, dass meine Eltern aus katholischen Gegenden stammen. Meine Mutter kommt aus Niederbayern, mein Vater aus Oberschlesien. Ich bin in einer katholischen Familie aufgewachsen“, erzählt Pater Markus. „Meine Eltern sind bis heute aktive Pfarrmitglieder und ich habe von Kindheit an am Gemeindeleben teilgenommen: Zunächst war ich Ministrant und später als Jugendlicher Lektor.

Drängende Frage seit der Jugend

Pater Markus Langer studierte zunächst Kartographie in München und ist erst danach in den Dominikanerorden eingetreten, weil ihm schon seit seiner Jugend etwas sehr am Herzen liegt: Was hat es mit diesem katholischen Glauben eigentlich auf sich? Kann man den nicht vielleicht doch von innen her verstehen, nachvollziehbar erklären und verkünden?

Als ich ihn auf seine Berufung anspreche, sagt Pater Markus, dass es wichtiger ist, mir zu erzählen, wie er zum ganz persönlichen Glauben gekommen ist. Diese Geschichte gibt er auch in seinen Glaubenskursen weiter: „Als ich nach meinem Abitur und nach meiner Bundeswehrzeit angefangen habe zu studieren, habe ich mir als junger Mensch schon aufgrund meiner katholischen Erziehung gesagt: ‚Ich möchte gerne mein Leben auf Gott aufbauen. Irgendwie muss ja was dran sein, wenn es diese Religionsgemeinschaft seit 2000 Jahren gibt.‘ Ich hatte diesen inneren, tiefen Wunsch, Gott nicht nur vom Hörensagen kennen zu wollen. Ich habe intensiv viele Monate lang darum gebetet, geweint und Gott angefleht: ‚Zeige dich mir!‘ Ich kann sagen: Nach einem Jahr hat er geantwortet.“

Was ist eigentlich der Glaube?

P. Markus Langer: Zunächst einmal ist Glauben ein Für-wahr-Halten von Dingen, die man nicht sieht. Ich halte für wahr, dass es einen Gott gibt und dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Dann gibt es eine zweite Ebene: Wie ernst meine ich es mit diesem erworbenen Glauben? Erst wenn mein Glaubenswissen mein Verhalten bestimmt, kann ich sagen, dass ich wirklich daran glaube. Also wenn es wirklich vom Kopf ins Herz geht. Eine dritte Ebene ist, dass ich Gott selbst begegne, von dem ich gerade gesprochen habe in meiner persönlichen Biographie. Und das ist etwas, was wir in der Heiligen Schrift immer wieder finden. Im zweiten Korinther-Brief heißt es: „Gott ist in unserem Herzen aufgeleuchtet.“ Wir finden viele Stellen im Neuen Testament, wo die Rede davon ist, dass es ein Erkennen Gottes gibt, dass Gott schenkt. Da wird der Glaube zu einer Begegnung mit dem Herrn. Gelerntes Wissen wird zu einer lebendigen, persönlichen Beziehung. Das ist dann die göttliche eingegossene Tugend des Glaubens. Sie ist nicht von Anfang an da. Ich weiß von vielen Menschen, dass sie diese besondere Gottesbegegnung erst im Laufe des Lebens geschenkt bekommen haben.

Welche Voraussetzungen sind für den Glauben nötig?

Dass ich mich zu Gott hinkehre, dass ich mich von meinen Sünden abkehre, Gott um Vergebung bitte und ihn suche. Und es gehört dazu, dass ich bereit bin, ein Kind Gottes zu sein. Ich muss mich Gott mit Vertrauen nähern und mit der Bereitschaft, dass er der Herr meines Lebens sein darf und dass er die Berechtigung hat, in meinem Leben Änderungen vorzunehmen. Sonst hat es keinen Sinn, dass er mich begnadet, wenn ich nicht bereit bin, darauf zu reagieren.

Können wir allein durch den Glauben das ewige Leben erlangen?

Der Jakobusbrief sagt es ganz explizit: Wenn das Wissen um Gott und um Jesus Christus sich nicht in meinem Verhalten niederschlägt, dann habe ich einen toten Glauben. Mein Glaube ist ohne die Werke tot. Dann fehlt mir die Liebe, und die Liebe braucht es schon, um zu Gott zu finden. Und das heißt, es braucht auch die Werke, die die Liebe ausdrücken.

Welches Ziel hat der Glaube?

