Dein Acker ist gut genug
15. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 16. Juli 2023„Schwer ist leicht was!“, sagt der Kabarettist Ottfried Fischer. Er meint damit, dass das Leben oft mühsam ist. Auch aus dem heutigen Evangelium könnte man herauslesen, wie schwer es doch der Sämann hat. In meinen Augen ist das berühmte Gleichnis Jesu aber eine Absage an jede Form von Resignation: Mit einer weit ausgreifenden Bewegung schleudert der Sämann die Körner über den Acker. Es stört ihn nicht, dass dabei nicht jedes Korn auf fruchtbaren Boden fällt. Er hat genügend Saatgut. Und die Erfahrung gibt ihm recht. Er kann am Ende reichlich ernten.
Es gibt Zeiten, in denen mein Leben einem steinigen Acker gleicht. Da erblicke ich keine Zukunft. Wie verführerisch ist es, mir dann einen anderen Acker, ein anderes Leben, eine andere Welt zu wünschen. Doch hilft es wenig, zu jammern. In der Situation der Kargheit geht es darum, sich auf den Reichtum zu besinnen, der tief in mir wie im Zellkern eines Samenkornes schlummert. In jedem Menschen wohnt die Energie, sein Schicksal zu meistern. Hilfe und Heilung von außen sind gut wie der Regen, der die Felder tränkt, wie das Licht der Sonne, das die dunkle Erde wärmt und alles, was an Saat in ihr liegt, antreibt zu wachsen. Doch das Wachstum kommt von innen.
Im Gleichnis vom Sämann, der trotz widriger Bedingungen auf den Acker hinausgeht, um zu säen, will Jesus mir sagen: Für Gott ist dein Lebensacker gut genug. Gott vertraut darauf, dass du tief in dir einen guten Kern hast, alle Anlagen und Fähigkeiten, die du für dein Wachstum brauchst. Zwischen den Steinen deines Lebens ist immer noch genug Erde, in der der Same des Reiches Gottes keimen kann.
1. Lesung Jesaja 55,10–11
Wie der Regen die Erde fruchtbar macht, so bringt auch das Wort Gottes Segen über die Menschen.
So spricht der Herr: Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.
Psalm 65,10.11–12.13–14
Du hast für das Land gesorgt, es getränkt,
es überschüttet mit Reichtum.
Der Bach Gottes ist voller Wasser,
gedeihen lässt du ihnen das Korn,
so lässt du das Land gedeihen.
Du hast seine Furchen getränkt,
seine Schollen geebnet,
du machst es weich durch Regen,
segnest seine Gewächse.
Du hast das Jahr mit deiner Güte gekrönt,
von Fett triefen deine Spuren.
In der Steppe prangen Auen,
es gürten sich die Höhen mit Jubel.
Die Weiden bekleiden sich mit Herden,
es hüllen sich die Täler in Korn.
Sie jauchzen, ja, sie singen.
2. Lesung Brief an die Römer 8,18–23
Aus der alten Welt soll eine neue entstehen. Jetzt schon wächst sie verborgen heran.
Schwestern und Brüder! Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. Denn die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin: Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber nicht nur das, sondern auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, auch wir seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.
Evangelium Matthäus 13,1–9
Die Samenkörner, die Jesus mit seiner Botschaft sät, werden aufgehen und reiche Frucht bringen.
An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich. Und alle Menschen standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen. Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen es. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!
Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net