Das Kreuz und der Kundenschwund
Ich bin dann auch wieder ganz froh, wenn Ostern vorbei ist. Nicht als Christ – da ist es ja der Angel-, Ausgangs- und Zielpunkt von allem, was ist. Aber als kirchlicher Öffentlichkeitsarbeiter geht mir die allösterliche mediale Befassung mit der Frage „Wie katholisch sind wir noch?“ schon ziemlich auf die Nerven. Da geht es meist auf eine Art um „Relevanz“, als wären wir keine Glaubensgemeinschaft, sondern eine Handelskette, eine Partei oder ein Hauptabend-Fernsehprogramm: Die Quote ist alles.
Natürlich gibt es Ausreißer, wie in meiner alten „Presse“, wo sie erwachsene Täuflinge interviewt haben. Beliebter sind aber Umfragen zu Symbolik und Brauchtum des Christentums, offenbar als Gradmesser. Das „profil“ hat heuer herausgefunden, dass 67 Prozent der Leute Kreuze in Klassenzimmern wollen. ServusTV berichtet, dass fast alle Eltern Osterfeiern in Kindergärten und Schulen wollen – immerhin 62 Prozent deshalb, weil es sich um einen hohen christlichen Feiertag handle, der zur österreichischen Tradition gehöre.
So viel zur Resilienz der Tradition. Die Relevanz des Glaubens an Tod und Auferstehung des Erlösers wird dagegen eher nur indirekt erwähnt. Etwa von der „profil“-Chefredakteurin, die davon schreibt, dass die Kirche mit „massivem Kundenschwund“ kämpfe. Da kommt bei mir aber schon wieder Osterfreude auf. Den Eindruck der Welt, dass es der Kirche um Kundengewinnung geht, müssen wir ja wohl selber mitverursacht haben. Vielleicht sind wir zu sehr als Verkäufer aufgetreten, nicht nur in der Ablass-Zeit, sondern bis heute, mit dem gewollt gewinnenden Dauerlächeln eines Stabsaugervertreters. Vielleicht geschieht der Kundenschwund parallel zu einem Händlerschwund in unserem Tempel – und da könnte durchaus Christus am Werk sein.