Natürlich, dass wir leichter in den Himmel kommen. Ich meine damit, dass ich tiefer erkenne, dass es Gott gibt und dass im Grunde Gott das Ziel unseres Lebens und das tiefen Sehnens meines Herzens ist. Er ist es eigentlich, woraufhin ich geschaffen worden bin. Und wenn mir die Tugend des Glaubens eingegossen wird, dann erkenne ich das in einer viel tieferen, lebendigeren Weise. Denn dann höre ich das nicht nur und nehme es verstandesmäßig wahr, sondern eine übernatürliche Erkenntnis dessen wird mir geschenkt. Das motiviert mich natürlich ganz anders, mein Leben auf Gott auszurichten.

Bei Réginald Marie Garrigou-Lagrange [Anmerkung: französischer Theologieprofessor und Dominikaner] habe ich ein total tolles Bild gefunden. Er sagte: „Die übernatürliche Tugend, die eingegossene Tugend des Glaubens, gibt mir die Richtung vor, Liebe und Hoffnung sind so wie die Flügel, um das Ziel zu erreichen.“

Warum entwickeln und führen Sie Glaubenskurse durch?

Diese Glaubenskursarbeit liegt mir besonders am Herzen, weil ich schon seit Jahrzehnten den Eindruck habe, im Grunde fehlt es an einer populär-theologischen Darstellung des katholischen Glaubens, wo mit nachvollziehbaren Argumenten erklärt wird, warum Katholiken eigentlich glauben, was sie glauben.

Es gibt die Antworten bei so manchem Theologen. Aber wer liest denn schon deren Aufsätze in den Fachzeitschriften oder in manchen kirchlichen Zeitungen? Deshalb bin ich an der Entwicklung eines Curriculums für Leute interessiert, die es einfach einmal wissen möchten. Das ist ein Aspekt. Das andere ist, finde ich, dass wir natürlich so etwas wie den Alpha-Kurs machen sollten, diese sehr einladenden Angebote, bei denen man hingeführt wird zu einer ersten Begegnung mit Christus auf eine sehr wunderschöne Weise, die das Herz öffnet. Und wo man diese Chance bekommt, dass Gott einen berührt.

Ich finde, noch ein dritter Aspekt ist wichtig: Wir müssen mehr in die Richtung gehen, dass wir Gott um seine übernatürliche Hilfe bitten. Ich denke da etwa an Damian Stayne aus der Nähe von London von der Lebensgemeinschaft „Cor et Lumen Christi“. Da passiert Glaubensverkündigung nicht nur mit Worten, sondern mit Gottes Eingreifen. Ja, Gott bestätigt durch Zeichen und Wunder die Verkündigung heute. Damian Stayne sagt: „Wir sind im Grunde in einer Zeit wieder angelangt, so wie damals im Römischen Reich, dass die Leute gar nicht mehr hinhören, sondern sie sind erst bereit zu hören, wenn Gott eingreift und das bestätigt, was verkündet wird.“

Welche Erfahrungen haben Sie bis jetzt in den Glaubenskursen gemacht?

Die Menschen sind sehr dankbar, wenn ihnen der Glaube nachvollziehbar erklärt wird und sie gleichzeitig die Gelegenheit haben, sich darüber auszutauschen. Und manche sagen auch explizit: „Ich bin inzwischen so verunsichert gewesen hinsichtlich meines eigenen Glaubens und das hat mich wieder gefestigt.“ Eine andere Reaktion ist: „Pater Markus, ich habe das schon immer geglaubt, aber jetzt verstehe ich es auch. Jetzt kann ich es besser ausdrücken, warum ich glaube, was ich glaube.“

Ein Glaubenskurs hilft ja selbst erst einmal, im Glauben fester zu werden und damit natürlich auch eine viel tiefere Motivation zu bekommen, den Glauben weiterzugeben. Ich hatte eine ehrenamtliche Mitarbeiterin in Hamburg, die mir gesagt hat: „Früher habe ich mich nie getraut, in der Firma über den Glauben zu sprechen. Heute habe ich keine Angst mehr, meinen Kolleginnen und Kollegen zu bekennen: Ich bin katholisch und ich glaube das und das.“

Autor:
  • Porträtfoto von Markus Langer
    Markus A. Langer

Dominikanerpater Markus Langer über die Größe des Glaubens

Auf die Frage, wer den größeren Glauben hat, antwortet Pater Markus zunächst "Das weiß Gott allein!" und spricht dann darüber, wie wir im Glauben wachsen können.

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