Der "Gandalf der Synode"
HirtenhundStellen Sie sich vor, Sie fahren durch den „Drive in“-Schalter des Fastfood-Restaurants Ihres Vertrauens. Und stellen Sie sich weiter vor, die Person, die Ihnen die Fressbeutel ins Auto reicht, ist nicht irgendwer, sondern Donald Trump. Hielten Sie dies für einen ausreichenden Erweis seiner joblichen Qualifikation? Oder würden Sie ihm gratulieren und fragen, ob er also endlich eine Tätigkeit gefunden hat, die seinen Fähigkeiten entspricht? Dies alles ging mir durch den Kopf, als ich die Videos dieser PR-Aktion sah, mit der Trump in diesen Tagen zweifellos einen Medien-Scoop landete.
US-Wahlkampf: Mehr Unterhaltung als die Synode in Rom?
Anders gesagt: Der US-Wahlkampf ist zum Teil richtig unterhaltsam. Viel unterhaltsamer jedenfalls als das, was unsere wackeren Synodal-Sandalen in Rom aufs Parkett bringen. Ständig wird die Bedeutsamkeit der Beratungen besungen und Kommentatoren mutmaßen, ob es zu großen Reformen kommt (eher nein) oder ob nicht doch das eigentliche Ergebnis der Synode „der Anfang eines Weges“ ist, wie ein deutscher Synodenbeobachter meint. Leider kommt gerade über die deutschsprachigen Medienkanäle nur Bierernstes aus Rom. Dabei wäre manchmal etwas Heiter-Weinseliges viel unterhaltsamer – und vielleicht auch einnehmender für die sich dort Mühenden.
Kardinal Timothy Radcliffe als „Gandalf der Synode“
Immerhin hat es der geistliche Begleiter der Synode, der designierte Kardinal Timothy Radcliffe, zum liebevoll gemeinten Ehrentitel „Gandalf der Synode“ gebracht. Als ich das las, lief bei mir natürlich gleich wieder Kopfkino ab: Wer ist dann der Frodo der Synode? Wer der edle Aragorn? Und noch entscheidender: Wer der verschlagene Gollum? Auf Franziskus als Frodo lasse ich mich gern ein. Auch wenn ich nicht um die päpstliche Schuhgröße und Fußbehaarung weiß. Synoden-Generalsekretär Grech können wir als Aragorn durchgehen lassen. Und Gollum? Vielleicht der Leiter des Glaubensdikasteriums, Kardinal Fernández? Das Rennen scheint noch offen.
Papst Benedikt und Tolkien
brigens ist Papst Benedikt XVI. vor 15 Jahren im Rahmen einer Großbritannien-Reise mit einem Großneffen des „Herr der Ringe“-Schöpfers J.R.R. Tolkien zusammengetroffen. Eine Begegnung mit dem Darsteller des Gandalf wäre auch möglich gewesen. Allerdings hatte dieser damals zeitgleich an einer Anti-Papst-Demo in London teilgenommen. Bekleidet mit einem T-Shirt mit einem Bekenntnis zur Homosexualität. Also, Kardinal Radcliffe, du Gandalf der Synode, alle Augen ruhen auf dir. Ramme deinen Hirtenstab in den römischen Schnee und rufe den ängstlichen Bewahrern (und gern auch D. Trump …) ein lautes „Zurück zu den Schatten! Du kannst nicht vorbei!“ zu.