Der Beichtstuhlbesucher
Der Claretiner P. Alois Andelfinger saß kurz vor Allerheiligen irgendwann in den 1980er-Jahren eines Nachmittags mehrere Stunden in einem Beichtstuhl im schönen Schwaben. Er half einem Pfarrer aus, denn um diese Jahreszeit war der Andrang recht hoch. Es war kurz vor Ende der Beichtzeit um 18:00 Uhr. Draußen war es bereits dunkel, in der Kirche hingegen brannte Licht.
Und wie das oft vor Geschäftsschluss ist, betrat noch jemand den Beichtstuhl. Er blieb stehen. P. Alois dachte sich nichts dabei, denn es kam immer wieder vor, dass jemand nicht knien konnte und daher stehen blieb. Um sich aber zu vergewissern, rief er: „Hallo, ist da jemand?“ und bekam eine Antwort: „Ja.“ – „Wie kann ich Ihnen helfen?“, wollte der Geistliche wissen. Der Mann antwortete, sichtlich unsicher: „Was muss ich jetzt machen?“ Folgender Dialog entspann sich: „Wollen Sie beichten?“ – „Was muss ich da machen?“ – „Warum sind Sie denn in den Beichtstuhl gekommen?“ – „Ich bin Kaufmann aus Hannover und war noch nie in der Gegend. Ich habe diese schön erleuchtete Kirche gesehen, bin neugierig geworden und hereingekommen. Und da habe ich gesehen, dass immer wieder Leute in diesem Kasten hier verschwinden und nach einer Weile wieder herauskommen. Und deshalb möchte ich wissen, was es hier drinnen Tolles gibt.“ Der Mann war offensichtlich kein Katholik, was als Hannoveraner nicht weiter verwunderlich war.
P. Alois verkniff sich das Lachen und erklärte ihm, wozu ein Beichtstuhl da ist, und erzählte vom Sakrament der Versöhnung mit Gott. Der Mann hörte aufmerksam und interessiert zu. Schließlich fragte er: „Und wie komme ich wieder hinaus? Was muss ich tun? Ich will mich nicht blamieren.“ P. Alois empfahl ihm, vor dem Altar eine Kniebeuge zu machen, sich danach in eine Bank zu setzen und ein paar Minuten die Ruhe zu genießen. Als er selbst nach einer Weile den Beichtstuhl verließ, sah er den Mann beim Verlassen der Kirche.
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