Debatte: Gehört der Nikolo in den Kindergarten?

Hl. Nikolaus im Fokus
Ausgabe Nr. 48
  • Wien und Niederösterreich
Autor:
Tradition: Nikolo besucht Kinder auch in Bad Mitterndorf ©M.Huber
Unvergessliche Besuche: Thomas Kainz als „Nikolo“-Darsteller ©Thomas Kainz

Nikolo-Verbot im Kindergarten ist keine Seltenheit mehr. Diskussion über religiöses Brauchtum, kulturelle Unterschiede und empörte Eltern. Die Katholische Jungschar setzt auf Nächstenliebe beim Nikolofest.

Alle Jahre wieder – kommt nicht nur das Christuskind auf Erden nieder, sondern flammt auch die kurzlebige mediale Diskussion über den Auftritt des Nikolo in heimischen Kindergärten hier und dort auf. Wie die Katholische Jungschar das Brauchtum und die Traditionen rund um den heiligen Nikolaus sieht. Und warum die „Aufregung“ um den hl. Nikolaus ins Leere geht, denn auch eine säkularisierte Gesellschaft braucht dringend die ursprünglichen Ideen des Heiligen.

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Ein Nikolo-Darsteller erzählt ...

Thomas Kainz kommt aus der Pfarre Waldenstein im Waldviertel und ist sowohl in Wien als auch in seiner Heimat als Nikolaus unterwegs. Warum er gerne den hl. Nikolaus darstellt? „Im Vergleich zu anderen meiner Nikolauskolleginnen und -kollegen bin ich noch nicht so lange als Nikolaus unterwegs“, erzählt er dem SONNTAG: „Allerdings bin ich schon seit meiner Kindheit ein großer Bewunderer des hl. Nikolaus und seiner guten Taten. Als ich eines Tages in den Nachrichten erfahren habe, dass es eine Nikolaus-Schulung von der Jungschar gibt, habe ich eine spontane Eingebung gehabt und musste mich sofort anmelden. Witzigerweise fand noch am selben Tag die Schulung statt und seither bin ich bescheinigter Nikolausdarsteller.“

Sein Bild vom hl. Nikolaus hat sich insofern verändert, als dass er „erleben durfte, wie wichtig er auch in der heutigen Zeit noch für viele Familien und insbesondere natürlich Kinder ist und dass er nach wie vor im Advent nicht wegzudenken wäre“. Kainz: „Es ist faszinierend, wie viel Zeit und Liebe aufgewendet wird für diesen besonderen Heiligen. Gedichte und Lieder werden auswendig gelernt, die Wohnung wird geschmückt oder Kekse werden gebacken. Es ist wirklich eine Ehre, wenn man stellvertretend für den hl. Nikolaus oft solche lieben Gesten entgegennehmen darf.“ Was braucht es, um den Nikolaus gut darzustellen? Kainz: „Meiner Ansicht nach gibt es einiges. Natürlich sollte man ein schönes Nikolauskostüm und einiges an Wissen über den Heiligen mitbringen. Im Vorfeld sollte man mit der Kontaktperson oder den Eltern den genauen Ablauf durchbesprechen und für den Besuch auch eine Nikologeschichte, ein kleines Spiel oder ähnliches vorbereiten, um den Kindern außer Geschenken auch ein einzigartiges Erlebnis zu hinterlassen. Zu guter Letzt ist es ratsam, sich für den Besuch ausreichend Zeit zu nehmen und Ruhe und Herzlichkeit auszustrahlen, um so einen unvergesslichen Nikolausbesuch zu ermöglichen.“

Kein „Erziehungshelfer“

Seit vielen Jahren schon setzt sich die Katholische Jungschar dafür ein, dass der Besuch des heiligen Nikolaus für Kinder zu einem wunderschönen Fest wird. „Der heilige Nikolaus ist der Schutzpatron der Kinder und für uns, als größte Kinderorganisation Österreichs, daher besonders wichtig“, heißt es seitens der Katholischen Jungschar. Und weiters: „Wir bieten für Nikolausdarstellerinnen und -darsteller zum einen Material, das viele Methoden, Tipps und Ideen enthält. Andererseits werden für das praktische Üben auch Schulungen für Nikolausdarsteller und -darstellerinnen in allen Diözesen Österreichs und in Südtirol angeboten. Wir geben Empfehlungen für Nikolausbesuche in Familien, Kindergärten … und möchten damit sicherstellen, dass die Nikolausfeier für Kinder ein positives Ereignis ist und in guter Erinnerung bleibt.“

Was auch wichtig ist: „Den Kindern soll auf Augenhöhe begegnet werden, sie sollen ernst genommen werden“, betont die Jungschar. „Ein Abnehmen der Verkleidung, verkleiden vor den Kindern, das Abnehmen des Bartes oder ein Auftreten ohne Bart soll möglich sein, zum Beispiel wenn sich Kinder fürchten oder es für die Darstellenden ohne Bart angenehmer ist …“ Denn, so die Katholische Jungschar: „Der Nikolaus ist unserer Ansicht nach kein Erziehungshelfer, der Kinder lobt und bestraft. Er nimmt alle Kinder so an, wie sie sind und schützt ihre Rechte.“ Die Jungscharforderung, „der Nikolaus soll Kindern keine Angst machen“, wurde viel zu oft als „weg mit dem Bart“ vereinfacht. Die Position der Katholischen Jungschar ist klar und eindeutig: „Wir setzen uns seit Jahren dafür ein, das Nikolausfest aufrechtzuerhalten und es so zu gestalten, dass die ursprünglichen Ideen des Heiligen – Nächstenliebe, Teilen, Gemeinschaft – erlebbar werden. Unser aller klares Anliegen ist: auf die Kinder zu schauen und die Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Das bedeutet aber auch, sich an den Sinn der Heiligenfeier zu erinnern, zu überlegen, wie Traditionen so gestaltet werden können, dass sie für alle Beteiligten ein positives Erlebnis sind, und negative Erlebnisse oder Auswirkungen zu vermeiden.“

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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